Der Fall Bachmeier - ein Fall von Selbstjustiz - Unterrichtstunden vom 18.12.2017 und vom 20.12.2017 in Klasse 9b


Unterrichtsmitschrift vom 20.12.2017 - Tuptim Schneider (9b)  


Filmtipp - Die Rache der Marianne Bachmeier
Die Rache der Marianne Bachmeier - DasErste.de: Die großen Kriminalfälle

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Marianne Bachmeier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Marianne Bachmeier (* 3. Juni 1950 in Sarstedt; † 17. September 1996 in Lübeck) war eine deutsche Mutter, die 1981 in einem Saal des Landgerichtes Lübeck den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter Anna Bachmeier in Selbstjustiz erschoss und 1983 wegen Totschlags verurteilt wurde.


Leben

Jugend und Familie

Marianne Bachmeier wuchs in Sarstedt auf, wohin ihre Eltern aus Ostpreußen geflüchtet waren. Das Paar trennte sich, und die Mutter heiratete erneut.

Im Alter von 16 Jahren wurde Marianne Bachmeier Mutter und mit 18 Jahren wieder von ihrem damaligen Lebensgefährten schwanger. Kurz vor der Entbindung ihrer zweiten Tochter wurde sie vergewaltigt. Ihre ersten beiden Kinder gab sie jeweils kurz nach der Geburt zur Adoption frei. Im Jahr 1973 kam ihre dritte Tochter Anna zur Welt, die bei ihr aufwuchs. Marianne Bachmeier betrieb in Lübeck ein Restaurant.

Ermordung der Tochter

Am 5. Mai 1980 ging die damals siebenjährige Anna Bachmeier aus Trotz gegen ihre Mutter nicht zur Schule. Sie wollte eine gleichaltrige Freundin besuchen und fiel dabei dem 35-jährigen Fleischer Klaus Grabowski in die Hände. Er soll sie bei sich zu Hause mehrere Stunden festgehalten und anschließend mit einer Strumpfhose erdrosselt haben. Laut Staatsanwaltschaft habe er das Mädchen gefesselt, in einen Karton gepackt und diesen dann am Ufer eines Kanals in einer Mulde abgelegt. Die Leiche soll er anschließend in ein Loch gelegt und mit Erde bedeckt haben. Am Abend wurde er in der Gaststätte Im alten Zolln festgenommen.

Klaus Grabowski war ein vorbestrafter Sexualstraftäter und zuvor wegen sexuellen Missbrauchs zweier Mädchen verurteilt worden. Während seiner Haft ließ er sich 1976 kastrieren und unterzog sich zwei Jahre später einer Hormonbehandlung. Marianne Bachmeier und Christian Berthold (Annas leiblicher Vater) erstatteten später erfolglos Strafanzeige gegen den Urologen, der die Hormonbehandlung bei Grabowski angewandt und somit ihrer Meinung nach dessen Gefährlichkeit wiederhergestellt hatte.[1]

Grabowski gab an, das Mädchen nicht sexuell belästigt zu haben. Bei der polizeilichen Vernehmung sagte er, das Mädchen habe der Mutter erzählen wollen, er habe sie unsittlich berührt mit dem Ziel, von ihm eine D-Mark zu erpressen.

Selbstjustiz im Gerichtssaal

Marianne Bachmeier schmuggelte am 6. März 1981 eine Pistole des Typs Beretta M1934 in den Gerichtssaal des Lübecker Landgerichts und erschoss damit am dritten Verhandlungstag im Strafprozess den wegen Mordes an ihrer Tochter Anna angeklagten Klaus Grabowski. Sie zielte mit der Waffe auf Grabowskis Rücken und drückte insgesamt acht Mal ab. Sechs der Schüsse trafen; der 35-jährige Angeklagte war sofort tot.

Der bislang bekannteste Fall von Selbstjustiz in der Bundesrepublik löste ein großes Medienecho aus und wurde in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Fernsehteams aus aller Welt reisten nach Lübeck, um über diesen Fall zu berichten. Reporter befragten auf der Straße zahlreiche Passanten über die Tat der 31-jährigen alleinerziehenden Frau. Ein Großteil der Bevölkerung zeigte Verständnis für die Tat, andere verurteilten sie als nicht mit der Rechtsstaatlichkeit vereinbar. Marianne Bachmeier verkaufte ihre Lebensgeschichte für rund 250.000 D-Mark exklusiv an das Nachrichtenmagazin Stern. Sie vertraute sich dem Stern-Reporter Heiko Gebhardt an, der sie während ihrer Untersuchungshaft besuchen durfte.

Verurteilung wegen Totschlags

Am 2. November 1982 wurde Marianne Bachmeier vor Gericht zunächst wegen Mordes angeklagt. Später ließ die Anklage den Mordvorwurf fallen. Nach 28 Verhandlungstagen erging am 2. März 1983 durch die Schwurgerichtskammer des Landgerichts Lübeck die Verurteilung wegen Totschlags und unerlaubten Waffenbesitzes zu sechs Jahren Haft. Damit ging einer der aufsehenerregendsten Prozesse der Nachkriegszeit zu Ende. Nach drei Jahren Haft wurde sie vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen.

Umzug ins Ausland

Marianne Bachmeier heiratete 1985 und zog 1988 mit ihrem Ehemann, einem Lehrer, nach Lagos in Nigeria. Dort lebten sie in einem deutschen Camp, in dem ihr Lebensgefährte an der deutschen Schule unterrichtete. Sie ließ sich 1990 von ihm scheiden und ging nach Sizilien, wo sie in einem Hospiz in der Hauptstadt Palermo Sterbende pflegte. Nachdem sie erfahren hatte, dass sie an Krebs erkrankt war, kehrte sie nach Deutschland zurück.

Interviews

Im Jahr 1994, 13 Jahre nach ihrer Tat, gab sie ein Interview im Deutschlandfunk: „Ich finde es einen sehr großen Unterschied, ob ich ein kleines Mädchen umbringe, weil ich Angst habe, ich muss danach ins Gefängnis für mein Leben lang. Und dann auch das ‚Wie‘, also dass ich mich hinter das Mädchen stelle und zuziehe, das ist jetzt wörtlich aus seiner Aussage: ‚Ich höre, dass etwas aus ihrer Nase tritt, dann ziehe ich fester zu, dann kann ich den Anblick der Leiche nicht mehr ab‘.“[2]

Am 21. September 1995 trat sie in der Talkshow Fliege in der ARD auf. Sie gab zu, dass sie den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter nach reiflicher Überlegung erschossen habe, um Recht über ihn zu sprechen, und um ihn daran zu hindern, weiter Unwahrheiten über Anna zu verbreiten.[3]

Tod

Das Grab von Marianne Bachmeier und ihrer Tochter Anna auf dem Lübecker Burgtorfriedhof im Jahr 2008 (Grabstelle war 2014 eingeebnet)[4]

Am 17. September 1996 starb Marianne Bachmeier im Alter von 46 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs in einem Lübecker Krankenhaus. Es war eigentlich ihr Wunsch gewesen, in ihrer Wahlheimat Palermo zu sterben. Vor ihrem Tod bat sie den NDR-Reporter Lukas Maria Böhmer, sie mit der Filmkamera in ihrem letzten Lebensabschnitt zu begleiten. Auf dem Burgtorfriedhof in Lübeck wurde sie im Grab ihrer Tochter Anna beigesetzt.

Verfilmungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hochspringen spiegel.de: Ohne kollegiale Rücksichtnahme (abgerufen am 9. Mai 2015)
  2. Hochspringen Deutschlandfunk, Kalenderblatt: Rache im Gerichtssaal, 6. März 2006
  3. Hochspringen Das Erste, Die großen Kriminalfälle: Die Rache der Marianne Bachmeier, 17. April 2006
  4. Hochspringen Todestag Marianne Bachmeier auf luebeck-teatime.de

Seite „Marianne Bachmeier“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. Oktober 2017, 17:25 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Marianne_Bachmeier&oldid=170420770 (Abgerufen: 19. Dezember 2017, 19:04 UTC)




Selbstjustiz

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Selbstjustiz bezeichnet die gesetzlich nicht zulässige Vergeltung für erlittenes Unrecht, die ein Betroffener im eigenen Namen selbst übt.[1]

 

Abgrenzung

Nicht unter die Definition der Selbstjustiz fallen solche Handlungen, die von der Rechtsordnung nach den Grundsätzen der Selbsthilfe, der Notwehr oder zur Abwendung eines Notstandes gedeckt sind. Ebenso wenig wird der Begriff der Selbstjustiz auf Handlungsformen im Rahmen eines zulässigen Widerstands zur Verteidigung der Rechtsordnung gebraucht, etwa gemäß Art. 20 Abs. 4 GG.

Selbstjustiz ist eine Form des Vigilantismus. Im Gegensatz zu selbsternannten „Bürgerwehren“, die das Gesetz präventiv „in die eigenen Hände nehmen“,[2][3] ist die Selbstjustiz einzelfallbezogen und wird von dem Betroffenen selbst ausgeübt.

Zur Rechtfertigung für einen Akt der Selbstjustiz wird meist angeführt, die staatliche Justiz versage. Sie sei unfähig oder auch unwillig, gegen die als Unrecht empfundene Handlung vorzugehen.

Die Selbstjustiz missachtet das Gewaltmonopol des Staates und ist deshalb strafbar.[4][5]

Beispiele

  • Marianne Bachmeier erschoss 1981 den mutmaßlichen Mörder ihrer Tochter im Gerichtssaal.
  • Der bei der Flugzeugkollision von Überlingen dienstleitende Fluglotse Peter Nielsen wurde vom Witali Kalojew erstochen, dessen Frau und zwei Kinder bei der Kollision ums Leben gekommen waren.
  • André Bamberski, der Vater der getöteten Kalinka Bamberski, organisierte im Jahr 2009, 27 Jahre nach der Tat, die Verschleppung des mutmaßlichen Täters Dieter Krombach nach Frankreich, nachdem deutsche Behörden jahrelang ein Gerichtsverfahren abgelehnt hatten. In Frankreich wurde Krombach rechtskräftig zu 15 Jahren Haft verurteilt, Bamberski selbst später zu einer einjährigen Bewährungsstrafe.

Selbstjustiz in Kunst und Literatur

Medien, in denen Selbstjustiz als einzig bewährtes Mittel zur Durchsetzung der vermeintlichen Gerechtigkeit nahe gelegt wird, sind geeignet, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu gefährden und deshalb von der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien in eine Liste jugendgefährdender Medien aufzunehmen (§ 18 Jugendschutzgesetz).[6]


Selbstjustiz in der Weltliteratur:
● In der Belletristik beinhaltet der Roman "Der Graf von Monte Christo" von Alexandre Dumas dem Älteren als Leitmotiv die Selbstjustiz eines zu Unrecht Verurteilten gegen die vier Personen, die ihn ins Gefängnis brachten. Hintergrund ist die geradezu allgegenwärtige Korruption im postnapoleonischen Frankreich des frühen neunzehnten Jahrhunderts, gepaart mit einer unzureichenden Garantie der bürgerlichen Rechte vor Gericht und - der technischen und naturwissenschaftlichen Entwicklung der damaligen Zeit geschuldet - unzureichenden Möglichkeiten der Kriminalistik.