Sozistunde 12903b alte Version - EU - "Integrationsreichweite" - die bisherige Entwicklung - eine veraltete Unterrichtsstunde vom 6.10.2016 (Sozi LK 13)


Die Unterrichtstunde erscheint zwar aus heutiger Sicht veraltet und wurde inzwischen aktualisiert.

Bildquelle: Europas Zukunft. 5 Eu-Szenarien

http://www.cap.uni-muenchen.de/download/2003/2003_cap_szenarien.pdf


Kernlemente der Politik von Jean Monnet 

1. «Solidarität der Tat»

Jean Monnet war kein Freund von langatmigen Diskussionen über Verfassungsentwürfe und Grundsatzerklärungen. Er bevorzugte es, gemeinsame, möglichst konkrete Projekte in Angriff zu nehmen, die den Integrationsprozess vorantreiben – und zwar auch dann, wenn der Ausgang vage ist. 

2. Politik der kleinen Schritte

Monnet war gegen eine umfassende Übertragung von Souveränität auf die europäische Ebene, die ein Grossprojekt oder eine Verfassung mit sich gebracht hätte. Er bevorzugte eine Politik der kleinen Schritte. Nationale Kompetenzen sollen in kleinen konkreten Schritten nach Brüssel übertragen werden. 

3. Ökonomische Instrumente als Hebel

Jean Monnet benutzte – so Wessels – ökonomische Instrumente als Hebel, um weitere ­politische Integrationsschritte umzusetzen. Konkrete Vorhaben der Wirtschaftspolitik werden so zum strategischen Instrument für einen Prozess hin zu einem politischen System, das er politisch unscharf mit einer «immer engeren Union» beschreibt..

4. Elite-Entscheidungen

Die im Konsens getroffenen Elitebeschlüsse gelten nicht als bürgernah. Nationale Parlamente und Bürger bleiben aussen vor. Referenden gehören nicht zur Methode Monnet.»

5. Französisch-deutscher Schulterschluss als Treiber der Einigungspolitik

Unverzichtbar für die Methode Monnet ist die französisch-deutsche Übereinstimmung. Sie dient als «Peitsche» für alle integrationsunwilligen Staaten. Daraus leiten sich Begriffe wie «Kerneuropa», «Gravitationszentrum»,» und ähnliches ab.

 

http://www.zeit-fragen.ch/index.php?id=549


Die „Integrationsreichweite“, d.h. die Anzahl der beteiligten Staaten hat im Prozess der europäischen Einigung zugenommen.

Keimzelle der heutigen EU war die 1951 gegründete Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl.(EGKS). An der EGKS nahmen sechs Staaten, die oft als „Sechsergemeinschaft“ oder „Gründerstaaten“ bezeichnet werden teil: Belgien, die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande. 

Bei der so genannten Norderweiterung 1973 traten Dänemark, Irland und das Vereinigte Königreich Königreich den Europäischen Gemeinschaften bei. 

 In den 80er Jahren wurden die Europäischen Gemeinschaften nach Süden hin erweitert: mit dem Beitritt Griechenlands (1981), Spaniens und Portugals (1986) . 

 Nach dem Ende des Kalten Krieges traten 1995 die ehemals neutralen Staaten Schweden, Finnland und Österreich der EU (wie die EWG seit 1993 hieß) bei.

 Nach dem Zerfall der UDSSR 1989 stellten auch die osteuropäischen Länder umgehend einen Antrag auf einen Beitritt in die Europäische Gemeinschaft. Die Eu erweiterte sich nach 2004 nach Osten: Die Inselstaaten Malta und Zypern und die zehn ehemals kommunistischen Länder Polen, Ungarn, Tschechien, Estland, Lettland, Litauen,  Slowakei und Slowenien, wurden ab dem 1.Mai.2004 Mitglied der EU. Damit waren 25 Länder in der Europäischen Union

 Im Januar 2007 erweiterte sich die EU nach Südosten, als mit Bulgarien und Rumänien treten zwei weitere ehemalige „Ostblockstaaten“ beitraten. 

 Seit 1.07.2013 ist Kroatien ist in die EU eingetreten. Damit sind nun 28 Länder in der europäischen Union.

 Auch die ehemalige jugoslawischen Republiken Serbien und Mazedonien sind Kandidaten für einen späteren Beitritt zur EU. Die Türkei steht schon seit Jahrzehnten auf der Warteliste.


Flüchtlingskrise – Europa stößt an seine Grenzen

Kunstwerk des Jahrhunderts
Seite 2/2: 

Europa stößt an seine historischen Grenzen


Mittlerweile gehören 28 Staaten der EU an, und mit  Serbien, der Türkei und der Ukraine streben weitere Staaten eine Mitgliedschaft in der Union an.

Doch die EU stößt nicht nur an die geographischen Grenzen Europas, der Integrationsreichweite – so scheint es der „Brexit“ zu zeigen - scheinen Grenzen gesetzt.

 

Mit zunehmender Integrationsreichweite (Anzahl der beteiligten Staaten) hat die Heterogenität („Unterschiedlichkeit“) innerhalb der EU zugenommen, ein Prozess, der die Stabilität der EU gefährdet:. 

 

=> In der Eurokrise zeigte sich, dass die Unterschiede in der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der EU-Mitgliedsstaaten (der Gegensatz zwischen dem „reichen Norden“ dem „armen Süden“ eine Belastung für die Union darstellen.

 

=> In der Flüchtlingskrise treffen unterschiedliche Wertvorstellungen aufeinander.

Die EU versteht sich als Rechtsgemeinschaft, doch in dieser „Gemeinschaft“ klagen osteurpopäische Staaten wie Ungarn und die Slowakei gegen die Auflage, Flüchtlinge aufzunehmen, und stoßen damit auf den Widerstand Deutschlands und Österreichs:  Der deutsche Außenminister droht dieser „Koalition der Unwilligen“ mit gerichtlichen Schritten . Geht es nach dem österreichischen Kanzler Werner Faymann, wird sich in der EU bald ein Klub der Nettozahler gründen, der unsolidarischen Ländern künftig die Zuwendungen kürzt.

https://www.welt.de/debatte/kommentare/article150208688/Auch-das-Kerneuropa-ist-zutiefst-gespalten.html

 

 => Mit ihrem Brexit-Votum dokumentierte die Mehrheit der britischen Wähler, wie sehr sich ihre Vorstellung von der Zukunft der EU von den in Brüssel und Straßburg entwickelten Zukunftsvorstellungen unterscheidet.  


Eine mögliche Antwort auf die zunehmende Heterogenität ist das das „Prinzip der verstärkten Zusammenarbeit“, dass in Wissenschaft und Politik unter unterschiedlichen Bezeichnungen (Europa der zwei Geschwindigkeiten, differenzierte Integration) als Zukunftsmodell diskutiert wird.