Sozistunden 12207 - Arten von Wahlkampfbotschaften


Bundestagswahlen - Arten von Wahlkampfbotschaften

https://www.youtube.com/watch?v=_gf9YXIvIf8

Unterrichtsmaterial zum Video unter: Sk 12201 Arten von Wahlkampfbotschaften

https://drive.google.com/open?id=0Bz1L0irtxXqNX2R1eXZjTUVIUUU




Arten von Wahlkampfbotschaften

Im entsprechenden Wikipedia.Artikel zum Thema Wahlkampf (https://de.wikipedia.org/wiki/Wahlkampf) findet man unter „Gliederungspunkt 3“ verschiedene Arten von Wahlkampfbotschaften. Es wird zwischen personenbezogenen, themenbezogenen und parteibezogenen Wahlkampfbotschaften unterschieden.

 

a) Themenbezogene Wahlkampfbotschaften

Bei den themenbezogenen Wahlkampfbotschaften geht es den Parteien bzw. Kandidaten darum, sich dadurch positiv zu positionieren, dass sie ein bestimmtes Thema oder Politikfeld (wie Bildungs- oder Einwanderungspolitik) in den Vordergrund ihrer Wahlkampfkampagne rücken.

Wird ein Thema in der Bevölkerung als wichtig aufgefasst (denken wir an Themen wie „Soziale Gerechtigkeit“ oder „Innere Sicherheit“, dann kommt es für die Parteien besonders darauf an, dieses Thema so zu deuten, dass es wie ein Thema wirkt, in dem die Partei als besonders kompetent gilt. 

Übrigens sind manche Parteien aufgrund ihrer eng gefassten politischen Programmatik so auf ein bestimmtes Thema fixiert, dass man sie als „Themenpartei“ bezeichnet. Historisches Beispiel waren die „frühen“ Grünen, die sich in den 1970er Jahren fast ausschließlich mit Umweltfragen (und Abrüstungspolitik) beschäftigt haben.

 

b) Personenbezogene Wahlkampfbotschaften

Betrachten wir nun die personenbezogenen Wahlkampfbotschaften ein wenig genauer:

Hier heißt es bei Wikipedia (etwas kompliziert ausgedrückt): Personenbezogene Wahlkampfbotschaften stellen auf das Spitzenpersonal der Partei und besonders den zukünftigen Amtsträger ab. Diese Fokussierung reduziert die Komplexität von Sachfragen und institutionellen Entscheidungen auf eine Person.

Was bedeutet dies nun? In der Tat sind sehr viele politische Sachfragen sehr komplex und für den einzelnen Bürger kaum zu durchschauen.  Denken wir z. B. an ein solches Problem wie: Soll man Fahrverbote für „alte“ PKW-Dieselfahrzeuge in deutschen Großstädten erlauben – Ja oder Nein? Nun könnten sich die politischen Parteien über das Thema „Fahrverbote für Dieselautos“ im Wahlkampf sehr umfassend streiten, Pro- und Contra-Argumente austauschen und benennen – aber: Sie tun es nicht!

Der Austausch von Sachargumenten, der kontroverse Streit zwischen den Parteien, spielt zwar im Wahlkampf eine Rolle, steht aber gar nicht so sehr im Mittelpunkt der Wahlkampfstrategie.

Klar: Einige Bürger verfolgen die politischen Diskussionssendungen, die im Rahmen des Wahlkampfes im Fernsehen oder in Radiosendern wie dem „Deutschlandfunk“ ausgestrahlt werden. Aber, realistisch betrachtet:  Welcher Wähler hat schon Zeit, die Wahlprogramme der Parteien zu studieren und exakt zu recherchieren, wie CDU, CSU, SPD, Grüne, Linke, AfD und FDP usw. zu Sachthemen wie Fahrverbote, Flüchtlingskrise, Finanzhilfen für Griechenland oder Mehrwertsteuerbefreiung für Hoteliers stehen?

Eine kleine Randberkung: Modelle zur Erklärung des Wahlverhaltens wie das „Michigan-Modell“ (zu dem ein Unterrichtstunde und ein kleines Erklärvideo geplant ist), gehen davon aus, dass der Anteil der Stammwähler, die ihre Wahlentscheidung von ihrer langfristigen Parteibindung abhängig machen und immer die gleiche Partei wählen abnimmt. Moderne Wechselwähler heute verhalten sich diesem Modell zufolge eher zweckrational und ökonomisch, Sie machen ihre Wahlentscheidung von persönlichen Kosten-Nutzen-Überlegungen abhängig: Sie wählen einerseits die Partei, von der sie sich dem größten Nutzen versprechen, verhalten sich aber noch in einem anderen Sinne ökonomisch: Statt mit hohem Zeitaufwand (also persönlichen Kosten) seitenlange Parteiprogramme zu studieren, orientieren sie auch am Kandidaten.

Und so setzen denn die Parteien im modernen Wahlkampf immer weniger auf themenbezogene Botschaften und rücken personenbezogene Wahlkampfbotschaften in den Vordergrund.

Der Politikwissenschaftler formulierte es 1980 so: Der Spitzenkandidat verkörpert im Wahlkampf die Programme, Ziele und Anliegen seiner Partei. Er macht die [schwierige] Politik [also die Komplexität der Sachfragen] für den Bürger begreiflich: In Deutschland ist dies besonders auffällig an der Rolle, die der Kanzlerkandidat im Wahlkampf einnimmt, 

Was ist ein Kanzlerkandidat? Kanzlerkandidat ist die Bezeichnung für den „Spitzenkandidaten“, der in der Bundesrepublik Deutschland traditionell für die beiden größten Parteien CDU/CSU und SPD bei einer Bundestagswahl antritt. Die Partei gibt damit zu verstehen, dass ihre Bundestagsfraktion diesen Kandidaten im neu konstituierten Deutschen Bundestag zum Bundeskanzler wählen will.

 

c) Parteibezogene Botschaften

Die SPD warb in einem Wahlplakat 1949 mit dem Slogan: „Alle Millionäre wählen CDU – FDP, alle übrigen Millionen Deutsche SPD! So soll ein bestimmtes Image, ein bestimmtes Gesamtbild von der Partei vermittelt werden. Es geht bei den parteibezogenen Wahlkampfbotschaften weniger um Themen wie „Soziale Gerechtigkeit“ und mehr darum, die Partei positiv zu verkaufen – ähnlich wie man ein Waschmittel verkauft. Im Wahlkampf setzt man also genau wie in der Werbung Logos ein oder lässt sich einen Slogan einfallen. So warb die SPD bei den Bundestagswahlen 1998 (beinahe inhaltsfrei) mit „Wir sind bereit!“ und bei den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen 2012 mit „Currywurst ist SPD!

 

d) Veränderung des Wahlkampf im  Laufe der Zeit

Wie hat sich der Wahlkampf nun im Laufe der Zeit verändert:

Werfen wir dazu einen Blick zurück in die Geschichte des Wahlkampfs. Im Wikipedia-Artikel zum Stichwort „Wahlkampf“ wird konstatiert, dass der Wahlkampf sich immer mehr professionalisiert, das heißt von professionellen Werbeagenturen betreut wird,

Viel stärker als in den 1950er und 1960er Jahren die verantwortlichen Chefideologen in den Parteizentralen es taten, setzen moderne Werbeagenturen einerseits auf partei(image)bezogene Wahlkampfbotschaften und greifen auf das Mittel der Personalisierung zurück.

Die Tatsache, dass der themenbezogene Wahlkampf an Bedeutung verloren hat, ist auch der Tatsache geschuldet, dass die beiden großen Volksparteien sich thematisch und programmatisch angenähert haben.

Wer wissen will, wie der Wahlkampf in den 50er Jahren ausgesehen hat, schaut sich am besten entsprechende Wahlwerbespots der CDU und SPD bei youtube an:

 

http://de.youtube.com/watch?v=74X34fZvadg&feature=related

Bundestagswahl 1953 SPD Kino-Spot
http://de.youtube.com/watch?v=hx5a7Uwshv8&feature=related
CDU Wahlwerbung 1957

http://de.youtube.com/watch?v=ZAWxHnS2ZCw&feature=related

SPD 1957 Wahlkampfvideo

 

Literaturhinweise:

https://de.wikipedia.org/wiki/Wahlkampf

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Kanzlerkandidat