Sozistunde 13507 - Globalisierung - DAS Hauptargument für den Freihandel: David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile - Stunde vom 27.10.2017


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Video: Globalisierung   David Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile

https://youtu.be/6zlRm9Tq-9o

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Unterrichtsmitschrift vom 27.10.2017





Komparativer Vorteil einfach erklärt


Ökonomie in 90 Sekunden: David Ricardo und die komparativen Kostenvorteile

https://www.youtube.com/watch?v=G5cJUV5rcH4


Ricardo-Modell

Das Ricardo-Modell (auch Ricardianisches Modell oder Theorie der komparativen Kostenvorteile) nach David Ricardo ist ein vereinfachendes Modell zur Erklärung des Außenhandels zwischen zwei Ländern (und DAS Hauptargument für den Freihandel). Dem Modell liegt dabei die unterschiedliche Arbeitsproduktivität zugrunde, die zu internationalem Handel führt. Aus sogenannten komparativen Kostenvorteilen (von lat.comparare = vergleichen) entstehen komparative Preisvorteile der Länder zueinander beim betrachteten Produktionsfaktor menschliche Arbeitskraft.[1] Die Grundannahme ist die Existenz unterschiedlicher Arbeitsproduktivitäten und daraus resultierender unterschiedlicher Opportunitätskosten. Die Theorie der komparativen Kostenvorteile stellt insoweit eine Weiterentwicklung der Theorie der absoluten Kostenvorteile von Adam Smith dar.


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Entstehungsgeschichte der Theorie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

David Ricardo (1772–1823), Engländer und einer der Hauptvertreter der klassischen Nationalökonomie, entstammte einer wohlhabenden portugiesischen Einwandererfamilie. Schon in jungen Jahren erwirtschaftete er jedoch selbst ein beträchtliches Vermögen.

Sein Hauptwerk On the Principles of Political Economy and Taxation (1817), das die Theorie der komparativen Kostenvorteile begründet, entstand vor dem historischen Hintergrund des Wiener Kongresses, der 1815 Europa nach dem Ende der Napoleonischen Kriege neu ordnete und zudem die Kontinentalblockade gegen England endgültig beendete. Mit Ende der Kontinentalblockade blühte der Handel mit England wieder auf. Die britische Regierung sicherte jedoch die heimische Wirtschaft mit Schutzzöllen gegenüber ausländischen Importen ab. Besonders im Bereich der Landwirtschaft, z. B. bei der Einfuhr von Weizen, existierten solche Handelsbeschränkungen (vgl. hierzu Corn Laws).

David Ricardo versuchte daraufhin mittels seiner Theorie der komparativen Vorteile zu belegen, dass diese Importzölle der britischen Wirtschaft letztlich schaden. Er vertrat diese Überzeugung auch gegenüber dem britischen Unterhaus, das die Corn Laws jedoch erst 1846 aufhob.

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Historische Einordnung

Die Theorie des komparativen Vorteils geht zurück auf David Ricardo, einen Vertreter der klassischen politischen Ökonomie. In seinem Hauptwerk „On the Principles of Political Economy and Taxation“, das 1817 erschien und 1821 in dritter Auflage erweitert und überarbeitet wurde, setzte sich Ricardo besonders im 7. Kapitel „Über den auswärtigen Handel“ mit der Vorteilhaftigkeit des Außenhandels auseinander. In Anlehnung an Adam Smiths Ansatz zur internationalen Arbeitsteilung, die den Handel zweier Länder mit ihren absoluten Unterschieden in den Produktionskosten begründet, erweiterte Ricardo seine Theorie dahingehend, dass eine Spezialisierung selbst dann von Vorteil ist, wenn ein Land in allen Branchen über die höhere Arbeitsproduktivität verfügt.

Ricardo veröffentlichte seine Thesen in einer Zeit, in der die Idee vom Freihandel klar im Gegensatz zum damalig herrschenden Denken steht. Bis ins 19. Jahrhundert ist der internationale Handel eher mit einem Krieg zu vergleichen (vgl. Handelskrieg). Im bisher vom Merkantilismus geprägten Europa versuchten die Nationalstaaten sich gegenseitig durch möglichst niedrige Importe mittels Zöllen auf der einen Seite und möglichst hohen Exporten auf der anderen Seite Wirtschafts- und Handelsvolumen wegzunehmen. Ein Nullsummenspiel bei dem der gesamtwirtschaftliche Nutzen nicht zu maximieren ist. Erst durch den auf Adam Smiths Werken basierenden aufkommenden Wirtschaftsliberalismus kam es hier zu einem gesellschaftlichen Umdenken.

Konkreter historischer Hintergrund für Ricardos Theorie war die Aufhebung der Kontinentalblockade gegen Großbritannien durch den Wiener Kongress 1815, welche aber nicht in allen Punkten den Interessen der britischen Regierung entsprach. Diese beabsichtigte nämlich, die Importe auf notwendige Rohstoffe zu begrenzen und Exporte in andere Länder zu fördern. Daher wurden hohe Schutzzölle eingeführt, um die inländische Wirtschaft vor ausländischen Importen zu schützen („Schutzzollpolitik“). Diese beschränkte insbesondere die Einfuhr von landwirtschaftlichen Erzeugnissen, wie z. B. von Weizen. Hierdurch wurde der Getreidepreis künstlich hochgehalten. Dies kam vor allem den Großgrundbesitzern zugute, welche über besonders fruchtbare Böden verfügten und diente (so Ricardo) weniger dem Schutz der britischen Wirtschaft. Wegen der beginnenden Industrialisierung und des hohen Bevölkerungswachstums in England hielt er eine Spezialisierung auf landwirtschaftliche Produkte für ineffizient. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund veröffentlichte Ricardo seine Theorie des komparativen Vorteils, um zu zeigen, dass der merkantilistische Handelsprotektionismus, entgegen der Meinung der Regierung, die heimische Wirtschaft nicht schützt, sondern nur die Konsummöglichkeiten Großbritanniens beschränkt, die der Freihandel maximieren könnte.

Neben Ricardo erkannten kurz vor bzw. zeitgleich mit seinen Veröffentlichungen die Nationalökonomen Robert Torrens und Heinrich von Storch ebenfalls die Bedeutung des komparativen Kostenvorteils.[1]

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10. Juni 2017, 10:16 UTC)

Paul Samuelson, Nobelpreisträger und einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, würdigte die Idee des komparativen Vorteils als das beste ihm bekannte Beispiel eines ökonomischen Prinzips, das bei all seiner unbestreitbaren Wahrheit selbst intelligenten Menschen nicht unmittelbar einleuchtet.[4]


Komparativer Kostenvorteil

Der komparative Kostenvorteil (v. lat.comparare = vergleichen) ist ein Modell des Außenhandels, welches auf den englischen Ökonomen David Ricardo zurückgeht. Dieser entwickelte Anfang des 19. Jahrhunderts den Begriff des komparativen Vorteils. Es handelt sich dabei um eine Erweiterung bzw. teilweise um eine Richtigstellung der vorangegangenen Theorie des absoluten Kostenvorteils (vgl. Adam Smith 1776).

Anders als die „alte“ Theorie besagen Ricardos Erkenntnisse nämlich, dass der internationale Handel auch dann Kostenvorteile für ein Land bringen kann, wenn diese Nation bei der Herstellung sämtlicher Produkte über absolute Kostennachteile verfügt, das andere Land entsprechend über absolute Kostenvorteile. Damit wird theoretisch begründet, dass grenzüberschreitende Tauschprozesse die Wohlfahrt beider Handelspartner steigern. Der komparative Kostenvorteil besteht im Rahmen der volkswirtschaftlichen Theorie, wenn ein Land, eine Region, ein Unternehmen oder eine Person fähig ist, ein bestimmtes Gut zu geringeren Alternativkosten (Opportunitätskosten) zu produzieren als die Konkurrenz.

Der komparative Kostenvorteil ist eine einfache und grundlegende Darstellung der Vorteilhaftigkeit von Freihandel für alle beteiligten Nationen.

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10. Juni 2017, 10:16 UTC)

Kerngedanke

 

Die Theorie des komparativen Kostenvorteils besagt, dass die Vorteilhaftigkeit des Handels zwischen zwei Ländern nicht von den absoluten Produktionskosten abhängt, sondern von den relativen Kosten der produzierten Güter zueinander. Grundsätzlich ist demnach der Handel zwischen zwei Ländern immer vorteilhaft, wenn bei beiden Handelspartnern unterschiedliche Produktionskostenstrukturen existieren, d. h. wenn das eine Land für ein produziertes Gut auf weniger Einheiten eines anderen Gutes verzichten muss als das andere Land (niedrigere Opportunitätskosten). In diesem Fall sollte jedes Land sich auf das Gut spezialisieren, das es relativ (komparativ) günstiger herstellen kann. Somit sind nach der Theorie internationaler Handel und internationale Arbeitsteilung selbst für solche Länder von Vorteil, die alle Güter zu niedrigeren Kosten erzeugen können als das Ausland. In der Realität lässt sich dies vor allem auf Handelsbeziehungen zwischen hoch und niedrig industrialisierten Ländern anwenden.

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10. Juni 2017, 10:16 UTC)


vgl. hierzu: Seite „Komparativer Kostenvorteil“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Februar 2017, 19:46 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Komparativer_Kostenvorteil&oldid=162354119 (Abgerufen:

10. Juni 2017, 10:16 UTC)

Beispiel [für zwei Länder]

David Ricardos Außenhandelstheorie beruht auf dem von ihm entwickelten Prinzip des komparativen Vorteils. Im Kern besagt die Theorie, dass sich der Warenaustausch zwischen zwei Ländern für beide lohnt, selbst wenn ein Land alle Güter mit geringerem Aufwand herstellen kann als das andere.

Ricardo verdeutlicht seine Überlegung am Beispiel des Handels mit Tuch und Wein zwischen England und Portugal. Sofern zwischen beiden Ländern kein Handel stattfindet, stellt jedes Land beide Produkte – Tuch und Wein – selbst her. England benötigt für die Produktion von 1000 Rollen Tuch 100 Arbeiter und für die Herstellung von 1000 Fässern Wein 120 Arbeiter. Portugal hingegen benötigt für die Produktion der gleichen Menge Tuch lediglich 90 Arbeiter und für die Herstellung der gleichen Menge Wein 80 Arbeiter. Insgesamt stellen beide Länder zusammen 2000 Rollen Tuch und 2000 Fässer Wein her.

Spezialisieren sich nun beide Länder jeweils auf das Gut, welches sie relativ zum anderen Gut im eigenen Land produktiver herstellen können, führt dies bei gleichbleibender Arbeitsproduktivität zu einer insgesamt größeren Ausbringungsmenge:

Auswirkungen des Außenhandels nach David Ricardo
Zustand ohne Handel
England Portugal
Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivität Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivität
100 1000 Rollen Tuch 10 Tuch/Arbeiter 90 1000 Rollen Tuch 11,11 Tuch/Arbeiter
120 1000 Fässer Wein 8,33 Fässer/Arbeiter 80 1000 Fässer Wein 12,5 Fässer/Arbeiter
220 2000 Einheiten ⌀ 9,09 Einheiten/Arbeiter 170 2000 Einheiten ⌀ 11,76 Einheiten/Arbeiter
 
Zustand mit Handel
England Portugal
Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivität Anzahl der Arbeiter Ausbringungsmenge Arbeitsproduktivität
100 1000 Rollen Tuch 10 Tuch/Arbeiter 90 1125 Fässer Wein 12,5 Fässer/Arbeiter
120 1200 Rollen Tuch 10 Tuch/Arbeiter 80 1000 Fässer Wein 12,5 Fässer/Arbeiter
220 2200 Rollen Tuch ⌀ 10 Tuch/Arbeiter 170 2125 Fässer Wein ⌀ 12,5 Fässer/Arbeiter

In Ricardos Beispiel spezialisiert sich Portugal auf die Herstellung von Wein, da das Land bei der Weinherstellung weniger Arbeitskräfte als bei der Tuchproduktion benötigt. Geht man davon aus, dass 1000 Rollen Tuch äquivalent zu 1000 Fässern Wein sind und dass die 90 Arbeiter aus der Tuchproduktion über die gleiche Produktivität wie die bereits eingesetzten Weinarbeiter verfügen, kann Portugal 1125 Fässer Wein zusätzlich herstellen. Portugal produziert somit nicht mehr 1000 Rollen Tuch und 1000 Fässer Wein, sondern stellt 2125 Fässer Wein her. England wiederum stellt seine Weinproduktion ein und produziert ausschließlich Tuch. Die einstigen 120 Weinarbeiter können bei gleicher Produktivität wie die schon beschäftigten Arbeiter zusätzlich 1200 Rollen Tuch produzieren. Analog zu Portugal stellt England nicht mehr 1000 Rollen Tuch und 1000 Fässer Wein her, sondern produziert 2200 Rollen Tuch.

Durch Arbeitsteilung und Handel können England und Portugal ihre gemeinsame Ausbringungsmenge um 200 Rollen Tuch und 125 Fässer Wein steigern. Der Handel mit dem jeweils anderen Land sichert die Versorgung mit dem selbst nicht mehr produzierten Gut und ist Grundlage für steigenden Wohlstand.[10]

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9. Juni 2017, 11:17 UTC

Für all jene, die die Theorie nicht verstanden haben:

1 ... Ein kleines Erklärvideo:   


2. Ein kleiner Trost:

Paul Samuelson, Nobelpreisträger und einer der bedeutendsten Ökonomen des 20. Jahrhunderts, würdigte die Idee des komparativen Vorteils als das beste ihm bekannte Beispiel eines ökonomischen Prinzips, das bei all seiner unbestreitbaren Wahrheit selbst intelligenten Menschen nicht unmittelbar einleuchtet.[4]

Seite „Ricardo-Modell“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Oktober 2017, 10:43 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ricardo-Modell&oldid=170372278 (Abgerufen: 29. Oktober 2017, 10:57 UTC)


Samuelsons Wertschätzung der Theorie des komparativen Kostenvorteils

Stanislaw Ulam, Mathematiker und Miterfinder der Wasserstoffbombe, pflegte Samuelson zu necken: „‚Nennen Sie mir eine Feststellung der Sozialwissenschaften, die sowohl wahr als auch nicht-trivial ist‘. Das war der Test, den ich [Samuelson] nie bestand. Aber nun, einige dreißig Jahre später … fällt mir eine passende Antwort ein: Ricardos Theorie der komparativen Kostenvorteile. … Dass sie logisch wahr ist, braucht man einem Mathematiker nicht zu erzählen; dass sie nicht-trivial ist bezeugen die tausende von wichtigen und bedeutenden Menschen, die niemals fähig waren, diese Doktrin selbst zu begreifen oder zu glauben, nachdem sie ihnen erklärt wurde.“[16]

Seite „Komparativer Kostenvorteil“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. Februar 2017, 19:46 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Komparativer_Kostenvorteil&oldid=162354119 (Abgerufen:

10. Juni 2017, 10:16 UTC)

Kritische Betrachtung

Der Komparative Kostenvorteil kann nur zu internationaler Arbeitsteilung und Wohlfahrtsgewinnen führen, wenn der Freihandel gewährt wird.
Durch Internationale Bestimmungen wie die WTO (World Trade Organisation), durch TRIPS und GATS (General Agreement on Trade in Services) wird versucht, bestimmte Handelshemmnisse abzubauen. 1980 wurden beispielsweise Subventionen durch die GATT-Vorschriften verboten, dennoch gibt es die Subventionspraxis.

In politischen Diskussionen wird immer darauf hingewiesen, dass man die einheimische Wirtschaft, insbesondere die Arbeitsplätze vor „Billigware“ und damit verbundenen ausländischen Niedriglöhnen schützen muss (siehe auch Ausbeutung).


Argumente gegen Freihandel aus polit-ökonomischer Sicht

  • Der Komparative Vorteil (Freihandel) kann jedoch auch zum Nachteil für wirtschaftlich schwächere Länder werden. Beispielsweise wenn ein großes Land (wirtschaftlich betrachtet) einen Zoll (Importzoll) für ein bestimmtes Gut einführt, wird der Weltmarktpreis dieses Gutes stark sinken und das Inland kann die Ware billiger erwerben, als im vorherigen Freihandelszustand. So kann der Terms-of-Trade-Effekt die Wohlfahrt des Inlandes erhöhen. Bei einem kleinen Land, dessen Nachfrage keinen Einfluss auf den Weltmarkt hat, bleibt nach der Zollerhebung der Weltmarktpreis des Importgutes konstant. Diese Überlegung basiert auf der Theorie des Optimalzolls.[11][12]
  • Ricardos Feststellung über die relativen Vorteile verbessert Smith, der meinte, absolute Kostenvorteile bestimmen den Außenhandel. Historisch war der Austausch englischen Baumwolltuchs gegen portugiesischen Wein – Ricardos Beispiel[13] – eine koloniale Beziehung, da England Portugal davor schützte, von Spanien erobert zu werden.[14] Britische Waffen halfen auch lateinamerikanischen Grundbesitzern, die spanische Herrschaft loszuwerden und frei von und nach England zu im- und exportieren. Adam Smith[15] und andere beobachteten, dass vergrößerte Märkte Industrieprodukte verbilligen, da sie die Arbeitsteilung vertiefen. Die Grundbesitzer gewannen somit über die fallenden Preise der Industrieprodukte und die wachsende englische Nachfrage nach ihren Rohstoffen. Aber die sinkenden Preise englischer Industrieprodukte ruinierten auch weltweit die traditionelle Industrie und machten England zur Werkstatt der Welt. Dies gab den Gewerkschaften – die seit 1867 legalisiert waren – eine Verhandlungsstärke, die landwirtschaftliche Arbeiter nie erreichen können. Die Preise der exportierten Industriegüter schlossen nun die hohen Löhne der Industriearbeiter ein, während die importierten Rohstoffe oft nur Subsistenzlöhne abdeckten. Die frühere dynamische Veränderung der Austauschpreise von Rohstoffen gegen Industrieprodukte war auf den Kopf gestellt und es entwickelte sich Unterentwicklung.

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