Sozistunde 13510 - Globalisierung - Eine kleine Verteidigung des Protektionismus - Unterrichtstunde vom 17.11.2017 im Grundkurs Sozialkunde 13


Unterrichtsmaterial zum Thema "Globalisierung" - Download möglich unter:  

PDF: https://drive.google.com/open?id=16MI2oKLT9D4nnYT_cB5jnvXdj6FdSJmO

Unterrichtsmitschrift von Laura Burrelbach am 17.11.2017 (Grundkurs Sozialkunde 13)




Zum Einstieg in das Thema "Protektionismus" sind folgende Karikaturen geeignet: 

Burkhart Mohr: Fortschritt

http://www.burkhard-mohr.de/B._Mohr/cartoon.show.php?id=7746


Karikatur von G. Mester: Das ist gegen die Spielregeln
Spielregelnhttps://www2.klett.de/sixcms/media.php/229/006591-0037_Klausur_K2.pdf 


Erklärvideos zum Thema: "Protektionismus" 

Protektionismus einfach erklärt (explainity® Erklärvideo)

Zum Einstieg in das Thema sind bestenfalls die ersten Sendeminuten des Videos geeignet.


Was ist Protektionismus? | Made in Germany

Das Video erklärt den Begriff "Protektionismus" und geht auf die Nachteile des Protektionismus ein. Zum Einstieg in das Thema sind ersten beiden Minuten des Videos zeigenswert.  



Als Protektionismus (lat. protectio ‚Schutz‘) bezeichnet man in Bezug auf ökonomische Sachverhalte alle Maßnahmen in Form von Handelshemmnissen, mit denen ein Staat versucht, ausländische Anbieter auf dem Inlandsmarkt zu benachteiligen, um den inländischen Markt zu schützen. Mittel dafür ist die strategische Handelspolitik

 

Seite „Protektionismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Mai 2017, 12:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Protektionismus&oldid=165756733 (Abgerufen:8. Juni 2017, 16:09 UTC)

Maßnahmen

Ein Staat oder eine Freihandelszone (etwa die EU oder die NAFTA) können den eigenen Binnenmarkt schützen, indem sie eine oder mehrere der folgenden protektionistischen Maßnahmen einführen.

  • Zölle: Zollabgaben stellen eine Art von Steuern dar und werden häufig auf importierte Waren erhoben. Dadurch verteuert sich der Import der betreffenden Güter und macht diese somit preislich weniger attraktiv. Damit wird erreicht, dass gleichartige Güter inländischer Produktion, die aufgrund etwa höherer Lohnkosten normalerweise teurer wären, auf demselben Preisniveau gehandelt werden und dadurch die Mengen der importierten Waren abnehmen.
  • Einfuhrkontingente (auch Importquoten): Um die Importmenge bestimmter Güter zu begrenzen, kann ein Staat hierfür ein Einfuhrkontingent festlegen. Ist das Kontingent ausgeschöpft, darf in dem für das Kontingent definierten Zeitraum keine weitere Menge der betreffenden Güterart eingeführt werden. Besonders häufig findet man Einfuhrkontingente im Agrarbereich.
  • Subventionen (auch Beihilfen): Staatliche Subvention bestimmter Wirtschaftsbereiche ermöglichen deren Überleben, obwohl die realen Produktionskosten deutlich über dem Weltmarktpreis liegen. Ohne diese Beihilfen würde die inländische Produktion zum Erliegen kommen, da gleichwertige Güter auf dem Weltmarkt deutlich günstiger eingekauft werden könnten. Es werden dabei die verschiedensten Subventionsmittel angewendet, wie etwa Steuererleichterungen, Gewährung vergünstigter Kredite, direkte Finanzhilfen und andere. Besonders häufig sind in Deutschland Subventionen der Agrarwirtschaft und auch des Bergbaus. Zum Teil werden auch neue Industriezweige subventioniert (etwa die Solartechnik), bis diese sich etabliert haben.
  • Konformitätsanforderungen: In einigen Binnenmärkten ist das Inverkehrbringen bestimmter Waren abhängig vom Erfüllen gewisser Standards (z.B. die CE-Kennzeichnung in der EU, HACCP-Bestimmungen zur Lebensmittelsicherheit, Umweltstandards, Bier nach „Deutschem Reinheitsgebot“, etc.). Auch hierin kann eine gewisse Art des Protektionismus gesehen werden, da es den Freihandel einschränkt.

 



Politisches Feuilleton - Deutschlandfunk Kultur Bild

Freihandel als Projekt der Mächtigen - Eine kleine Verteidigung des Protektionismus

10.05.2017 | 4 Min. | Quelle: Deutschlandfunk Kultur

 

Europäer sind entsetzt, wenn US-Präsident Donald Trump mit protektionistischen Maßnahmen droht. Gern wird der Eindruck erweckt, als sei Freihandel der einzige Weg, um zu Wohlstand und Reichtum zu gelangen. Die Wirtschaftskorrespondentin der "taz", Ulrike Herrmann, sieht das anders. Von Ulrike Herrmann www.deutschlandfunkkultur.de, Politisches Feuilleton Hören bis: 16.11.2017 06:20 


der Download ist aber im internen, passwortgeschützen Bereich dieser Website möglich.




Verlockungen des Protektionismus - sehr sehenswert!

Gute Gründe für den Protektionismus

Ziel ist es in der Regel, bestimmte Produkte oder Branchen eines Landes zu fördern oder die eigene Volkswirtschaft generell zu unterstützen.

Zudem wird versucht, den Aufbau neuer, noch nicht wettbewerbsfähiger Industriezweige zu ermöglichen, da diese Industriezweige in der Anfangsphase dem Druck des Weltmarkts nicht standhalten würden. 

Ehemalige Entwicklungsländer wie die Volksrepublik China konnten so zu Schwellenländern bzw. Industrienationen aufsteigen.

Dies gelang liberalisierten Ländern mit ähnlichen Voraussetzungen nicht auf diesem Weg:

Der britische Autor und Wirtschaftsjournalist Joe Studwell verteidigt in seinem Buch How Asia Works[4] die protektionistische Politik jener Schwellenländer, die nicht die Empfehlungen des IWF zu Liberalisierung des Handels gefolgt seien. Staaten, die sich den Empfehlungen des IWF angeschlossen hätten wie die Philippinen, Thailand und Indonesien wiesen heute wirtschaftliche Probleme auf, weil sie ihre Märkte zu früh liberalisiert und Subventionen gestrichen hätten. China, Taiwan und Südkorea hingegen hätten strikte Finanzkontrollen eingeführt, Protektionismus betrieben, Subventionen für dynamische Exportunternehmen gezahlt und so den heimischen Unternehmern Luft zum Atmen gegeben, bis diese und insbesondere die neuen Industrien wettbewerbsfähig wurden (sog. „Infant Industry Protection“). Allerdings seien diese Subventionen an die Erzielung von Exportüberschüssen gebunden.


In Wirtschaftssektoren, die für wichtig im Sinne der nationalen Sicherheit bzw. der militärischen Interessen eines Landes gehalten werden, werden selbst in Staaten, die sich als Vorkämpfer des Freihandels verstehen, Verbote von Außenhandel oder Einschränkungen des freien Kapitalverkehrs für unumgänglich gehalten. So werden zum Beispiel im Jahr 2010 dergleichen Argumente gegen den chinesischen Funknetzausrüster Huawei vorgebracht.[1]

Seite „Protektionismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Mai 2017, 12:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Protektionismus&oldid=165756733 (Abgerufen:8. Juni 2017, 16:09 UTC)


Großbritannien ... war die weltweit erste Industrienation, aber seine Textilindustrie hat es ab 1760 noch ganz klassisch aufgebaut: durch Protektionismus. Der Freihandel wurde erst eingeführt, als Großbritannien industriell erwachsen war und stark auch auf Versicherungen, Banken und Schifffahrt setzte. Erst als es zu einem sehr wichtigen Exporteur von Dienstleistungen wurde, hat Großbritannien den Freihandel wirklich forciert. vgl.: http://www.taz.de/!5043862/


Chinesen greifen nach den Telekomnetzen
Der chinesische Telekomausrüster Huawei drängt in das lukrative Geschäft mit dem Betrieb von Netzen und greift damit die Konkurrenz aus Europa stärker an. Experten bezweifeln den Erfolg - auch aus politischen Gründen.

BARCELONA. Bislang fokussierten sich die Chinesen auf die reine Ausrüstung von Telekommunikationsnetzen. Jetzt will das Unternehmen mehr zum Dienstleister werden, der die Netze für Telekomfirmen betreibt. 

Bremsen könnten Pläne von Huawei aber politische Bedenken: Viele westliche Netzbetreiber fürchten, die sensiblen Gesprächsdaten in die Hände von Chinesen zu geben. "Regierungen fürchten, das Vorpreschen der chinesischen Netzausrüster gefährde die nationale Sicherheit", schreiben die Experten des britischen Marktforschers MF Global. In der Branche ist es ein offenes Geheimnis, dass vor allem Amerikaner ihre Telefon- und Internetdaten nicht von Chinesen verwalten lassen wollen.


 

Handelsbeziehungen USA – China

Die Handelsbeziehungen zwischen den USA und China sind seit geraumen Jahren bis in die Gegenwart[5] zu einem paradigmatischen Fall in der Wirtschaftstheorie und zu einem politischen Streitfall im Hinblick auf den freien Welthandel geraten.
Wirtschaftsnobelpreisträger Paul Krugman hält protektionistische Maßnahmen der USA gegen Chinas Handelsstrategie, die er als "Merkantilismus" bezeichnet, für eine geeignete wie unumgängliche Gegenstrategie. Er beruft sich dabei auf Paul Samuelson, der die Argumente für Freihandel als ineffektiv betrachtete, sobald eine Volkswirtschaft in Unterbeschäftigung mit einer Volkswirtschaft konfrontiert wird, die den Export subventioniert. 

Ein Beispiel für die protektionistischen Maßnahmen der USA gegenüber China stellt der Solarmarkt dar. Im Mai 2012 führten die USA Strafzölle von 31 % bis 250 % auf chinesische Solarunternehmen ein.

Nach einer Studie des gewerkschaftsnahen Economic Policy Institute gingen in den USA zwischen 2001 und 2008 2,4 Millionen Arbeitsplätze verloren, was in der Hauptsache auf das Ungleichgewicht im USA-China-Handel zurückgeführt wird.

Eine Studie der Brookings Institution geht davon aus, dass durch die Finanzkrise die Nachfrage der US-Konsumenten als Wachstumsmotor für die Weltwirtschaft ausfallen werde. Es wird erwartet, dass die USA selbst stärker exportieren müssen, um ihre Handelsbilanz in Ordnung zu bringen. Bei einem schwachen Wachstum der Weltwirtschaft insgesamt werde sich die Politik daher mehr in Richtung Protektionismus bewegen.


Seite „Protektionismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Mai 2017, 12:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Protektionismus&oldid=165756733 (Abgerufen:8. Juni 2017, 16:09 UTC)



Trump hat also nicht völlig Unrecht: Protektionismus muss erlaubt sein – allerdings nur für Entwicklungs- und Schwellenländer.Für Industrieländer wie die USA hingegen sind Zölle extrem schädlich. Denn dieser künstliche Schutz würde dazu führen, dass die heimischen Unternehmen sich dem Wettbewerb entziehen und überteuerte Preise verlangen können. Die Zeche müssten die amerikanischen Konsumenten zahlen.

Trumps Fehler ist also, dass er die USA offenbar für ein Entwicklungsland hält. Und das ist nun wirklich erstaunlich.

http://www.deutschlandfunkkultur.de/freihandel-als-projekt-der-maechtigen-eine-kleine.1005.de.html?dram:article_id=385788