Sozistunde 12355b - Die Soziale Frage des 19. Jahrhunderts - und frühsozialistische Lösungsansätze



Der Download von Unterrichtsmaterial zum Thema: "Marxismus" ist (im August) 2018 möglich unter:

https://drive.google.com/open?id=1TYYm-rEwXroECcZmxRVKQj23ClIbmpSc


Die Soziale Frage - Unterrichtsmitschrift von Björ Oldach (KE 12) am 8.08.2018

Einige Vorbemerkungen: 
Marx ist mit seinen Anliegen nur als Zeitgenosse der Industrialisierung
, also der schnellen Umformung einer Agrar- in eine kapitalistische Industriegesellschaft zu verstehen. Denn trotz allem technischen und ökonomischen Fortschritts begleitete die Industrialisierung auch der „Pauperismus“ oder die Massenarmut. Hunger, Not und großes Elend prägten das Leben weiter Bevölkerungsteile, sodass enge Wohnräume, Kinderarbeit und sechzehnstündige Arbeitstage die Regel waren. An einer Lösung dieser sogenannten „Sozialen Frage“ versuchte Marx sich Zeit seines Lebens.

Aber schon vor dem Revolutionsjahr 1848 -dem Jahr des Erscheinens des "Kommunistischen Manifests - gab es frühsozialistische Ansätze zur Lösung der "Sozialen Frage", wie sie etwa von Robert Owen vertreten wurden. Im Gegensatz zu Marx setzen diese Ansätze auf "Konsens" und nicht auf "Konflikt" und Revolution.   





Filmtipp: Was ist die soziale Frage - Gesellschaftliche Aspekte der Industrialisierung (ca. 2 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=1RWfJfnpQVs


Alternative: Was war die "Soziale Frage"? I musstewissen Geschichte (ca. 6 Min.)
https://www.youtube.com/watch?v=O875yPaT4WI




Der Begriff soziale Frage bezeichnet die sozialen Missstände, die mit der modernen europäischen Bevölkerungsexplosion  [ab ca. 1815] und der Industriellen Revolution [in England ab ca. 1760, in Deutschland ab ca. 1820] einhergingen.
Kernproblem der sozialen Frage war der Pauperismus, also die Verelendung  großer Bevölkerungsteile (Bauern, Handwerker, Arbeiter).

[…] Die überwiegend noch auf dem Lande lebende Bevölkerung wuchs in Europa nach 1815 ungewöhnlich stark an. Gründe dafür könnten in der gesamteuropäischen Klimaerwärmung liegen, die von den 1780er Jahren an sicherere Ernten ermöglichte. Medizinische und hygienische Fortschritte trugen zum Bevölkerungswachstum bei, z. B. die Einführung der Pockenimpfung durch Edward Jenner 1796 und eine verbesserte chirurgische Ausbildung.
Die Brisanz der sozialen Frage ergab sich aus dem als völlig neuartig und radikal empfundenen sozialen Wandel. Die … Agrargesellschaft ….  wandelte sich zu einer kapitalistischen …  ,  … industriell geprägten – Gesellschaft. (siehe Industrielle Revolution).

Die allmähliche Auflösung der traditionellen sozialen Gemeinschaften wie etwa der Großfamilie … zerriss auch die traditionell eng verflochtenen sozialen Netze. Die ein Überangebot an Arbeitskräften in den Städten bewirkende Landflucht drückte dort das Lohnniveau, so dass mehrere Mitglieder einer Familie eine Lohnarbeit suchen mussten; die dadurch auf den Arbeitsmarkt drängenden Frauen und Kinder senkten das Lohnniveau weiter, Arbeitszeiten von 12 und mehr Stunden pro Tag sowie Nacht- und Sonntagsarbeit wurden erzwungen; auf Gesundheit … und betrieblichen Unfallschutz wurde kaum geachtet. Katastrophale Arbeitsverhältnisse und Lebensbedingungen der Lohnarbeiterschaft trugen alle Züge einer Verelendung: erbärmliche Wohnverhältnisse in verwanzten Mietskasernen, oft nur ein Zimmer pro Familie ...

Seite „Soziale Frage“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 2. Juni 2018, 14:00 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Soziale_Frage&oldid=177967402 (Abgerufen: 7. August 2018, 14:43 UTC)




Informationstext: Utopischer Sozialismus  - Frühsozialismus
Der Begriff Frühsozialismus bezieht sich auf die Tatsache, dass die genannten Theorien und Ideen vor den Revolutionen von 1848/1849  und vor allem vor den Schriften von Karl Marx veröffentlicht wurden.
Ausgangspunkt der utop. Sozialismus ist das abzuschaffende Elend des Proletariats. Allerdings wurden die utopischen Sozialisten i.d.R. nicht konkret politisch aktiv. Dieses Elend könne nur so verändert werden, indem man die Eigentumsverhältnisse gänzlich verändert.
Bekannte Vertreter des utop. Sozialismus waren Henri de Saint-Simon, Robert Owen, und Charles Fourier
Die utopischen Sozialisten forderten u.a.: 

  • Das Privateigentum an den Produktionsmitteln müsse aufgehoben werden.
  • Eine landesweite oder weltweite Planwirtschaft würde Konkurrenz und Krisen beseitigen.
  • Ein Recht auf Arbeit als Menschenrecht.
Diese  Forderungen wurden von Karl Marx übernommen, der utopische Sozialismus gilt damit als die politische Strömung, die den jungen Marx besonders stark beeinflusst hat.
Die Vertreter des "utopischen Sozialismus" wollten die Gesellschaft allerdings nicht durch eine gewaltsame Revolution ändern. Im Gegensatz zu Marx setzen diese frühsozialistischen Ansätze auf "Konsens" und nicht auf "Konflikt".
Zur Durchsetzung ihrer Idee appellierten die utopischen Sozialisten an Vernunft und Gewissen der Besitzenden. Sie unterschätzten dabei in der Regel die Bedeutung der pol. Gewalt für die Durchsetzung sozialer Reformen.

vgl.: dtv-Atlas Politik, 3. Aufl. 2013, S. 65 sowie: https://de.wikipedia.org/wiki/Frühsozialismus



Mitschrift zum Film "Frühsozialismus in New Harmony Indiana USA 1825"

von Björ Oldach (KE12)

https://www.youtube.com/watch?v=Z8msrJZgt3c

Zum Leben und Werk von Robert Owen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Owen



Zur Diskussion: Der "utopische Sozialismus" des Robert Owen - ein Konzept zur Lösung der sozialen Frage?


Frühsozialismus in New Harmony Indiana USA 1825
https://www.youtube.com/watch?v=Z8msrJZgt3c