Sozistunde 12355f Der Begriff Ausbeutung im "Kapital" von Marx - Mehrwerttheorie und Krisentheorie


Der Download von Unterrichtsmaterial zum Thema: "Marxismus" ist (im August) 2018 möglich unter:

https://drive.google.com/open?id=1TYYm-rEwXroECcZmxRVKQj23ClIbmpSc



Eine Kariakatur zum Einstieg:
HENRYK BERG: Das ist das einzige Kapital, welches die Zukunft bestimmt! - DDR, 1968
https://www.eulenspiegel.com/images/verlag/medien/2141-hecker-gruess-gott-da-lp-home.pdf


"Das Kapital" war Karl Marx’ wissenschaftliches Hauptwerk. Gut 15 Jahre hatte er am ersten Band „Der Produktionsprozess des Kapitals“ gearbeitet, der 1867 erschien. Für sein gemeinsam mit seinem Förderer Friedrich Engels 1848 veröffentlichtes „Kommunistisches Mainfest“ hatte er nur wenige Tage benötigt. Mehr als der erste Band erschien zu Karl Marx’ Lebzeiten nicht. Engels stellte nach Marx’ Tod (1883) aus dessen Manuskripten zwei weitere Bände zusammen: 1885 wurde Band 2 veröffentlicht, 1894 folgte Band 3.Das „Kapital“ errang bereits zu Marx` Lebzeiten (1818–1883) einen legendären Ruf. Es gilt seit Ende des 19. Jahrhunderts als „Bibel des Kommunismus“ - obwohl die meisten Arbeiter das Werk, das ihre Befreiung beschrieb, nur vom Hörensagen kannten.Die erste Übersetzung von Marx’ «Kapital» war die ins Russische – im Jahre 1872. So war der russische Revolutionär Lenin ein vorzüglicher Kenner des „Kapitals“. 1917 eroberten die Kommunisten unter Lenins Führung in der Oktoberrevolution die Macht in Russland. Mit dem Aufstieg der Sowjetunion zur Weltmacht erlangte „Das Kapital“ im 20. Jahrhundert weltweite Verbreitung und bestimmte die Staatsideologie der Staaten des ehemaligen „Ostblocks“ und anderer kommunistischer Regime.


Mehrwert - Oder was ist eigentlich Ausbeutung im "Kapital" von Karl Marx?


MEHRWERTTHEORIE
Vgl.: https://www.youtube.com/watch?v=pmC8FQvxDig
Marx interessierte brennend, wie durch den Einsatz von Kapital am Ende mehr Kapital entsteht. Den Schlüssel [für diese „Akkumulation von Kapital“ in den Händen der Kapitalisten] sah Marx in der Ausbeutung der Lohnarbeiter: Arbeit ist für Marx eine ganz gewöhnliche Ware, für den der Kapitalist [heute würde man von Unternehmern sprechen] den Arbeiter entlohnt. Doch der Wert, den der Kapitalist aus der Arbeit schöpft ist im Normalfall höher. Nehmen wir an, ein Arbeitstag dauert zu Marx Zeiten 10 Stunden. 10 Stunden in denen der Kapitalist Rohstoffe und Maschinen [„Produktionsmittel“] zur Verfügung stellt und der Arbeiter seine Arbeitskraft. Von den 10 Stunden braucht der Arbeiter vielleicht 4 Stunden, um die Kosten für den Erhalt seiner Arbeitskraft zu erwirtschaften. [Der Kapitalist – so sagt Marx - zahlt dem Arbeiter nicht mehr, als dieser für diese „Reproduktion seiner Arbeitskraft“ benötigt – also nicht viel mehr als ein Existenzminimum]. Es bleiben also weiter 6 Stunden, in denen er vollständig für die Kasse des Kapitalisten arbeitet oder (wie Marx sagt) Mehrwert schafft. [Der Mehrwert ist also der Gewinn Profit des Kapitalisten], den er natürlich immer weiter ausbauen möchte.

Plan A hierfür wäre die Arbeitszeit einfach zu verlängern – aber das war selbst im England des 19. Jahrhunderts nicht mehr so einfach möglich. Also skizzierte Marx Plan B: der Kapitalist wird versuchen, die Arbeit effizienter zu machen. Dann erwirtschaftet der Arbeiter seinen Lohn in kürzerer Zeit und der Anteil des Arbeitstages, der dem Kapitalisten Gewinn bringt, wird [da der Kapitalist die Löhne kaum erhöht und die Arbeitszeit nicht verkürzt länger. Ist am Ende die Profitgier der Kapitalisten die eigentliche Triebfeder für den technischen  Fortschritt?


MEHRWERTTHEORIE - ENTFREMDUNGSTHEORIE 
Im Kern lautet Marx’ kritische Analyse des Kapitalismus so: Der Kapitalist zahlt dem Arbeiter nur das Existenzminimum, also das, was der Arbeiter zur Reproduktion (Wiederherstellung) seiner Arbeitskraft braucht. Was darüber hinaus an einem Arbeitstag an Wert produziert wird, ist  der „Mehrwert“, der als Profit in den Taschen des Kapitalisten landet. Es ist also die menschliche Arbeitskraft, die „Mehrwert“ schafft. Karl Marx bezeichnet diese Aneignung des Mehrwertes durch den Kapitalisten als „Ausbeutung“.   
Die Arbeiter „entfremden“ sich immer mehr von ihrer Arbeit, sie arbeiten fremdbestimmt und ohne Stolz auf die von ihnen hergestellten Waren.
FALL DER PROFITRATE - KRISENTHEORIE

Aber auch die Kapitalisten stehen unter dem Druck, immer mehr Profite zu machen, sonst werden sie vom Markt gefegt. Sie ersetzen Arbeiter durch Maschinen, um Lohnkosten zu sparen. Die Arbeitslosigkeit steigt deshalb an und die Nachfrage nach Gütern sinkt, es kommt also zu Absatzkrisen. 
Die Tatsache, der Faktor „Arbeitskraft“ durch Maschinen ersetzt wird, sorgt dafür, dass für die Kapitalisten die Quelle des Mehrwerts (die Arbeitskraft ihrer Arbeiter) schwindet. Die Profitrate der Kapitalisten (das Verhältnis von erzieltem Mehrwert zum aufgewandten Kapital für Maschinen und Arbeitskräfte) fällt. Ein „tendenzieller Fall der Profitrate“ setzt ein - manche Autoren sprechen auch vom "tendenziellen Fall der Mehrwertrate". 
Diese Krisen führen zum Ende des Kapitalismus: „Die Enteigner werden enteignet“.