Sozistunde 12355h Der Neomarximus der Frankfurter Schule (2 Unterrichtsstunden)

Der Download von Unterrichtsmaterial zum Thema: "Marxismus" ist (im August) 2018 möglich unter:

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Neomarxismus

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Als Neomarxismus oder Neo-Marxismus werden verschiedene Theorien bezeichnet, die an das Werk von Karl Marx anknüpfen, es auf die jeweilige Gegenwart beziehen und neu interpretieren. Vertreter solcher Theorien nennt man Neomarxisten

Neue Linke

 

Das Institut für Sozialforschung wurde 1956 neu gegründet. Seine Hauptvertreter Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Erich Fromm, Ernst Bloch, Alfred Sohn-Rethel und vor allem Herbert Marcuse gewannen dann erheblichen Einfluss auf die Neue Linke und die Westdeutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre. Mit seinem Versuch, Marxismus und Existenzialismus zu verbinden, schloss sich auch Jean-Paul Sartre dem neomarxistischen Diskurs an.

Seite „Neomarxismus“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 18. Juni 2018, 09:49 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Neomarxismus&oldid=178414293 (Abgerufen: 5. September 2018, 18:54 UTC)


Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 
https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60

 

Adorno - Es gibt kein richtiges Leben im falschen
https://www.youtube.com/watch?v=OMrtcGBFdMA

 

Theodor W. Adorno - Der Bürger als Revolutionär (Portrait 1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=F5p9OWfkmKo

 

Theodor W. Adorno - Wer denkt, ist nicht wütend (Portrait 2/2)

https://www.youtube.com/watch?v=-1dbBpVlKi0

Herbert Marcuse im Gespräch mit Ivo Frenzel und Willy Hochkeppel

https://www.youtube.com/watch?v=C5PU0EASi_Q

 

Audio: Zeitzeichen - Dialektik der Aufklärung von Horkheimer/ Adorno 1947 erschienen

https://www.youtube.com/watch?v=jIjzlTz_ePg

 

Dialektik der Aufklärung» von Adorno/Horkheimer - hörenswert http://www.srf.ch/sendungen/reflexe/dialektik-der-aufklaerung-von-adorno-horkheimer-2

 

Jürgen Habermas denken für eine bessere Gesellschaft

http://www.br.de/radio/bayern2/wissen/radiowissen/juergen-habermas-denken100.html
https://www.youtube.com/watch?v=FBIT3XCEvtM



Grundzüge der kritischen Theorie - recht einfach erklärt

Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 

https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60

[3:40] Es gab eine große Ernüchterung nach den Ersten Weltkrieg – das war die Zeit, in der die idealistischen Geschichtsphilosophien zusammengebrochen sind. Man dachte zunächst „Die Kriege werden immer weniger“ und „Der Fortschritt kommt“, „Mit dem technischen Fortschritt wird es immer friedlicher“ musste dann aber einsehen, dass es immer wieder diese Zusammenbrüche gibt.
Die Frankfurter Schule hat sich zusammengesetzt aus Menschen, die [zunächst] noch an eine marxistische Ideologie glaubten, die also daran glaubten, dass es wenn zu einer marxistischen Revolution kommt, können wir auf eine Verbesserung der Gesellschaft hoffen. Und auch diese Hoffnung hat sich schon Anfang der 20er Jahre sehr stark relativiert, weil man sah, was in Russland passiert mit der Oktoberrevolution, wie sich die Idee des Marxismus verwandelt in eine Diktatur. Das haben die Philosophen der Frankfurter Schule schon recht früh erkannt und es gab eine Ernüchterung und des entstand die Frage: Was passiert mit diesen alten Theorien [der Aufklärung und des Marxismus] – was kann man mit denen machen? Muss man sie auf den Müll der Geschichte werfen oder kann man sie noch verwenden?
[5:10] Das Frankfurter Institut für Sozialforschung hat versucht, den Marxismus neu zu interpretieren. Aus dieser Tradition zwei bedeutende Philosophen herausgewachsen, das waren Theodor W. Adorno und Max Horheimer – die beiden ganz großen Sozialphilosophen des 20. Jahrhunderts, die versuchten, eine Renaissance des Marxismus zu formulieren – in Verbindung mit anderen philosophischen Strömungen: Adorno hat sich vor allem nach dem Weltkrieg gefragt, wie man den Nationalsozialismus erklären kann und hat versucht, den Marxismus zu verbinden  der Psychoanalyse Freuds zu der so genannten „Kritischen Theorie“.Er hat gesehen, dass der Marxismus nicht ausreicht, um den Menschen zu erklären, dass der Mensch noch von ganz anderen getrieben ist als nur von Klasseninteressen und ökonomischen mischen Interessen. Er hat die psychologischen Theorien Freuds verbunden mit der Gesellschaftstheorie von Marx, zu einer ganz neuen Theorie, der so genannten „Kritischen Theorie“ der Frankfurter Schule.


Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 

https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60

[7:46]  Was war der Kern der „Kritischen Theorie“? Was Adorno umgetrieben und hat und später dann in der zweiten Generation, den Schüler Adornos – Jürgen Habermas – ist [zum einen] die Frage: „Was passiert mit der Kultur im Zuge des kapitalistischen Produktionssystems?“ - Adorno beschäftigte sich folglich mit der „Kulturindustrie“. …

Adorno unterschied dabei zwischen verschiedenen Lebenswelten, in denen Menschen existieren: … Was bei ihm im Vordergrund steht ist der Gegensatz zwischen Lohnarbeit Produktion und der Arbeit einerseits und Kulturphänomen wie Kunst und Musik, die diese Arbeitswelt, diese Welt der Abhängigkeiten transzendieren kann, die Kunst kann in ganz andere Möglichkeiten des Menschseins hineinführen, die jenseits von Lohn und Leistung stehen.
Adorno hat gesehen, das auch die Kunst und die Kultur okkupiert und kolonialisiert werden von den Produktionsverhältnisseen kapitalistischer Art. Es gib Kunst als Markt und als Ware, um damit Geld zu verdienen. Das war eine der ganz Themengebiete der Frankfurter Schule: Die Untersuchung der Rolle der Kulturindustrie und die Sorge darum, das der Mensch in all seinen Facetten immer stärker eingenommen wird von kapitalistischen Produktionsverhältnissen und ihrer Logik der Verwertung.
Man kann sagen, das die Frankfurter Schule einerseits sehr gesellschaftskritisch war – weil sie sehr antikapitalistisch war. Sie hat gesehen, das das Projekt der Aufklärung bedroht wird durch den Kapitalismus. Die Verwertungszusammenhänge des Kapitalismus bedrohen das, was Aufklärung leisten soll: Den Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Deshalb die Anlehnung an Marx, der diese Bedrohung auch sah.
Adorno und Horkheimer haben aber andererseits aus der zweiten Perspektive, der psychoanalytischen Perspektive auch gesehen, dass viele gesellschaftliche Mißstände (Gewalt, Unterdrückung) gut erklärbar sind mit den Freud`schen Begriffen des Triebschicksals, der Verdrängung, der Über-Ich-Konstruktion. [11:32]           


Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 

https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60


[11:32] Adorno und Horkheimer versuchten, den Menschen neu zu formulieren und seine Abhängigkeiten aufzudecken: „Wo ist der Mensch unfrei?“ – „Wo steckt er immer in unsichtbaren autoritären Zusammenhängen?. Die Arbeit der Frankfurter Schule bestand darin, zu verflüssigen – transparent zu machen – in welchen ökonomischen und psychologischen Abhängigkeiten steht der Mensch?
Horkheimer hat in seiner Antrittsvorlesung gesagt: „Philosophie hat als Ziel die Herstellung vernünftiger gesellschaftlicher Verhältnisse.“ Man bezog sich dabei auf den klassischen  Vernunftbegriff der Aufklärung und verstanden – im Anlehnung an Hegel Aufklärung als Projekt,
Die Herstellung gesellschaftlicher Verhältnisse muss dazu beitragen, das das im 18. Jahrhundert begonnene Projekt der Aufklärung verwirklicht werden kann. [13:00] …

[21:00] Nach der Machtübernahme der Faschisten in Deutschland wurde das Institut für Sozialforschung  geschlossen und es kam zum Exil; Adorno und Horkheimer gingen ins Exil, daneben gab es eine interessante Personen (wie Herbert Marcuse, der in der 68er Bewegung sehr wichtig wurde – oder Walter Benjamin oder den den Psychoanalytiker Erich Fromm), die ganz wunderbare Interpretationen von Freud lieferten. […]

[22:15] Und dann kamen die Nazis und Adorno und Horkheimer mussten fliehen, Herbert Marcus auch – sie sind in die USA gegangen und haben nach dem Krieg die Theorie aufgestellt, das der Faschismus nach der marxistischen Lehre gar nicht hätte stattfinden können. Deutschland war als Industrienation prädestiniert für die kommunistische Revolution. Eigentlich hätte es zu einer Linksrevolution kommen müssen, doch das Gegenteil ist passiert: Die Arbeiter haben rechts gewählt. Adorno stellte sich die Frage: Wie kann das sein?


[23:30] Damals erschien die Möglichkeit eines alternativen Systems, das nicht autoritär wird, noch denkbar.  […]
[25:30] Das Entscheidende war dann bei Adorno nach dem Zweiten Weltkrieg die Aufarbeitung der Geschichte unter dem Horizont: „Warum ist diese Idee gescheitert?“
… Adorno hat die Theorie des „autoritären Charakters aufgestellt und versucht, diese Theorie auch empirisch zu überprüfen und hat das Buch „Studien zum autoritären Charakter“ verfasst. Es gibt und gab in Deutschland und den USA viele Menschen, die Autoritäten suchen und sich ihnen bereitwillig unterordnen. …
[29:00] Adorno wollte aufzeigen, in welchen seltsamen, irrational begründeten Autoritätszusammenhängen stehen. Die Frage ist: „Wer beansprucht für sich Autorität – aus welchen Gründen heraus.“.
Die spätere Studentenbewegung, die sich auf die Kritische Theorie der Gesellschaft berief, verlor Adorno als Fürsprecher sehr schnell – während Marcuse zum „Fahnenträger der 68er“ wurde.
Adorno hat gesehen, dass auch in der Studentenbewegung sofort wieder Autoritäten aufkommen.
[31:00] Das Projekt der Frankfurter Schule ist dann in eine sehr schwarze, düstere Ecke gerutscht. Adorno und Horkheimer haben dann ein Buch geschrieben mit dem Titel „Negative Dialektik“, in dem sie sehen, das sie mit ihrem Aufklärungsanspruch scheitern: Die Menschen sind nicht fähig und bereit, das Projekt „Aufklärung“ zu verwirklichen; es entwickeln sich immer wieder Machtstrukturen und unbegründete Autoritäten. Die Frankfurter Schule mündete damit in eine sehr pessimistische Zukunftshaltung, Man sah: Vernunft ist immer strategisch, immer zweckrational, kann immer ausgenutzt werden. … Es bleibt bei der These, das die Antithese das letzte Wort hat. 




Kritische Theorie der Gesellschaft - etwas komplizierter erklärt   

Filmtipp - Kritische Theorie der Gesellschaft - Prof.Dr.Heinz Gess ab Minute 10
Die kritische Theorie entstand in den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Gründer der Kritischen Theorie, das waren Horkheimer, Marcuse, Fromm und andere … etwa in der Zeit von 1932-1937.
Die Fragestellung der Kritischen Theorie war, warum reagieren die Menschen - Proletarier, bürgerliche Kräfte – in der Krisensituation der Weltwirtschaftskrise 1929 nicht mit einer revolutionären Reaktion? Warum lässt sich beobachten, das die gesellschaftlichen Kräfte mehrheitlich oder in beträchtlicher Minderheit mit der Herrschaftsform identifizieren. Warum passiert nicht das, was Marx gesagt hat: „In einer solchen Krise bricht die Revolution aus – das lassen sich die Menschen nicht mehr gefallen!“?
Dies passiert gerade nicht, sondern die Menschen verstehen die Krisensituation so, als sei die Herrschaftsordnung zu schwach und zu dekadent und ziehen den Schluss, man müsse zu einer strafferen, organisierteren, völkischen Herrschaft zurückfinden und alle Leute, die damit nicht einverstanden sind aussortieren. [so wie im Nationalsozialismus geschehen] Diese Haltung hatten viele im Proletariat und in den Mittelschichten – also Bevölkerungsschichten, von denen Marx dachte, die werden sich noch am ehesten empören über Elend in dem sie sind.
Dies ist der Ausgangspunkt der kritischen Theorie, dass die kritischen Theoretiker sagen: Wir müssen erklären, was in der Marx`schen Theorie noch fehlt, um diese Reaktionsform deuten zu können.
https://www.youtube.com/watch?v=3Wkc8IN-q2o




Exkurs: 
1. Seite des Kulturindustrie-Kapitels aus der Dialektik der Aufklärung von Adorno und Horkheimer https://www.youtube.com/watch?v=Ta4KEx5g7kk

Hörenswert - Für die amateurhafte Popularisierung des Unpopulären!



Theodor W. Adorno - Der Bürger als Revolutionär (Portrait 1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=F5p9OWfkmKo
Sendeminute 47:
Zusammen mit Horkheimer verfasste Adorno die „Dialektik der Aufklärung“. Aufklärung ist für beide ein Prozess, der bis in die Urgeschichte zurückreicht; als der Mensch begann sich aus den Zwängen der Natur zu lösen, indem er sie sich zu erklären versuchte – mit Hilfe der Mythen – und indem er sie zu beherrschen versuchte, mit Härte und Gewalt. Was immer später an Gräuel und Massakern geschah – hier nahm alles seinen Anfang.Adorno und Horkheimer haben in der „Dialektik der Aufklärung“ versucht, so eine Art Gründungsmythos für das Falsche, für den Verhängniszusammenhang zu erzählen oder  daran zu erinnern … diese berühmte Geschichte aus der Odyssee, wo … Odysseus bei den Sirenen vorbeifährt mit seiner Mannschaft, die diesen unendlich schönen Gesang ertönen lassen, aber wenn man ihnen folgte, geht man unter.
Um den Gesang der Sirenen lauschen zu können, muss Odysseus sich an den Mast fesseln lassen und die Ohren der Ruderer mit Wachs verstopfen. Nur so kann er der Verführung durch die Natur widerstehen.Die List des Odysseus, sie wird sich gegen die Menschen richten: Nur indem sie Disziplin gegen sich aufbringen - und zwar um jeden Preis – konnte die Technik entstehen, mit deren Hilfe die Menschen immer mächtiger werden und immer gefühlloser – gegenüber sich selbst und gegenüber ihren Mitmenschen.             

Sendeminute 49:
Dieser Zusammenhang von Naturbeherrschung als Fortschrittsprojekt und zugleich Selbstvergewaltigung – Zurechtbiegen eines Subjektes, des dann funktionsfähig in diesem gesellschaftlichen Prozess ist, das ist für Adorno/Horkheimer eine Urszene
Die Gesellschaft in ihrer gegenwärtigen Gestalt  - und man darf wohl sagen seit Jahrtausenden, beruht nicht, wie bei Aristoteles ideologisch unterstellt wurde auf Anziehung, auf Attraktion, sondern auf der Verfolgung des je eigenen Interesses gegen die Interessen und gegen alle anderen, und das hat im Charakter der Menschen, bis in ihr Innerstes hinein sich niedergeschlagen.
Was dem heute widerspricht, der Herdentrieb der so genannten „lonely crowd“, also der einsamen Menge, das ist eine Reaktion darauf, ein sich Zusammenrotten von Erkalteten, die die eigene Kälte nicht ertragen, aber auch nicht sie ändern können.
Jeder Mensch heute fühlt sich zu wenig geliebt, weil jeder zu wenig lieben kann.
Diese Unfähigkeit ist wohl die wichtigste Bedingung dazu gewesen, das so etwas wie Auschwitz sich inmitten einigermaßen gesitteten und harmlosen Menschen hat abspielen können.                           

Theodor W. Adorno - Der Bürger als Revolutionär (Portrait 1/2)

https://www.youtube.com/watch?v=F5p9OWfkmKo





Das Projekt der Frankfurter Schule ist dann in eine sehr schwarze, düstere Ecke gerutscht. Adorno und Horkheimer haben dann ein Buch geschrieben mit dem Titel „Negative Dialektik“, in dem sie sehen, das sie mit ihrem Aufklärungsanspruch scheitern: Die Menschen sind nicht fähig und bereit, das Projekt „Aufklärung“ zu verwirklichen; es entwickeln sich immer wieder Machtstrukturen und unbegründete Autoritäten. Die Frankfurter Schule mündete damit in eine sehr pessimistische Zukunftshaltung, Man sah: Vernunft ist immer strategisch, immer zweckrational, kann immer ausgenutzt werden. … Es bleibt bei der These, das die Antithese das letzte Wort hat. 


[33:30] Da kam dann als „Ritter auf dem jubelnden Ross“ Habermas – ein Schüler von Adorno - angeritten. .. Habermas sagte: Wir müssen das Erbe der Frankfurter Schule aufnehmen und für die Zukunft fit machen.
[42:00] Habermas kommt jetzt und sagt: Wir müssen Kritische Theorie transportieren in die Zukunft hinein. Er entrümpelt die Kritische Theorie, indem er mit dem Marxismus und den klassischen Freudianischen Theorien aufräumt. Habermas möchte, das diese „Erbmasse des Idealismus“ relativiert wird. Er macht Schluss mit dem starken – von Kant ausgehenden Subjektbegriff, er macht Schluss mit dem orthodoxen Marxismus und er macht Schluss mit dem orthodoxen Freudianischen Modell der Psychoanalyse und ersetzt diese durch moderne Psychologien.
Er bringt pragmatische, aus den USA stammende Theorien in die Frankfurter Schule ein. Er schaut, was in den USA entstanden ist an intersubjektiven Theorien, an Theorien, die Vergemeinschaftung im Blick haben („Wie kommt es dazu, dass wir Identität aufbauen?“). Habermas bringt die Philosophen George Herbert Mead und John Dewy in die Kritische Theorie ein und verknüpft sie … zu einer „Neuen Kritischen Theorie“.
Das ist eine Handlungstheorie – keine Theorie die gesamtgesellschaftlich ein bestimmtes normatives Ziel hat, sondern verschiedene Handlungstypen identifizieren kann.
Habermas sagt, es gibt zwei Typen von Handlungen, zwei Typen von Vernunft könnte man auch sagen – und dies hat Adorno seines Erachtens nach nicht genug unterschieden.
Habermas unterscheidet nun zwischen kommunikativer Vernunft und die zweckrationaler Vernunft. Die zweckrationale Vernunft umfasst all das, was auf Verwertungslogik und strategisches Denken zielt - ich habe ein bestimmtes Ziel, das will ich erreichen: die anwendungsorientierten Wissenschaftsbereiche gehören dazu.

Daneben gibt es aber auch noch die kommunikative Vernunft. In diesem Bereich geht es nicht darum, eine Marke zu präsentieren, Geld zu verdienen – es geht darum dass wir uns der Vernunft als solche bedienen und im Diskurs zueinander stehen. [45:18]

Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 
https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60


[45:18]   Der Streit zwischen „zweckrationalem“ und „kommunikativen“ Handeln ist Habermas zufolge noch nicht entschieden. Er hat also nicht wie Adorno gesagt … es ist am Ende alles (scheißegal-)zweckratianal.
Er hat gesagte: „Wir müssen die kommunikative Vernunft stärken!“ und jenseits von Verwertungslogik miteinander sprechen, Diskurse führen, die auf Verständigung zielen.

[48:18] Familie, Freundschaft, Liebe, das sind alles Bereiche, in denen kommunikatives Handeln dominiert. Habermas glaubt, dass die Zweckrationalität, die er vor allem in kapitalistischen Zusammenhängen sieht („Kohle machen“, „Macht aufbauen“) immer mehr kolonialisiert:
Familien werden immer mehr durchzogen von Zweckrationalität, Freundschaften werden immer mehr kolonialisiert durch zweckrationales Denken … und das ist eine Gefahr. [49:00]

Soziopod #020 Frankfurter Schule -- Die Verflüssigung der Macht 
https://www.youtube.com/watch?v=Zhs5O66Jo60