Sozistunde 12108 - Zwei sozialpsychologische Experimente und ihre Bedeutung für die Politik

Der Download von Unterrichtsmaterial zum Thema „Demokratie als Zumutung und Herausforderung“ ist im Januar 2018 möglich unter:
PDF: https://drive.google.com/open?id=0Bz1L0irtxXqNV3haV2l4d01BYUk
Behandelt werden hier Themen wie: „Was ist Politik?“, „Dimensionen von Politik“, „Drei Wurzeln der Politik nach Dolf Sternberger: Aristoteles, Machiavelli und Augustinus", „Politisches System nach Easton“, „Stabilität politischer Systeme“,„Politikbarometer“, „Politikverdrossenheit“ … 




"I wie Ikarus" (orginal: "I comme Icare", 1979, Frankreich - Regie:Henri Verneuil - Drehbuch: Henri Verneuil, Didier Decoin). Das Video ist im August 2013 abrufbar unter folgender URL

Das Milgram Experiment
https://www.youtube.com/watch?v=0MzkVP2N9rw


Das Milgram-Experiment – Verhaltensbiologie 4 ●
https://www.youtube.com/watch?v=-YO5HP-eHBo


Obedience (Dr. Stanley Milgram, 1962)


Das Milgram-Experiment ist ein erstmals 1961 in New Haven durchgeführtes psychologisches Experiment, das von dem Psychologen Stanley Milgram entwickelt wurde, um die Bereitschaft durchschnittlicher Personen zu testen, autoritären Anweisungen auch dann Folge zu leisten, wenn sie in direktem Widerspruch zu ihrem Gewissen stehen. Der Versuch bestand darin, dass ein „Lehrer“ – die eigentliche Versuchsperson – einem „Schüler“ (ein Schauspieler) bei Fehlern vermeintlich einen elektrischen Schlag versetzte. Ein Versuchsleiter (ebenso ein Schauspieler) gab dazu Anweisungen. Die Intensität des elektrischen Schlages sollte nach jedem Fehler erhöht werden. Diese Anordnung wurde in verschiedenen Variationen durchgeführt.

Das Milgram-Experiment sollte ursprünglich dazu dienen, Verbrechen aus der Zeit des Nationalsozialismus sozialpsychologisch zu erklären. Dazu sollte die „Germans-are-different“-These geprüft werden, die davon ausging, dass die Deutschen einen besonders obrigkeitshörigen Charakter haben.

Seite „Milgram-Experiment“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. Oktober 2018, 09:34 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Milgram-Experiment&oldid=182054537 (Abgerufen: 5. Januar 2019, 11:33 UTC)


Milgram-Experiment

Der ganze Ablauf des Experiments ist wie ein Theaterstück inszeniert, bei dem alle außer dem Probanden eingeweiht sind. Solch eine Experimentalanordnung übernahm Milgram von seinem Lehrer Solomon Asch.[1] Eine Versuchsperson und ein Vertrauter des Versuchsleiters, der vorgab, ebenfalls Versuchsperson zu sein, sollten an einem vermeintlichen Experiment zur Untersuchung des Zusammenhangs von Bestrafung und Lernerfolg teilnehmen. Ein offizieller Versuchsleiter (Experimentator, V) bestimmte den Schauspieler durch eine fingierte Losziehung zum „Schüler“ (S), die tatsächliche Versuchsperson zum „Lehrer“ (L). Die Verabreichung eines elektrischen Schlags, mit einer Spannung von 45 Volt, sollte der Versuchsperson die körperlichen Folgen elektrischer Schläge vergegenwärtigen. Zudem wurde das an einen elektrischen Stuhl erinnernde Versuchsinventar gezeigt, auf dem der „Schüler“ getestet werden sollte. Diese Versuchsanordnung mit der gewollten Assoziation wurde von den Probanden zu keinem Zeitpunkt in Frage gestellt.[4]

Der Versuch bestand darin, dass der „Lehrer“ dem „Schüler“ bei Fehlern in der Zusammensetzung von Wortpaaren jeweils einen elektrischen Schlag versetzte. Dabei wurde die Spannung nach jedem Fehler um 15 Volt erhöht. In Wirklichkeit erlebte der Schauspieler keine elektrischen Schläge, sondern reagierte nach einem vorher bestimmten Schema, abhängig von der eingestellten Spannung. Erreichte die Spannung beispielsweise 150 Volt, verlangte der Schauspieler, von seinem Stuhl losgebunden zu werden, da er die Schmerzen nicht mehr aushalte. Dagegen forderte der dabei sitzende Experimentator, dass der Versuch zum Nutzen der Wissenschaft fortgeführt werden müsse. Wenn die Versuchsperson Zweifel äußerte oder gar gehen wollte, forderte der Experimentator in vier standardisierten Sätzen zum Weitermachen auf. Die Sätze wurden nacheinander, nach jedem geäußerten Zweifel der Versuchsperson, gesprochen und führten nach dem vierten Mal zu einem Abbruch des Experimentes seitens des Versuchsleiters. Damit die Sätze immer gleich ausfielen, wurden sie vorher mit dem Schauspieler eingeübt, insbesondere auch, um einen drohenden Unterton zu vermeiden.

 

 

  • Satz 1: „Bitte, fahren Sie fort!“ Oder: „Bitte machen Sie weiter!“
  • Satz 2: „Das Experiment erfordert, dass Sie weitermachen!“
  • Satz 3: „Sie müssen unbedingt weitermachen!“
  • Satz 4: „Sie haben keine Wahl, Sie müssen weitermachen!“[4]

Es gab noch weitere Standardsätze in antizipierten Verlaufssituationen: Wenn die Versuchsperson fragte, ob der „Schüler“ einen permanenten physischen Schaden davontragen könne, sagte der Versuchsleiter: „Auch wenn die Schocks schmerzvoll sein mögen, das Gewebe (tissue) wird keinen dauerhaften Schaden davontragen, also machen Sie bitte weiter!“ Auf die Aussage des „Lehrers“, der „Schüler“ wolle nicht weitermachen, wurde standardmäßig geantwortet: „Ob es dem Schüler gefällt oder nicht, Sie müssen weitermachen, bis er alle Wörterpaare korrekt gelernt hat. Also bitte machen Sie weiter!“[4] Wenn nach der Verantwortung gefragt wurde, sagte der Versuchsleiter, er übernehme die Verantwortung für alles, was passiert. Die Versuchsperson reagierte auf die Stromschläge mit auf Band aufgenommenen Schmerzensäußerungen. Diese hatten Milgram in Prätestversionen des Experiments zunächst gefehlt, die Gehorsambereitschaft war dann aber so hoch, dass er sie hinzufügte.[1] 

Spannung Reaktion des „Schülers“
75 V Grunzen
120 V Schmerzensschreie
150 V Er sagt, dass er an dem Experiment nicht mehr teilnehmen will.
200 V Schreie, „die das Blut in den Adern gefrieren lassen“.
300 V Er lehnt es ab, zu antworten.
über 330 V Stille

 

Der „Schüler“ war in diesem Fall ein unauffälliger Amerikaner irischer Abstammung und repräsentierte einen Menschentyp, mit dem Fröhlichkeit und Gelassenheit verbunden wurde.[4] Mit dieser Auswahl sollte eine Beeinflussung der Handlungsweise durch eine mentale Disposition des Probanden vermieden werden. Zudem war es wichtig, dass die Versuchspersonen weder von dem Versuchsleiter noch von dem „Schüler“ unbeabsichtigt beeinflusst werden konnten. Der „Lehrer“ konnte selbst bestimmen, zu welchem Zeitpunkt er das Experiment abbrechen wollte. Der Versuchsleiter verhielt sich sachlich, seine Kleidung war in einem unauffälligen Grauton gehalten. Sein Auftreten war bestimmt, aber freundlich. 

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Ergebnisse

 

Folgende Tabelle gibt die Anzahl der Versuchspersonen (Vpn) (n=40), die das Experiment abbrachen, abhängig von der Stärke der letzten applizierten „Schocks“, wieder. 

Spannung (Volt) bis 300 V 300 V 315 V 330 V 345 V 360 V 375 V 390 V bis 435 V 450 V
Anzahl Vpn: Abbruch 0 5 4 2 1 1 1 0 26

 

Interpretation 

26 Personen gingen in diesem Fall bis zur maximalen Spannung von 450 Volt und nur 14 brachen vorher ab. 


Variationen des Experiments

 

Das Ergebnis des ersten Experimentes war derart überraschend, dass Milgram über zwanzig Varianten mit jeweils abweichenden Parametern durchführte. Auch andere Forscher führten Varianten durch. 

Das Ergebnis einer Erweiterung des Experiments im Jahre 1965 war dagegen, dass die Haltung anderer „Lehrer“ einen Einfluss hat. Der Anteil der bedingungslos gehorchenden Probanden nahm stark ab (auf 10 Prozent), sobald zwei weitere vermeintliche „Lehrer“ an dem Experiment teilnahmen, die dem Versuchsleiter Widerstand entgegensetzten. Befürworteten die zwei „Lehrer“ allerdings die Fortführung des Experimentes, so folgten dem 90 Prozent der Probanden.

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Mediale und künstlerische Umsetzung des Milgramm-Experiments - Filmtipps

Das Monster in uns - Milgram-Experiment 2/3

http://www.youtube.com/watch?v=1RxE1dd96EI
Das Monster in uns - Milgram-Experiment 3/3
http://www.youtube.com/watch?v=kf_lAmOBYIM

 

Im Jahr 1986 nahm der Musiker Peter Gabriel, der Milgram bewunderte, ein Lied mit dem Titel We Do What We’re Told (Milgram’s 37) auf.

https://www.youtube.com/watch?v=5XZ_5B5mJS0

 

Der preisgekrönte Kurzfilm Atrocity (2005) spielt das Experiment nach

Das Video ist im August 2013 abrufbar unter folgender URL
http://www.youtube.com/watch?v=_e1_-UpdzZ0

 

"I wie Ikarus" (orginal: "I comme Icare", 1979, Frankreich - Regie:Henri Verneuil - Drehbuch: Henri Verneuil, Didier Decoin). Das Video ist im August 2013 abrufbar unter folgender URL

Das Milgram-Experiment - Teil 1

http://www.youtube.com/watch?v=88YJTg1nETk
Das Milgram-Experiment - Teil 2
http://www.youtube.com/watch?v=ZVFk50iGKCI

 

Gehorsam kann tödlich sein! Das Milgram Experiment - Dauer: ca. 4 Minuten
http://www.youtube.com/watch?v=98iK532OZgg

 

Abraham – ein Versuch
https://www.youtube.com/watch?v=7IfxKYrVMsM


Konformitätsexperiment von Asch

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Referenzlinie und Vergleichslinien.

Das Konformitätsexperiment von Asch, 1951 von Solomon Asch veröffentlicht, ist eine Studienreihe, die zeigte, wie Gruppenzwang eine Person so zu beeinflussen vermag, dass sie eine offensichtlich falsche Aussage als richtig bewertet.

 

Versuchsaufbau

 

Eine Reihe von Personen saß an einem Konferenztisch. Der Versuchsperson, die diesen Raum betrat, wurde gesagt, es handle sich um andere freiwillige Teilnehmer an dem Experiment. In Wahrheit waren jedoch alle Anwesenden außer der Versuchsperson Vertraute des Versuchsleiters.

Auf einer Karte wurde der Gruppe eine Linie dargeboten. Neben dieser Referenzlinie wurden drei weitere Linien gezeigt und es war die Aufgabe der Personen, einzuschätzen, welche dieser drei Vergleichslinien gleich lang wie die Referenzlinie war. Bei jedem Durchgang war eine der Linien deutlich erkennbar gleich lang wie die Referenzlinie (siehe Bild). In der Kontrollgruppe sollten die Vertrauten des Versuchsleiters ihre wahre Einschätzung in der Gruppe äußern, welche Linie die gleich lange sei. Erwartungsgemäß macht die Versuchsperson, die mit den heimlich Vertrauten am Tisch sitzt, unter dieser Bedingung kaum Fehler (unter 1 %).

In der Experimentalgruppe fanden jeweils 18 Schätzungen statt. Während sechs dieser Durchgänge waren die heimlichen Vertrauten instruiert, ein richtiges Urteil abzugeben (um glaubhaft zu erscheinen). Während der verbliebenen zwölf Durchgänge (zufällig unter die sechs richtigen gemischt) sollten die Vertrauten einstimmig ein falsches Urteil abgeben. Die Probanden passten sich bei etwa einem Drittel der Durchgänge trotz offensichtlicher Fehlentscheidung der Mehrheit an. Nur ein Viertel der Versuchspersonen ist unbeeinflusst geblieben, sie machten auch in den 12 manipulierten Durchgängen keinen Fehler.

 

Varianten

 

Dieses Originalexperiment ist später in einer Vielzahl von Varianten repliziert worden. Es ergab sich folgender Zusammenhang: je größer die Gruppe ist, desto mehr Konformität wird erzeugt. Mit steigender Gruppengröße nähert sich die Konformitätsrate asymptotisch einer Geraden an. Wird die Einstimmigkeit der heimlichen Vertrauten bei einem falschen Urteil aufgebrochen, da einer von ihnen noch offensichtlicher falsch urteilt, begehen die Versuchspersonen deutlich weniger Fehler. In diesem Fall scheinen sie sich zu trauen, ihre richtige Minderheitenmeinung zu äußern, da auch andere eine Minderheitenmeinung vertreten. 

Filmtipps zum Asch-Experiment

The Asch Experiment
https://www.youtube.com/watch?v=qA-gbpt7Ts8

 

Das Asch-Experiment: So manipuliert uns die Gruppe | Quarks
https://www.youtube.com/watch?v=I40g6U3K7hc