Zum ersten Mal seit zwei Jahrzehnten hat sich bei einer Bundestagswahl die soziale Spaltung der Wahlbeteiligung spürbar verringert. Gleichzeitig zeigt das Wahlergebnis jedoch eine neue Konfliktlinie auf: zwischen Modernisierungsskeptikern und -befürwortern. Diese Spaltung könnte auch in Zukunft die politischen Auseinandersetzungen und Wahlergebnisse prägen.
Unterrichtsmaterial: Sk 12030 Modelle der Wahlforschung und der Parteienforschung
Politbarometer – Demoskopie – Ann-Arbor-Modell – Cleavage-Theorie – Soziale Milieus – Begriff der Volkspartei – Niedergang der Volksparteien – Phasen in der Entwicklung des bundesdeutschen
Parteiensystems- Fluides Fünfparteiensystem
Download: PDF: https://drive.google.com/open?id=1lTQoMvDYbNa33yjfVxEJSeKKtzMzZI7h
Unterrichtsmitschrift von Björ Oldach (KE 12) am 5.11.2018
Unterrichtsmitschrift von Björ Oldach (KE 12) am 6.11.2018
Unterrichtsmitschrift von Björ Oldach (KE 12) am 12.11.2018
zum Konflikt zwischen AfD und Grünen vergleiche auch:
Cleavage-Theorie
Die Cleavage-Theorie (englisch cleavage: ‚Kluft‘, ‚Spaltung‘) ist eine politikwissenschaftliche Theorie in der Wahlforschung, die versucht, Wahlergebnisse sowie die Entwicklung von Parteisystemen in europäischen Staaten anhand langfristiger Konfliktlinien innerhalb der Gesellschaft zu erklären.
Die Theorie wurde 1967 von den beiden Politikwissenschaftlern Seymour Martin Lipset und Stein Rokkan entwickelt. Ihr Ansatz ist eine der wichtigsten Theorien zur Erklärung der Herausbildung und Dauerhaftigkeit nationaler Parteiensysteme.
Seite „Cleavage-Theorie“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 19. August 2018, 19:39 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Cleavage-Theorie&oldid=180159436 (Abgerufen: 13. November 2018, 15:17 UTC)
Der Cleavage-Theorie liegt die Annahme zugrunde, dass es nicht einfach zwei Gruppen von Befürwortern und Gegnern politischer Entscheidungen gibt, sondern eine mehr oder weniger kontinuierliche Anordnung der Wähler auf einer Policy-Dimension, der sich auch die Positionen von Parteien zuordnen lassen. Der einzelne entscheidet sich bei Wahlen für diejenige Partei, deren Politikangebote seinem Idealpunkt am nächsten sind. Dementsprechend ist eine Konfliktlinie die rechtwinklig zur Policy-Dimension verlaufende Linie, welche die Befürworter und Gegner bei einer konkreten Abstimmung trennt. Dauerhafte Konfliktlinien liegen dann vor, wenn die betreffenden Policy-Dimensionen wiederholt für konkrete Entscheidungen relevant sind und wenn die Wähler immer wieder in die gleichen Gruppen von Befürwortern und Gegnern zerfallen.[1]
Lipset und Rokkan (1967) zufolge entwickelten sich die europäischen Parteiensysteme im ausgehenden 19. Jahrhundert anhand vier grundsätzlicher Konfliktlinien. Die Konfliktlinien sind dauerhaft und spiegeln Interessen- oder Wertkonflikte verschiedener organisierter sozialer Gruppen wider. Die Organisationen dieser sozialen Gruppen bauten Verbindungen zu bestimmten politischen Entscheidungsträgern auf, wobei aus diesen Verbindungen langfristig die politischen Parteien hervorgingen:
- Kapital gegen Arbeit
- Entstand im Laufe des Industrialisierungsprozesses (Industriekonflikt).
- Kirche gegen Staat
- Entstand durch die Säkularisierung und den Konflikt über die Kontrolle der Schulbildung, Gesetz über die Trennung von Staat und Kirche in Frankreich 1905 und den Kulturkampf in Deutschland in den 1870er Jahren (Kulturkonflikt).
- Stadt gegen Land
- Entstand ebenfalls im Industrialisierungsprozess, Konfliktlinie verläuft zwischen dem primären und sekundären Wirtschaftssektor.
- Zentrum gegen Peripherie
- Entstand durch den Reformationskonflikt während der Nationalstaatsbildung zwischen autonomen regionalen und zentral-nationalen Entscheidungsinstanzen.
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In der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft waren der Theorie zufolge die beiden Konfliktlinien Staat gegen Kirche und Arbeit gegen Kapital prägend. Im Konflikt zwischen Staat und Kirche ging es insbesondere um die Frage, welche von beiden Institutionen die Deutungshoheit in der Schulbildung besaß. Während die Unionsparteien und vor allem die Deutsche Zentrumspartei religiös gebundene Konfessionsschulen bevorzugten, waren SPD und FDP für staatliche und religiös unabhängige Schulen. Schlussendlich setzte sich die Trennung von Staat und Kirche weitgehend durch, auch wenn einzelne Konfessionsschulen bis heute erhalten blieben.
Die FDP und die CDU vertraten hingegen ähnliche Ansichten in der Wirtschafts- und Sozialpolitik, während die SPD (und bis zu ihrem Verbot auch die KPD) sich, besonders in den Anfangsjahren der Bundesrepublik, als reine Partei der Arbeiter verstand. Das Zentrum war diesbezüglich gespalten. Das wirtschafts- und sozialpolitische Modell der „bürgerlichen“ Parteien, die soziale Marktwirtschaft, verdrängte die sozialistischen Ideen größtenteils. Dies erkannte die SPD im Godesberger Programm von 1959 weitgehend an.
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Seit den 60er Jahren haben aufgrund der nachlassenden Kirchenbindung und dem Wandel der Berufsstruktur (weniger Arbeiter, mehr Angestellte und Beamte) die
Konfliktlinien „Arbeit-Kapital“ und „Kirche-Staat“ an Bedeutung verloren, sie sind zu einem „Rechts-Links“-Konflikt verschmolzen: Dem rechten, arbeitgebernahem, (katholisch- bzw. liberal-)
konservativen Lager aus CDU/CSU bzw. FDP stand in den 80er Jahren ein linkes, arbeitnehmernahes, progressives (an gesellschaftlicher Modernisierung orientiertes) Lager aus SPD und Grünen
gegenüber..
Vgl. folgende Quelle: http://www.bpb.de/politik/grundfragen/parteien-in-deutschland/42038/wie-entstehen-parteien?p=all Im November 2018 nicht mehr verfügbar!
Mit dem Aufkommen der Grünen in den 1980ern entwickelte sich eine neue Konfliktlinie zwischen den so genannten postmateriellen Werten [die Grünen forderten: Umweltschutz, Emanzipation der Frau und Frieden durch Abrüstung] und den materiellen Werten [die Ziele der etablierten Parteien waren: Wirtschaftswachstum, Arbeitsplätze und Sicherheit durch Aufrüstung]. Wenn auch abgeschwächt, sind diese Konfliktlinien auch in der heutigen politischen Diskussion noch klar erkennbar, u. a. bei der Reform der Sozialsysteme (Kapital gegen Arbeit), der Föderalismusreform und der Dezentralisierungspolitik in Frankreich, Italien und Großbritannien (Zentrum gegen Peripherie) oder im Umgang mit der religiösen Konfrontation mit dem Islam (Kirche gegen Staat).
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Für die 1990er Jahre in der BRD haben Flanagan und Kitschelt als neue bedeutsame Konfliktlinien diagnostiziert: „Marktfreiheit vs Soziale Gerechtigkeit“ und „autoritärer vs libertärer“ Gesellschaftsauffassung. Zudem vermutete Kitschelt, dass sich die gesamtdeutsche Parteienkonkurrenz entlang einer Diagonale von Sozial-libertärer Politik bis hin zu Neoliberal-autoritärer Politik sortieren lasse. Tatsächlich konnten Neugebauer und Stöss empirisch diese Bündelung der beiden Konfliktdimensionen zeigen (siehe Grafik). Knapp 90 Prozent der Befragten ließen sich so einordnen. Die restlichen 11,5 Prozent äußerten sich politikverdrossen und nicht entlang weiterer Konfliktlinien. Die so zusammengefasste Konfliktlinie bezeichnen sie als „sozial-libertär vs neoliberal-autoritär“. Trotz erheblicher Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland (zum Teil innerhalb der Parteien größer als zwischen den Parteien innerhalb eines Landesteils), kann man entlang dieser neuen Achse, die Einstellungen der Parteianhänger ordnen.
Zum Konflikt zwischen Grünen und AfD siehe auch:
, Wahlanalyse Bundestagswahl 2017: Wahlergebnis zeigt neue Konfliktlinie der Demokratie
Die Cleavage-Theorie - erklärt mit Hilfe von Wahlplakaten
Zum Hintergrund des Plakates
"Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau"
https://de.wikipedia.org/wiki/Alle_Wege_des_Marxismus_führen_nach_Moskau
CDU Hessen 1946 Katholiken
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Plakat_CDU_Hessen_1946_Katholiken.jpg
CDU Hessen 1946 Protestanten
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Plakat_CDU_Hessen_1946_Protestanten.jpg
Der Kulturkampf - Die Innenpolitik Bismarcks
https://www.youtube.com/watch?v=KByNBAhJAxA
Hintergrundinformation zum Wahlplakat - Landsleute? darum sozialistisch
Sozialistische Parteien sind traditionell internationalistisch. Der Internationalismus sieht vor, dass sich die einzelnen nationalen Parteien mit sozialistischer Ausrichtung in einem Bund zusammenschließen sollen. Diese Forderung wird durch den Aufruf „Proletarier aller Länder, vereinigt euch!“ aus dem Kommunistischen Manifest zum Ausdruck gebracht.
vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Internationalismus
Im späten 19. Jahrhundert wurde unter Kaiser Wilhelm II. der Begriff „Vaterlandslose Gesellen“ zum Schimpfwort für die
deutschen Sozialisten und Sozialdemokraten, denen man ihre internationalistische Ausrichtung vorwarf. https://de.wikipedia.org/wiki/Vaterlandslose_Gesellen
Im Ersten Weltkrieg (1914-1018) – wollten die Sozialisten nicht mehr als "Vaterlandsverräter" abgestempelt werden und „drehten den Spieß um“:
Dieses Plakat von 1919 wendete sich gegen den Einfluss des katholischen Klerus und der Zentrumspartei auf die deutsche Innenpolitik. In großen Teilen der
katholischen Zentrumspartei dominierte eine ultramontanistische Haltung. Gemeint ist damit die eine Auffassung des Katholizismus in deutschsprachigen Ländern, Katholiken müssten in
Konfliktfällen „papsttreu“ sein. Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramontanismus
Videotipps: Die Anfänge der Grünen
Geliebte Gegner - DIE GRÜNEN und die Macht
https://www.youtube.com/watch?v=5-akjq7oCts
Im November 2018 verfügbar
Geliebte Gegner – Die Grünen und die Macht
Download im November 2015 unter:
http://www.planet-schule.de/sf/filme-online.php?film=9189&reihe=1312