Sozistunde 11101b - (Wie) funktioniert der Generationenvertrag?


Sk 11101 Demographie und Rente
PDF: https://drive.google.com/open?id=1Ck766KafetNlqFvT8Y2Sm3vF2DYq0hX3

Sk 11101a Mitschriften - Demographie und Rente

PDF: https://drive.google.com/open?id=1rhGA9yzQoVvuz6ruO__gKEH1Un1P0_wl






Karikatur von Rudolf Schoepper 12. Juni 1986Quelle: https://docplayer.org/107965789-Der-generationenvertrag.htmlbzw.:  https://sozialversicherungs-abc.hpage.com/g.html


Eine Gehaltsabrechnung vom Juni 1998 - es wurde noch in DM abgerechnet!   





alpha-demokratie - Rentensysteme im Vergleich
Online bis 09.06.2024
Sendeminute 2:11
Arbeitsminister Norbert Blüm: Zum Mitschreiben – Die Rente ist sicher!
Sprecherin Sarah Walzer: Das war vor knapp 20 Jahren. Und heute? Wie sicher ist denn meine Rente?
Stellen wir uns die gesetzliche Rentenversicherung als großen Topf vor.
Mehr als 2/3 aller Erwerbstätigen [Arbeiter und Angestellte] sind verpflichtet, 18,7 Prozent [ca. 20%] ihres Bruttolohns dort einzuzahlen. Den Betrag teilen sie sich mit dem Arbeitgeber. Das Geld wird sofort an alle ausgezahlt, die jetzt Rentner sind, rund 21 Millionen. Das nennt man Umlageverfahren. So sorgt die Generation, die jetzt arbeitet, für die Generation ihrer Eltern. [Deshalb spricht man auch von einem „Generationenvertrag“.] 
Das Problem: In Deutschland gibt es zu wenige junge Einzahler für zu viele Rentner.  

Und dann ist da noch das Problem mit dem Rentenniveau:
Das beschreibt die Höhe der Rente nach 45 Beitragsjahren [Anmerkung: Wer hat schon 45 Beitragjahre?]
In diesem Jahr bekommen Rentner 47 % des Durchschnittsgehalts eines Arbeitnehmers.
Das ergibt eine Standartrente von 1370 Euro. Sinkt das Niveau weiter, haben Rentner weniger Geld in der Tasche. Um es auf dem aktuellen Stand zu halten, müsste man Arbeitnehmer mit höheren Beiträgen belasten.
Oder der Staat müsste 40.Milliarden im Jahr in die Rentenkasse zuschießen. Steuergelder.
Übrigens, die fließen auch jetzt schon. In Form von Bundeszuschüssen. 65 Milliarden Euro allein in diesem Jahr (2018).
Davon werden z.B. Beiträge finanziert für die Erziehungszeiten von Kindern.
(Mütterente).

Also: Die gesetzliche Rente ist sicher. Und uns darauf verlassen, dass sie sicher reicht, können wir sicher nicht. 



Sendeminute 13.35
Moderatorin Susanne Franke: Wo liegt der Unterschied zwischen Standartrente und Durchschnittsrente?
Prof. Dr. Alexander Oehler:  Die Standartrente ist nach einem fiktiven Modell zustandegekommen, dadurch dass man maximal 45 Beitragsjahre annimmt und das [Brutto-]Durchschnittseinkommen eines rentenversicherten Arbeitnehmers [vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschnittsentgelt].
Wenn man das Durchschnittseinkommen - dieses Durchschnittseinkommen liegt bei gut 38.000 Euro -  45 Jahre lang erzielt erhält, man einen Entgeltpunkt für ein Versicherungsjahr, das macht … 45 Entgeltpunkte und daraus folgt dann die Standartrente. …    
Jeder Entgeltpunkt bekommt einen Wert. Der liegt im Westen momentan (2018) bei 32 Euro, Also kann man leicht ausrechen Wenn ich 45 mal 32 nehme, dann komme ich auf meine Standartrente (von ca. 1400 Euro im Westen.)
Wobei man aufpassen muss, ob ich von einer Bruttorente, bei der die Steuern- und Sozialabgaben noch nicht abgezogen sind und da sind wir bei der Durchschnittsrente.
Bei der Durchschnittsrente ist wichtig, dass sie in der Regel angegeben wird als Nettorente, aber jetzt nicht netto nach Steuern, wie man gerne missverstehen kann.
Das ist sehr missverständlich: „Netto“ bedeutet im Rentenversicherungssystem  „nach Sozialabgaben“, das heißt von den Durchschnittsrenten gehen noch die jeweilige Steuerzahlung ab, und die hängt davon ab, zu welchem Jahrgang ich gehöre.

Moderatorin Susanne Franke: Und wie kommt dieses Ost-West-Phänomen zustande, dass die Durchschnittsrente im Osten höher ist als im Westen?

Prof. Dr. Alexander Oehler:  Das hängt mit der Umstellung des deutschen Rentensystems mit dem Beitritt der ostdeutschen Bundesländer zusammen. Das hat mit der Angleichung des Rentenniveaus zu tun. Das heißt das die Rente, die im Durchschnitt an Männer und Frauen im Osten gezahlt wird ist durch die Umstellung höher, weil im Westen die Ansprüche, die in die Durchschnittsrente fließen, weniger stark angepasst wurden wie das aufholen der westlichen Renten an die östlichen Länder.


Hintergrundinformation 1: Warum sind die Durchschnittsrenten im Osten höher?
Vgl:: https://www.welt.de/wirtschaft/article5433259/Renten-im-Osten-17-Prozent-hoeher-als-im-Westen.html
Ein wesentlicher Grund dafür sind die lückenloseren Erwerbsbiografien, die noch auf DDR-Zeiten zurückgehen
Doch allein durch die Erwerbsbiografien lässt sich das Gefälle nicht erklären. Ein wesentlicher Grund ist auch die Besserstellung der Osteinkommen in der Rentenversicherung. Dies hatte die Regierung Kohl 1991 als Übergangsregelung so beschlossen, um die großen Einkommensunterschiede zwischen Ost und West auszugleichen, wertete sie die Osteinkommen über einen sogenannten Umrechnungsfaktor auf. Dieser ist durch die Lohnannäherung zwischen Ost und West seit seiner Einführung zwar gesunken. „Aber die Einkünfte bei der Rentenbewertung im Osten werden immer noch um 18,7 Prozent höher bewertet als im Westen“. Jeder Euro Rentenbeitrag ist damit im Osten mehr wert als im Westen.

 

Hintergrundinformation 2: Wie hoch ist die Durchschnittsrente in Deutschland?
Vgl. folgende Quelle: https://www.mystipendium.de/geld/durchschnittsrente
Wie hoch die Durchschnittsrente in Deutschland ist, gibt die Deutsche Rentenversicherung regelmäßig bekannt. Die Durchschnittsrente aber nicht mit der Standartrente zu verwechseln.
Standardrentner (Eckrentner)
Die Standardrente – auch Eckrente genannt – lag am 01.07.2018 in den alten Bundesländern bei 1.441,35 Euro brutto, in den neuen Bundesländern konnte ein Standardrentner hingegen mit einer brutto-Rente von 1.381,05 Euro rechnen.
Bei der Standardrente handelt es sich nicht um die Durchschnittsrente, sondern um eine reine  Rechengröße, mit der das Standardrentenniveau berechnet wird. Dabei zeigt die Standardrente den Betrag, den ein Rentner erhält, wenn er 45 Jahre lang gearbeitet und das Durchschnittseinkommen verdient hat.
Durchschnittsrente
Bei der Durchschnittsrente handelt es sich um statistische Mittelwerte der Brutto-Rentenbezüge. Laut einer Statistik der Deutschen Rentenversicherung erhielten männliche Rentner in den alten Bundesländern Ende 2017 durchschnittlich 1.095 Euro. In den neuen Bundesländern lag die Durchschnittsrente hingegen bei 1.198 Euro im Monat.
Rentenberechtigte Frauen bekamen in den alten Bundesländern eine durchschnittliche Rente von 622 Euro, während der Rentendurchschnitt der Rentnerinnen in den neuen Bundesländern bei 928 Euro lag.
Netto-Durchschnittsrente
Bei einer Rente von rund 1.100 Euro brutto man mit einer Netto-Rente zwischen 950 und 1.000 Euro rechnen. Denn auch als Rentner muss man Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge zahlen, wobei der Beitrag zu Krankenkasse sich auf 7,3 Prozent der Rente beläuft und die Pflegeversicherung mit weiteren 2,55 Prozent berücksichtigt werden muss. Neben diesen Beiträgen fallen zudem Steuern auf Deine Rente an, wenn diese über dem jährlichen Grundfreibetrag von 9.168 Euro liegt.



Schaubilder zur Gesetzlichen Rentenversicherung gibt es unter:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de

Durchschnittliches Alter beim Erstbezug von Altersrenten im Kohortenvergleich Geburtsjahrgänge 1904 -1947, nach Geschlecht, alte Bundesländer
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII19.pdf

Entwicklung des Netto-Rentenniveaus vor Steuern 1990 -2032 Netto-Standardrente vor Steuern (45 Versicherungsjahre) in % des durchschnittlichen Jahresentgelts
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII37.pdf

Beitragssätze zur Rentenversicherung 1950 bis 2019 und bis 2030* in % des Bruttoarbeitsentgelts
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII43a.pdf