Sozistunde 11104 - Rentenreform - aber wie?


Sk 11101 Demographie und Rente
PDF: https://drive.google.com/open?id=1Ck766KafetNlqFvT8Y2Sm3vF2DYq0hX3

Sk 11101a Mitschriften - Demographie und Rente

PDF: https://drive.google.com/open?id=1rhGA9yzQoVvuz6ruO__gKEH1Un1P0_wl



Rentenreform. Karikatur von Kostas Koufogiorgos am 16. Januar 2014
https://de.toonpool.com/cartoons/Rentenreform_216092


Schaubilder zur Gesetzlichen Rentenversicherung gibt es unter:
http://www.sozialpolitik-aktuell.de

Durchschnittliches Alter beim Erstbezug von Altersrenten im Kohortenvergleich Geburtsjahrgänge 1904 -1947, nach Geschlecht, alte Bundesländer
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII19.pdf

Entwicklung des Netto-Rentenniveaus vor Steuern 1990 -2032 Netto-Standardrente vor Steuern (45 Versicherungsjahre) in % des durchschnittlichen Jahresentgelts
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII37.pdf

Beitragssätze zur Rentenversicherung 1950 bis 2019 und bis 2030* in % des Bruttoarbeitsentgelts
http://www.sozialpolitik-aktuell.de/tl_files/sozialpolitik-aktuell/_Politikfelder/Alter-Rente/Datensammlung/PDF-Dateien/abbVIII43a.pdf


alpha-demokratie - Rentensysteme im Vergleich
https://www.br.de/mediathek/video/alpha-demokratie-rentensysteme-im-vergleich-av:5bd9ffb62fc9ce0018324a79

Sendeminute 4:00

Moderatorin Susanne Franke: Herr Professor Oehler, also wenn wir von der Rente nicht leben können nach 45 Jahren arbeiten und einzahlen, wie sinnvoll ist dann dieses deutsche Rentensystem.    
Prof. Dr. Alexander Oehler:  Also wie es bisher aufgestellt ist, ist es sehr sinnvoll, weil man ja nicht nur die Einnahmen aus der Rentenversicherung und verwandten Versicherungen vergleichen darf, sonder man muss natürlich weitere Einkommensarten dazunehmen, die grundsätzlich zu einem bestimmten Alter verfügbar sind.    
Das heißt, wenn man schauen will, ob es insgesamt für einen persönlich reicht, wenn man in Rente geht, dann muss man natürlich alle Einkommensarten zusammenzählen. Bei dem öffentlich-rechtlichen System ist aus meiner Sicht zentral, das man ein Mindestniveau definiert, und zwar jetzt nicht das Rentenniveau, das gerade eben im Beitrag eingespielt war, das ist ein rein rechnerisches Modell, das sit eine Illusion, weil es diesen Eckrentner nicht gibt. Sondern man muss individuell schauen, ob die meisten oberhalb einer wie auch immer gerechneten Armutsgrenzen leben können, also vor allem nicht nur essen können, sondern auch wohnen können, was ja in manchen Städten kaum bezahlbar ist.

Sendeminute 5:30
Moderatorin Susanne Franke: Jetzt bleiben wir mal beim Rentensystem, das wird ja ständig reformiert. … Es vergeht ja fast kein Jahr, an dem keine Reform stattfindet.
Zum Beispiel an der Stellschraube Rentenalter. Es lag ja mal bei 60 Jahren für Frauen und 63 für Männer. Heute gilt für alle 67 Jahre. Bringt es denn was, an einzelnen Schrauben zu schrauben?  

Prof. Dr. Alexander Oehler:  Also im Prinzip gib es … drei Stellschrauben, an denen man drehen kann und in der Vergangenheit wurden nur kleinste Schräubchen an diesem System verändert. … Es gibt drei Stellschrauben: Das eine ist:  Alle müssen mehr zahlen. Das könnten die Arbeitnehmer und die Arbeitgeber (also die abhängig Beschäftigten sein), das könnten die Steuerzahler sein (also der Bundeszuschuss steigt). Es könnte natürlich auch sein, das man andere Einkommensarten dazu nimmt. Denken sie an das scheue Reh des Kapitalmarkts, Das wird krank, das geht in Rente. Warum sind Einkommen aus Kapital, aus Vermietung und Verpachtung nicht sozialbeitragspflichtig?      
Die zweite Stellschraube wäre: Man bekommt weniger heraus! Also wenn man nicht mehr zahlen kann, die Beiträge nicht steigen können, dann ist die Konsequenz: Man bekommt weniger Rente. Wobei: Wenn das Renteniveau sinkt, kann es trotzdem sein, das die Rente steigt, … nur die Kaufkraft lässt vielleicht nach.
Und der dritte Punkt: Man braucht mehr Personen. … Man wird auf Zuwanderung setzen müssen in der Mischung mit hoffentlich mehr Kindern, oder auch andere Beschäftigtengruppen einbeziehen, aus eine Versicherung, in die abhängig Beschäftigte einbezahlen müssen also eine Versicherung machen, in die mehr Personen zahlen.          

Moderatorin Susanne Franke: Die aktuelle Rentenreform sagt ja, die Rente soll stabil bleiben beim 48 Prozent bis 2025 und die Beitragssätze sollen nicht mehr als bis auf 20% steigen.       
Da sind die Babyboomer noch gar nicht eingerechnet, also die ab 2032 in Renten gehen. Muss man nicht langfristiger denken.

Prof. Dr. Alexander Oehler:  Man müsste sehr viel langfristiger denken. Man hätte schon vor 30 Jahren anfangen müssen, auch heute muss man 30 Jahre in die Zukunft denken.   
…Eine Lösung wurde ja schon begonnen: Man hat damit begonnen, das man sagt: Die Renten steigen nicht mehr so schnell wie die Löhne - das ist ja die Idee des eigentlichen Umlageverfahrens [bzw. der dynamischen Anpassung der Altersrente]. Man hat da schon Bremsen eingebaut, wenn die Zahl der Zahler hinter die Zahl der Rentner zurückfällt, das dann die Renten noch einmal weniger steigen. … Würde man heute nichts oder wenig tun, dann führt das dazu, dass nicht nur die Rente [unter ein Mindestniveau] sinkt. Das sollte man allerdings frühzeitig sagen. Dann heißt das für alle, die mehr haben wollen als dieses Minimum, dass sie selbst etwas tun müssen.   

Moderatorin Susanne Franke: Deshalb hat man ja auch, um Rentenlücke zu schließen, die Riester-Rente erfunden ....  
(Sendeminute 9:09)