Sozistunden 11170 - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland - eine (TV-)Dokumentation


Sk 11170 Deutschland und die Migranten

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Sk 11170 Mitschriften - Deutschland und die Migranten

PDF: https://drive.google.com/open?id=1G2GwQ2Uc-X4HVkD2AAaCswEDhY-nKERX





Völkerschau bezeichnet eine Zurschaustellung von Angehörigen eines fremden Volkes. Blütezeit der Völkerschauen in Europa war zwischen 1870 und 1940. Allein in Deutschland wurden in dieser Zeit über 300 außereuropäische Menschengruppen vorgeführt. Teilweise wurden in diesen „anthropologisch-zoologischen Ausstellungen“ gleichzeitig über 100 Menschen zur Schau gestellt.[1] Völkerschauen waren Massenveranstaltungen, die ein millionenfaches Publikum in Europa und Nordamerika anlockten. Sie fanden auch abseits der Großstädte in mittelgroßen und kleinen Städten statt.[2].

 

Carl Hagenbeck – ein erfolgreicher Schausteller

1874 eröffnete [der Zoodirektor und Tierhändler] Carl Hagenbeck eine erste Völkerschau mit Lappländern nach der Idee des befreundeten Tiermalers Heinrich Leutemann (1824–1905). Während des Aufenthalts in Hagenbecks Ausstellungsgelände konnten Besucher den Lappländern bei ihrem alltäglichen Leben zusehen. Hagenbecks Schau feierte große Erfolge.[8]

Die kleine Lappländerschau wanderte von Hamburg aus weiter nach Berlin. Anschließend reiste sie nach Leipzig. Um die Ausstellungen aus dem Umfeld von Schaubuden und Vergnügungslokalitäten zu lösen, versuchte man von nun an seriöse Ausstellungsorte zu finden, damit die Schauen auch vom Bürgertum respektiert wurden.

Nach dem unerwarteten großen Erfolg der ersten Völkerschau Carl Hagenbecks plante dieser schnell weitere. Mithilfe seiner Verbindungen zu Tierfängern auf der ganzen Welt brachte er 1876 drei „Nubier“ nach Europa und gleich darauf eine Inuitfamilie aus Grönland.   

1883 und 1884 veranstaltete er eine Kalmücken- und eine Singhalesen- bzw. Ceylonschau. Mit der Eröffnung seines Tierparks in Stellingen 1908 vor den Toren Hamburgs stand Carl Hagenbeck ein eigenes Ausstellungsgelände zur Verfügung, wo Somalier, Äthiopier und Beduinen auftraten.

Quelle: Seite „Völkerschau“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 23. August 2019, 18:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=V%C3%B6lkerschau&oldid=191614468 (Abgerufen: 30. November 2019, 16:23 UTC)





Mit „Ruhrpolensind die Menschen und deren Nachfahren gemeint, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts teils mit ihren Familien aus dem früheren Königreich Polen, aus Masuren, der Kaschubei und auch aus Oberschlesien ins Ruhrgebiet des Deutschen Reichs eingewandert sind und dort meist als Bergleute gearbeitet haben.

Voraussetzungen:

Die Geschichte Polens im 18. Jahrhundert war geprägt durch die Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795, als das Land nach und nach in drei Bereiche aufgeteilt wurde, die unter preußische, russische und österreichische Herrschaft kamen. [Folge:} Es gab es in den Ostprovinzen Preußens Regionen mit überwiegend polnischsprachiger Bevölkerung – vor allem Großpolen (der historische Kern Polens) – und Regionen mit starken polnischen Minderheiten.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es während der Industrialisierung in Deutschland zu tiefgreifenden Veränderungen. In den Schwerpunktgebieten der Industrialisierung und später der Hochindustrialisierung wuchs der Bedarf an Arbeitskräften stark an.

Seite „Ruhrpolen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Oktober 2019, 05:35 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ruhrpolen&oldid=193350098 (Abgerufen: 30. November 2019, 19:58 UTC)


Polen-Litauen in den Grenzen von 1771 und die drei Teilungen Polens 1772, 1793 und 1795


Entwicklung

Ab 1880 verstärkte sich die Ost-West-Wanderung aus dem preußischen Osten ins Ruhrgebiet. Die Arbeiter aus dem deutschen, österreich-ungarischen und russischen Polen sowie aus Masuren, das seit dem 13. Jahrhundert unter deutscher Herrschaft stand, und aus Oberschlesien, das seit dem 14. Jahrhundert zum Reichsgebiet gehörte, gewannen immer mehr an Attraktivität für Industrie und Landwirtschaft

Polnischsprachige Saisonarbeiter arbeiteten in der Industrie, vor allem im Bergbau, Hüttenwesen, Baugewerbe und in der Ziegelherstellung sowie im Osten in der Landwirtschaft. Insbesondere die ostelbischen Güter verlegten sich immer mehr auf die ca. 400.000 Billiglohnkräfte.

Die Pendler waren ungelernt, saisonal, leisteten längere Arbeitszeiten und erhielten niedrigere Löhne als die deutschen Arbeitskräfte. Funktional dienten die polnischen Saisonarbeiter oft als Lohndrücker und Streikbrecher.

1890 führte die preußische Verwaltung das RegelwerkKarenzzeit“ ein, das die Zuwanderer verbindlich zwang, nach Ablauf der Saison das Land zu verlassen.[1] 

Die deutsche Arbeiterschaft nahm die „Ruhrpolen“ als fremd wahr wegen ihrer zum Teil streng katholischen Konfession und ihrer ungewohnten Sprache.

Folglich bildeten die Polen ein eigenständiges Arbeitermilieu in den Städten des Ruhrgebiets, hauptsächlich in Essen, Dortmund und Bochum.

So wurden z. B. in Bochum komplett eigenständige Strukturen geschaffen wie die einflussreiche polnische Gewerkschaft Zjednoczenie Zawodowe Polskie, die Arbeiterzeitung Wiarus Polski und die Polnische Arbeiterbank. Eine wichtige Rolle spielte dabei Jan Brejski. Das Zusammenspiel der verschiedenartigen Traditionen brachte die industrielle Kultur hervor, für die das Ruhrgebiet noch heute bekannt ist.

Gelsenkirchen wurde hingegen Zentrum der evangelischen Masuren, die sich bewusst von den Polen absetzten.


Der bekannte Gelsenkirchener Fußballverein FC Schalke 04 bekam schon vor dem Ersten Weltkrieg den abwertend gemeinten Namen „Polackenverein“. Ein Großteil der Spieler der Mannschaft, die in den 1930er Jahren Schalke zum stärksten Verein im Deutschen Reich machten, hatte polnisch klingende Familiennamen.  

Als Schalke 1934 erstmals deutscher Fußballmeister geworden war, machte die Warschauer Sportzeitung Przegląd Sportowy (Sportrundschau) mit der Schlagzeile auf: „Die deutsche Meisterschaft in den Händen von Polen[3] Das Warschauer Blatt berichtete, dass u. a. die Spieler Emil Czerwinski, Ernst Kalwitzki, Ernst Kuzorra, Hermann Mellage, Fritz Szepan, Otto Tibulski, Adolf Urban und Ferdinand Zajons Polen seien, „Söhne von nach Westfalen ausgewanderten polnischen Bergleuten“.

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhrpolen

Seite „Ruhrpolen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Oktober 2019, 05:35 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ruhrpolen&oldid=193350098 (Abgerufen: 30. November 2019, 19:58 UTC)



Die Vereinsführung des FC Schalke 04 reagierte mit einem Offenen Brief, in dem festgestellt wurde, dass alle elf Spieler der Meisterelf sowie zwei Reservisten im Ruhrgebiet geboren worden seien. Aufgeführt waren auch die Geburtsorte von deren Eltern: Acht der Elternpaare stammten aus dem protestantischen Masuren, zwei waren Einheimische, je eines stammte aus Oberschlesien, aus der Posener Gegend und aus Ostfriesland. Bergleute waren demnach unter den Vorfahren der Schalker Spieler nicht, einige arbeiteten jedoch nach ihrer Ankunft im Ruhrgebiet im Bergbau.[17]

Vgl.: https://de.wikipedia.org/wiki/FC_Schalke_04


In der Tat waren fast alle Leistungsträger des Clubs evangelisch. Masuren war im 16. Jahrhundert als Teil Preußens lutherisch geworden. Die Bevölkerung orientierte sich daher nicht am katholischen Polen, sondern am fernen Berlin und Potsdam. Dort wurde sie auch die „altpreußische Bevölkerung“ genannt.[5] Es war kein Zufall, dass unter den Masuren der Vorname Fritz besonders beliebt war; nach dem „alten Fritz“, dem in Polen verhassten Preußenkönig Friedrich II., wurde auch der spätere Fußballstar Fritz Szepan getauft. Nirgendwo im Deutschen Reich war die Stimmung antipolnischer als in Masuren und unter den masurischen Einwanderern im Ruhrgebiet. Dass die Nationalsozialisten in den zwanziger Jahren die Verteidigung Ostpreußens vor polnischen Ansprüchen propagierten, brachte ihnen unter den Masuren zahlreiche Anhänger ein.[6] Auch Kuzorra und Szepan traten der NSDAP bei und ließen sich von der NS-Propaganda instrumentalisieren.[7] Um sich von polnischen Einwanderern abzugrenzen, nutzten viele der preußisch geprägten Einwanderer aus Masuren die von den Behörden angebotene Möglichkeit, ihre polnisch klingenden Familiennamen zu germanisieren. Auch bei Schalke sind einige Fälle belegt: Zurawski wurde zu Zurner, Regelski zu Reckmann, Zembrzycki zu Zeidler. Der Linksaußen der Meistermannschaft von 1934, Emil Czerwinski, änderte seinen Familiennamen in Rothardt, was eine sinngemäße Übersetzung darstellt – „czerwony“ heißt auf deutsch „rot“.[8] Schalke wurde dennoch als „Polackenverein“ bezeichnet, weil die einheimischen Westfalen nicht zwischen evangelischen Masuren, katholischen Oberschlesiern und katholischen Polen unterschieden.[9]

Seite „Ruhrpolen“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 22. Oktober 2019, 05:35 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Ruhrpolen&oldid=193350098 (Abgerufen: 30. November 2019, 19:58 UTC)



Legitimationskarte eines "Gastarbeiters"

Hintergrundinformation:
Die Bundesregierung schloss 1955 mit Italien die erste Vereinbarung über die staatlich organisierte Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte.

Es folgten weitere Anwerbeverträge mit Spanien und Griechenland (1960), mit der Türkei (1961), Portugal (1964), Tunesien und Marokko (1965) und Jugoslawien (1968).
Im Ergebnis unbedeutend blieben die Vereinbarungen mit Tunesien und Marokko.







1955-1973 Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte

Die Ausländerpolitik der Bundesrepublik war in den 1950er- und 1960er-Jahren durch die gezielte Anwerbung ausländischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Mittelmeerraum gekennzeichnet. Sie wurden als "Gastarbeiter" bezeichnet, weil ihr Aufenthalt nur vorübergehend sein sollte.

Anwerbeverträge für Arbeitskräfte wurden zunächst mit Italien (1955), Spanien und Griechenland (1960) und später auch mit der Türkei (1961), Marokko (1963), Portugal (1964), Tunesien (1965) und Jugoslawien (1968) geschlossen.
Die Anwerbepolitik war (wie bereits die während des Kaiserreichs) auf eine befristete Zuwanderung ausgerichtet, die den Arbeitskräftemangel bestimmter Industriezweige der bundesdeutschen Nachkriegsökonomie ausgleichen sollte. Die überwiegend männlichen, jungen Angeworbenen lebten damals ohne Familienangehörige in Baracken oder Sammelunterkünften. Sie arbeiteten meist in der Industrie auf Stellen, die wegen des relativen Überhanges an Arbeitsplätzen und des steigenden Anspruchsniveaus einheimischer Arbeitnehmer immer seltener mit diesen besetzt werden konnten. 

 

Die "Gastarbeiter" übernahmen während des Wirtschaftswunders, aber auch in Zeiten der Rezessionen wichtige Ersatz-, Erweiterungs- und Pufferfunktionen. Denn zumindest theoretisch galt das "Rotationsprinzip": Einem temporären Arbeitsaufenthalt sollte die Rückkehr in das jeweilige Herkunftsland folgen. Die Ausländerbeschäftigung war in dieser Phase an den Bedürfnissen von Wirtschaft und Arbeitsmarkt ausgerichtet. [Anmerkung: Die deutsche Wirtschaft war am Rotationsprinzip gar nicht so sehr interessiert, da so eingearbeitete gegen ungelernte Arbeitskräfte ausgetauscht wurden]. Ohne den Einsatz der "Gastarbeiter" – so ein allgemeines Resümee – wäre das deutsche Wirtschaftswunder nicht in so kurzer Zeit erreicht worden.

 

Wachsender Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung

Der Ausländeranteil an der Wohnbevölkerung in Deutschland wuchs im Zuge der Anwerbepolitik von 1,2 Prozent im Jahr 1960 auf über 4,9 Prozent 1970. … 1973 waren ca. 2,6 Millionen ausländische Arbeitnehmer in der Bundesrepublik beschäftigt. Weil das "Rotationsprinzip" nicht funktionierte und die Aufenthaltszeiten der angeworbenen ausländischen Beschäftigten sich zusehends verlängerten, setzte nach einigen Jahren der Nachzug von Familienangehörigen ein. Damit zeichneten sich erste Niederlassungstendenzen ab, ohne dass die sozialen Folgen dieser Zuwanderung politisch thematisiert wurden.

In Folge der wirtschaftlichen Rezession ging allein zwischen 1966 und 1969 die Ausländerbeschäftigung um rund ein Drittel auf 0,9 Millionen zurück. Nach einem zwischenzeitlichen Anstieg sank die Zahl im Zuge des Ölpreisschocks von 1973 und der darauf folgenden Weltwirtschaftskrise erneut. 1973 wurde von der damaligen Bundesregierung der so genannte Anwerbestopp erlassen, um die staatlich organisierte Arbeitsmigration zu beenden und den Ausländerzuzug zu stoppen.

 

1973-1979 Anwerbestopp und Konsolidierung der Ausländerbeschäftigung

Die zweite Phase bundesdeutscher Ausländerpolitik von 1973 bis 1979 war primär durch den Zuzug von Familienangehörigen, also von Ehegatten und Kindern der zuvor angeworbenen Arbeitnehmer, geprägt. Sie zielte jedoch auf eine vorübergehende Eingliederung für die Familien ab, die sich dauerhaft niederlassen wollten. Sie erhielten auf Grundlage des Ausländergesetzes von 1965 eine Aufenthalts- bzw. Zuzugsgenehmigung.

Die Verhängung des Anwerbestopps forderte den Familiennachzug geradezu heraus: Er war die einzig noch zugelassene Form von Zuwanderung. Außerdem stellte die Bundesregierung den Migrantenfamilien, die sich dauerhaft niederließen, eine bessere Eingliederungspolitik in Aussicht. Diese zweite Phase wird als "Phase der Konsolidierung der Ausländerbeschäftigung" bezeichnet.







Film: 100 deutsche Jahre -  Abgrenzungen – Ausländer in Deutschland

Sehr sehenswert - Im Dezember 2019 abrufbar unter:  

https://www.dailymotion.com/video/x25x14e




















100 Deutsche Jahre

8. Abgrenzungen – Ausländer in Deutschland

Folge 8
Wir essen beim Italiener, kaufen beim Türken und reisen in die ganze Welt. Doch Rassismus ist noch immer an der Tageordnung in Deutschland, insbesondere dort, wo Arbeit knapp ist und die Integration zu scheitern droht. Vor 100 Jahren kommen die ersten Ausländer ins Land, die so genannten ‚Ruhrpolen‘. Rund eine halbe Million schuften im Bergbau. Als 1933 die Nazis die Macht übernehmen, holen sie so viele Ausländer ins Land wie nie zuvor – fast acht Millionen. Sie stammen aus den besetzten Gebieten und müssen Zwangsarbeit verrichten. 15 Jahre nach Kriegsende, als in Westdeutschland die Wirtschaft boomt, reichen die eigenen Arbeitskräfte nicht mehr aus: Italiener und Portugiesen, später Türken, übernehmen harte und schlecht bezahlte Arbeiten. In der DDR sind es vor allem Vietnamesen, die im Zuge ‚angewandter Entwicklungshilfe‘ im sozialistischen Staat Arbeit suchen. (Text: SWR Fernsehen)


Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland"
Das Video ist im August 2019 verfügbar unter folgender URL:
100 Deutsche Jahre - 08v52 - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland - 1998- https://www.dailymotion.com/video/x25x14e

 

Die Völkerschauen im Zirkus Hagenbeck (1910, 1912). Mehr als 1 Million Besucher teilen das Interesse am Exotischen und die Faszination des Fremden, aber auch die Definition der eigenen Identität durch die fremde, des Selbst durch Abgrenzung gegen das Andere, der deutsche Kolonialismus (seit 1884), die Entwicklung der deutschen nationalen Identität und des deutschen Nationalismus seit Gründung des Kaiserreichs (1870/71).

 

"Fremdarbeiter" und "Ostarbeiter" in der NS-Zeit (Filmminute 05:05 bis 08:53)
Der im Vergleich zu den anderen Kriegführenden Parteien hohe Lebensstandard der deutschen Zivilbevölkerung während des Zweiten Weltkriegs und die Fähigkeit des NS-Regimes, den Krieg bis 1945 auszudehnen, ohne auf die der NS-Ideologie widersprechende Nutzung der Arbeitskraft von deutschen Frauen zurückgreifen zu müssen, beruhen auf der systematischen Ausbeutung von Zwangsarbeitern. Der Konflikt zwischen der der NS-Ideologie widersprechenden Verbringung von Osteuropäern ("Slawen") in das Reichsgebiet und den ökonomischen Notwendigkeiten wird nach und nach zugunsten der letzteren entschieden. Das führt zur Versklavung von sowohl Zivilisten als auch Kriegsgefangenen, die in allen Bereichen der deutschen Wirtschaft tätig sind, vom landwirtschaftlichen Kleinbetrieb bis zu den großen Rüstungsbetrieben, im Kleinhandwerk und bei der Reichsbahn, und selbst in privaten Haushalten; in Deutschland gab es zum Kriegsende etwa 200.000 russische Hausmädchen. Im Sommer 1944 besteht die Hälfte aller in der deutschen Landwirtschaft Beschäftigten - in der Industrie ist es etwa ein Drittel - aus ausländischen Arbeitskräften, ein Drittel davon sind Frauen. Bis zum Angriff auf die Sowjetunion im Sommer 1941 stellen die Polen das größte Kontingent. Je nach ihrer Stellung in der Rassenhierarchie des Nationalsozialismus leben und arbeiten sie unter mehr oder weniger erbärmlichen Bedingungen in Fremdarbeiterlagern, strikt getrennt von den deutschen Wohnquartieren. In Berlin allein gab es an die 500 solcher Lager. Die Sozialkontakte zwischen Zwangsarbeitern, deren Kleidung sie als solche ausweist, und Deutschen sind auf das Notwendigste beschränkt. Fraternisierung steht unter Strafe, der Geschlechtsverkehr für erstere unter Todesstrafe ("Rassenschande"). Hatte man aus Gründen der Rassenideologie bis zur militärischen Niederlage in Stalingrad im Februar 1943 auf den Einsatz von russischen Kriegsgefangenen verzichtet - über 3 Millionen kommen in deutschen Lagern um -, so werden die Überlebenden nun auch zum "Arbeitseinsatz" herangezogen. Ab 1944 trifft dies auch auf etwa eine halbe Million jüdische KZ-Häftlinge zu, die u.a. bei der unterirdischen Produktion der sogenannten V-Waffen beschäftigt werden. Ihre Lebenserwartung beträgt z.T. nicht mehr als drei Monate ("Vernichtung durch Arbeit").

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)

Ruhrpolen im Kaiserreich

Die Geographie Deutschlands bis zum Kriegsausbruch 1914, das Fehlen eines polnischen Staates, machte diese Polen zu Bürgern des deutschen Reiches. Obgleich rechtlich anderen Reichsdeutschen gleichgestellt, unterscheiden sich die "Ruhrpolen" durch ihre katholische Konfession und ihre Sprache von den deutschen Kumpels und bilden ein eigenständiges Arbeitermilieu in den Städten des Ruhrgebiets wie Essen, Dortmund und Gelsenkirchen. Da sich der deutsche Nationalismus als protestantisch versteht und zugleich seit Bismarck eine aggressive Germanisierungspolitik in den preußischen Ostgebieten, v.a. in der Provinz Posen, durchgeführt wird, sind die Polen in den deutschen Industriegebieten (etwa auch in Oberschlesien) zwar willkommene Arbeitskräfte, unterliegen aber von Seiten ihres deutschen Umfelds einer zwiespältigen Wahrnehmung. Zum einen sind sie Teil der Arbeiterklasse und haben somit ökonomisch die gleichen Interessen (Bergarbeiterstreiks 1889, 1905, 1912) und eine ähnliche Freizeitkultur wie deutsche Arbeiter (Taubenzucht, Schalke 04), zum anderen sind sie in nationalistischer Terminologie "Reichsfeinde", die ein labiles deutsches Nationalgefühl bedrohen. Das Reichsvereinsgesetz von 1908 verbietet etwa den Gebrauch der polnischen Sprache in öffentlichen Versammlungen. Arbeiter aus dem deutschen, österreich-ungarischen und russischen Polen sind i.ü. nicht nur in der Industrie gefragt, sondern werden in großer Zahl (etwa 400.000) saisonal auch in der deutschen Landwirtschaft, v.a. auf den ostelbischen Gütern, in großer Zahl als Billiglohnkräfte herangezogen.

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)


Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland"
Das Video ist im August 2019 verfügbar unter folgender URL:
https://www.dailymotion.com/video/x25x14e


Die Anwerbung von Gastarbeitern 1955-1973

Obgleich das erste Anwerbeabkommen mit Italien bereits 1955 abgeschlossen wurde, ist 1961 das Schlüsseljahr für die Ausländerbeschäftigung in der Bundesrepublik, da mit dem Mauerbau die nach wie vor schnell wachsende deutsche Wirtschaft ("Wirtschaftswunder") durch den Abbruch des Zustroms von Deutschen aus der DDR (1950-1961: 2,6 Mio.) einen Arbeitskräftemangel zu verzeichnen hat. Weitere Anwerbeabkommen mit anderen europäischen und außereuropäischen Ländern u.a. mit der Türkei (1961) folgen in den sechziger Jahren. s 1969 stellen die Italiener die größte Gruppe ausländischer Arbeitnehmer, danach sind es die Türken, die zahlenmäßig die Führung übernehmen (1973: 605.000 Arbeitnehmer). Die ursprüngliche Erwartung der deutschen Unternehmer ist es, ein Reservoir an Arbeitskräften zur Verfügung zu haben, auf das man sich in Zeiten der Hochkonjunktur verlassen kann, das aber im Falle einer Rezession (zuerst 1966/67) in die Herkunftsländer zurückkehrt. Überdies gibt der Pool relativ schlecht ausgebildeter ausländischer Arbeitskräfte den Unternehmern in Zeiten steigender Löhne und kürzeren Arbeitszeiten gegenüber den Gewerkschaften ein Druckmittel an die Hand. Zwar sind die ausländischen Arbeitnehmer durch Modellarbeitsverträge ihren deutschen Kollegen gleichgestellt, ihr "anspruchsloses" Konsumverhalten jedoch trägt nur unwesentlich zur der exportorientierten deutschen Wirtschaft abträglichen Steigerung der Inlandsnachfrage bei. Überdies zahlen die überwiegend jungen ausländischen Arbeitnehmer Einkommenssteuer und Beiträge zur Sozialversicherung, ohne später Versicherungsleistungen, so hofft man, in Anspruch zu nehmen. Von Seiten der Herkunftsländer, in denen die Bundesanstalt für Arbeit Außenstellen eröffnet, erwartet man sich einen deutlichen Abbau der eigenen Arbeitslosenzahlen, eine verbesserte Zahlungsbilanz durch den Lohngeldtransfer und eine bessere Qualifikation der eigenen Bevölkerung. Bevorzugte Beschäftigungsgebiete für ausländische Arbeitskräfte sind Gastronomie, Baugewerbe, Metallindustrie, Autoindustrie und Bergbau.

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)


Exkurs - Zuwanderung in die DDR

Numerisch fallen Ausländer in der DDR kaum ins Gewicht. Zum Zeitpunkt des Mauerfalls gibt es 190.000 Ausländer in der DDR, in der Bundesrepublik sind es fast 5 Millionen. Bereits in den fünfziger Jahren kommen Vietnamesen zur beruflichen Aus- und Weiterbildung in die DDR (1966-1986: ca. 16.000). Seit den siebziger Jahren kommen nach Abkommen zwischen Hanoi und Ostberlin (1973, 1979/80) wiederum Vietnamesen in die DDR. Hintergrund ist jetzt der Arbeitskräftemangel in der DDR-Wirtschaft. Die Vietnamesen arbeiten für maximal 5 Jahre in industriellen Ballungsgebieten wie Chemnitz, Dresden und Erfurt und leben ohne ihre Familien kaserniert, z.B. in Wohnheimen, weitgehend isoliert von der deutschen Bevölkerung. 1988 gibt es 60.000 Vertragsarbeiter aus Vietnam in der DDR. Andere sozialistische Länder, die Arbeitskräfte in die DDR schicken, sind etwa Angola und Mosambik.

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)

1973 -1980 Anwerbestopp – Familiennachzug - Integrationsprobleme

Durch den "Anwerbestopp" soll der Zustrom von Gastarbeitern aus Nicht-EU-Ländern, in erster Linie der Türkei, unterbunden werden. Zugleich [aber] sorgt der Familiennachzug für einen Anstieg der Zahl der Ausländerzahlen, da die ””überwiegend männlichen ausländischen Arbeitnehmer nun gezwungen sind, eine definitive Entscheidung über ihren Lebensmittelpunkt zu treffen. Man entscheidet sich meist für den dauerhaften Aufenthalt in der Bundesrepublik und holt die Familie nach. Der Hintergrund für den von der SPD/FDP-Bundesregierung am 23. Dezember 1973 verfügten Anwerbestopp ist der erwartete Anstieg der Arbeitslosenzahlen in der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise von 1973/74 (1. Ölkrise). Bis 1973 war die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer auf 2,3 Mio. gewachsen. Während nach dem Anwerbestopp die Zahl der ausländischen Sozialversicherungsbeiträger kontinuierlich sinkt, um sich bis zum Ende der achtziger Jahre bei ca. 1,5 bis 1,6 Mio. einzupendeln, steigt die Gesamtzahl der Ausländer auf 4,85 Mio. (1989) an. Denn der Anwerbestopp verstärkt den bereits vorher sich abzeichnenden Trend der De-facto-Einwanderung nach zehnjährigem Aufenthalt in Deutschland.

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)

1973 -1980 Anwerbestopp – Familiennachzug - Integrationsprobleme

Durch den "Anwerbestopp" soll der Zustrom von Gastarbeitern aus Nicht-EU-Ländern, in erster Linie der Türkei, unterbunden werden. Zugleich [aber] sorgt der Familiennachzug für einen Anstieg der Zahl der Ausländerzahlen, da die ””überwiegend männlichen ausländischen Arbeitnehmer nun gezwungen sind, eine definitive Entscheidung über ihren Lebensmittelpunkt zu treffen. Man entscheidet sich meist für den dauerhaften Aufenthalt in der Bundesrepublik und holt die Familie nach. Der Hintergrund für den von der SPD/FDP-Bundesregierung am 23. Dezember 1973 verfügten Anwerbestopp ist der erwartete Anstieg der Arbeitslosenzahlen in der sich abzeichnenden Wirtschaftskrise von 1973/74 (1. Ölkrise). Bis 1973 war die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Ausländer auf 2,3 Mio. gewachsen. Während nach dem Anwerbestopp die Zahl der ausländischen Sozialversicherungsbeiträger kontinuierlich sinkt, um sich bis zum Ende der achtziger Jahre bei ca. 1,5 bis 1,6 Mio. einzupendeln, steigt die Gesamtzahl der Ausländer auf 4,85 Mio. (1989) an. Denn der Anwerbestopp verstärkt den bereits vorher sich abzeichnenden Trend der De-facto-Einwanderung nach zehnjährigem Aufenthalt in Deutschland.

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)


Ausländerwohnheime und barackenartige Unterkünfte gehören zunehmend der Vergangenheit an, die oft in Deutschland geborenen Ausländerkinder besuchen deutsche Schulen, in deutschen Großstädten kommt es zur Bildung von Ausländervierteln (z.B. Berlin-Kreuzberg). In Anbetracht der daraus erwachsenden sozialen und kulturellen Probleme bemühen sich in Ländern und Gemeinden Ausländerbeauftragte um eine bessere Integration vor allem von Türken in die deutsche Gesellschaft. Allerdings ist die deutsche Ausländerpolitik zwiespältig. Einerseits fördert man mehr oder weniger erfolgreich die Integration vor allem der zweiten und dritten Generation mit praktischen Maßnahmen, andererseits wird die Fiktion einer eventuellen Rückkehr ins Heimatland aufrechterhalten und die Einbürgerung keineswegs erleichtert ("Deutschland ist kein Einwanderungsland.").

Seit der Kanzlerschaft Helmut Kohls (1982) glaubt man die Rückkehrwilligkeit auch materiell fördern zu können. Allerdings werden die Rückkehrhilfen kaum in Anspruch genommen werden, da seit dem Anwerbestopp bei einem Scheitern im Herkunftsland die Möglichkeit der Wiederkehr in die Bundesrepublik ausgeschlossen ist. Die im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen viel härter von der nun die deutsche Wirtschaft als Dauerphänomen begleitenden strukturellen Massenarbeitslosigkeit (vgl. a. 2. Ölkrise zu Beginn der achtziger Jahre) betroffenen Ausländer müssen sich z.T. unter unmenschlichen Arbeitsbedingungen als Leiharbeiter in der Industrie verdingen (Günter Wallraff, Ganz Unten)

vgl.: Hintergrundinformationen zum Film „100 Deutsche Jahre - Abgrenzungen - Ausländer in Deutschland www.goethe.de/in/download/b1/folge8.doc (nicht mehr verfügbar)