Sozistunde 13152 - Der Krieg in Syrien als bedeutsamer Internationaler Konflikt


Sk 13150a Der Konflikt in Syrien 2020

PDF: https://drive.google.com/open?id=1egWmDqSKfvKLyWeSaRPxlrYMqaPcM5_C

Sk 13150b Mitschriften - Der Konflikt in Syrien 2020

PDF: https://drive.google.com/open?id=1rhElC1GSexHdyXcj0rWJZjcQgjWPN3j6


Infoblatt: Was ist ein internationaler Konflikt?

Die Definition des Heidelberger Institut für internationale Konfliktforschung (HIIK):

1. Ein internationaler Konflikt ist eine Positionsdifferenz um Konfliktgegenstände.

2. Konfliktgegenstände können z. B. Ideologie/System, Macht und Ressourcen sein.

3. Konfliktakteure können sowohl Staaten und nicht-staatliche Akteure sein.

4. Der Konflikt kann in unterschiedlicher Intensität ausgetragen werden:

 

Gewaltlos als „Disput“ oder „Krise(Intensität 1 oder 2) oder gewaltsam (Intensität 3, 4 oder 5): Nach dem Ausmaß der eingesetzten Mittel und Folgen unterscheidet man zwischen [3] gewaltsamer Krise, [4] begrenztem Krieg und [5] Krieg

5. Der Konflikt wird seit einiger Dauer ausgetragen

 

Der Syrienkrieg als bedeutsamer internationaler Konflikt 

1. Zahlreiche Konfliktparteien sind betroffen.

Einerseits existiert seit 2011 ein innerstaatlicher Konflikt zwischen der Regierung Assad und den nichtsstaatlichen syrischen Oppositionsgruppen (z. B. Freie Syrische Armee, IS, kurdische YPG-Kämpfer)

 

Andererseits traten zahlreiche „Unterstützerstaaten“ als Akteure hinzu.

O Die USA unterstützen die FSA und die YPG in ihrem Kampf gegen Assad und den IS. 

O Die Türkei greift kurdische YPG-Stellungen an.

O Israel unterstützte von 2013 bis zum Sommer 2018 Rebellengruppen an israelisch-syrischen Grenze.

O Auch Saudi-Arabien unterstützt Assad-Gegner wie die FSA mit Geld und Waffen.

O Das Assad-Regime wird vom Iran und von der mit dem Iran verbündeten libanesischen Schiiten-Miliz Hisbollah sowie (seit 2014) von Russland unterstützt.

 

 

2. Zahlreiche bedeutsame Konfliktgegenstände sind betroffen:

Bei dem Konflikt geht es um Macht in einem bestimmten Territorium (das Gebiet Syriens), um Ressourcen (Öl, Gasvorkommen im Nordirak). Die YPG kämpft um Autonomie für die Kurden. Es treffen aber auch unterschiedliche ideologische Vorstellungen bzw. Systemvorstellungen (Westliche Demokratie vs. Autoritäre Regime, verschiedene religiöse Interessen) aufeinander.

 

3. Die Intensität des Konflikts ist hoch, das HIIK spricht von einem „Krieg“.

„Krieg“ ist laut HHIK ein dauerhafter gewaltsamer Konflikt höchster Intensität (Stufe 5).

O Die eingesetzten Mittel sind umfassend: Hoher Personaleinsatz, Verwendung schwerer Waffen (Panzer, Flugzeuge, auch Massenvernichtungswaffen wie C-Waffen).

O Seit 2012 gibt es zahlreiche Berichte über Giftgasangriffe, Giftgas wurde noch im Mai 2019 in der Provinz Idlib eingesetzt.

O die Folgen der Gewalt (Tote, Flüchtlinge, Zerstörung) sind immens. Ab mehr als 60 Todesopfern im Monat oder mehr als 20.000 Flüchtlingen monatlich stuft das HIIK einen Konflikt als Krieg ein.

Im April 2018 (sieben Jahre nach Kriegsbeginn) wurde die Zahl der Toten auf insgesamt 500.000 geschätzt. Die durchschnittliche Zahl der Todesopfer seit Kriegsbeginn lag monatlich bei ca. 6.000. Der „Grenzwert“, ab dem es (laut HIIK) angemessen erscheint, von einem Krieg höchster Intensität zu reden, wird also in Syrien um das Hundertfache übertroffen.

Rund 11,6 Millionen Syrer waren 2015 auf der Flucht, davon 6,3 Millionen innerhalb Syriens. Mindestens fünf Millionen schafften es, Syrien zu verlassen.

Titelbild des Nachrichtenmagazin "DER SPIEGEL"  vom 8.10.2016



 

Übernommen aus folgender Quelle: Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK): Conflictbarometer 2018;  am 4.01.2020 abgerufen unter folgender URL: https://hiik.de/konfliktbarometer/aktuelle-ausgabe/


 

Übernommen aus folgender Quelle: Heidelberg Institute for International Conflict Research (HIIK): Conflictbarometer 2018;  am 4.01.2020 abgerufen unter folgender URL: https://hiik.de/konfliktbarometer/aktuelle-ausgabe/




 

Die Heidelberger Konfliktforschung erfasst sowohl staatliche als auch nichtstaatliche Akteure (private individuelle und kollektive Akteure sowie supra- und internationale Organisationen).

 

Die Heidelberger Konfliktmethodik sieht im Einzelnen die folgenden Konfliktgegenstände vor, je nach dem, welches Gut von den Konfliktakteuren angestrebt wird: Ideologie/System: Veränderung der ideologischen, religiösen, sozioökonomischen oder rechtlichen Ausrichtung des politischen Systems oder Änderung des Regimetyps.  

 

Nationale Macht: Herrschaftsgewalt in einem Staat.

 

Autonomie: Erlangung oder Ausweitung der politischen Selbstbestimmung einer Bevölkerung in einem Staat oder eines abhängigen Gebiets ohne Unabhängigkeitsbestrebungen. Sezession: Trennung eines Teils eines Staatsgebiets mit dem Ziel der Errichtung eines neuen Staates oder des Anschlusses an einen bestehenden Staat.  

 

Dekolonisierung: Unabhängigkeit eines abhängigen Gebiets.

 

Subnationale Vorherrschaft: De-facto-Kontrolle einer Regierung, einer nicht-staatlichen Organisation oder einer Bevölkerung über ein Gebiet oder eine Bevölkerung. Ressourcen: Besitz natürlicher Ressourcen oder Rohstoffe bzw. der hieraus erzielte Profit.  

 

Territorium: Veränderung des Verlaufs einer zwischenstaatlichen Grenze.

 

Internationale Macht: Veränderung der Machtkonstellation im internationalen System oder in einem seiner Regionalsysteme.


 

Es werden insgesamt fünf Intensitätsstufen unterschieden: Disput, gewaltlose Krise, gewaltsame Krise, begrenzter Krieg und Krieg. Die gewaltsame Krise, der begrenzte Krieg und der Krieg bilden zusammen die Kategorie der Gewaltkonflikte, im Unterschied zu den gewaltfreien Konflikten (Disput und gewaltlose Krise), die auch als „Konflikte niedriger Intensität“ bezeichnet werden. Entsprechend sind gewaltsame Krisen „Konflikte mittlerer Intensität“ und Kriege und begrenzte Kriege beide „Konflikte hoher Intensität“.

Vgl.: https://hiik.de/hiik/methodik

 

Ein politischer Konflikt wird als Disput eingestuft, wenn er alle Merkmale des Basiskonzepts erfüllt.

 

Ein politischer Konflikt wird als gewaltlose Krise eingestuft, wenn in diesem physische Gewalt gegen Personen oder Sachen durch mindestens einen der Akteure explizit oder implizit angedroht, oder gegen Sachen angewandt wird, ohne dass dabei die physische Verletzung von Personen billigend in Kauf genommen wird. Als Androhung von Gewalt gilt dabei die nonverbale oder verbale Inaussichtstellung von Gewaltmaßnahmen, die auf den Konfliktgegenstand bezogen ist. Eine billigende Inkaufnahme liegt dann vor, wenn bei der Anwendung von Gewalt gegen eine Sache die physische Verletzung von Personen für möglich gehalten wird, dies dem Gewaltanwender jedoch gleichgültig ist.

 

Ein politischer Konflikt wird als gewaltsame Krise eingestuft, wenn in diesem physische Gewalt gegen Personen – oder gegen Sachen, falls damit die physische Verletzung von Personen billigend in Kauf genommen wird – durch mindestens einen der Akteure sporadisch angewandt wird. Die eingesetzten Mittel und Folgen sind dabei in ihrem Zusammenspiel gering.

 

Ein politischer Konflikt wird als begrenzter Krieg eingestuft, wenn in diesem physische Gewalt gegen Personen und gegebenenfalls gegen Sachen durch mindestens einen der Akteure auf ausgeprägte Weise angewandt wird. Die eingesetzten Mittel und Folgen sind dabei in ihrem Zusammenspiel erheblich.

 

Ein politischer Konflikt wird als Krieg eingestuft, wenn in diesem physische Gewalt gegen Personen und gegebenenfalls gegen Sachen durch mindestens einen der Akteure in massivem Ausmaß angewandt wird. Die eingesetzten Mittel und Folgen müssen dabei in ihrem Zusammenspiel als umfassend bezeichnet werden.

Vgl.: https://hiik.de/hiik/methodik


Indikator Waffeneinsatz

Hinsichtlich der Waffe(n), die im Rahmen einer Konfliktmaßnahme eingesetzt werden, wird zunächst zwischen leichten [Hieb- und Stichwaffen Handfeuerwaffen]  und schweren [z. B. Panzer, Kampfhubschrauber, Kampfflugzeuge, Kriegsschiffe, U-Boote, Massenvernichtungswaffen] Waffen unterschieden

 

Indikator Personaleinsatz

Beträgt das eingesetzte Personal bis zu 50 Personen, wird der Personalumfang als niedrig bewertet. Beträgt das eingesetzte Personal bis zu 400 Personen, wird der Personalumfang als mittel bewertet. Beträgt das eingesetzte Personal mehr als 400 Personen, wird der Personalumfang als hoch bewertet.

 

Indikator Todesopfer

Beträgt die Zahl der Todesopfer in einem Monat und in einer Region zwischen 0 und 20, wird dies als niedrig bewertet. Beträgt die Zahl der Todesopfer in einem Monat und in einer Region zwischen 20 und 60, wird dies als mittel bewertet. Beträgt die Zahl der Todesopfer in einem Monat und in einer Region mehr als 60, wird dies als hoch bewertet.

 

Indikator Flüchtlinge

Beträgt die Zahl der Flüchtlinge in einem Monat zwischen 0 und 1.000, wird dies als niedrig bewertet. Beträgt die Zahl der Flüchtlinge in einem Monat zwischen 1.000 und 20.000, wird dies als mittel bewertet. Beträgt die Zahl der Flüchtlinge in einem Monat mehr als 20.000, wird dies als hoch bewertet.

 

Indikator Zerstörung

Hinsichtlich der Zerstörung werden vier Dimensionen unterschieden: (a) Infrastruktur (zivil und militärisch), (b) Wohnraum, (c) Wirtschaft und Subsistenz und (d) identitätsstiftende Güter.Entscheidend ist, ob die beobachtbare Zerstörung in ihrem Ausmaß massiv ist. Die Zerstörung in einer der genannten Dimensionen ist massiv, wenn das zerstörte Objekt wesentlich für die Funktion der jeweiligen Dimension war. Wurde nichts zerstört oder ist in keiner der vier Dimensionen die Zerstörung massiv, gilt sie als niedrig. Liegt in einer oder zwei Dimensionen massive Zerstörung vor, wird sie als mittel bewertet. Die Zerstörung ist hoch, wenn in drei oder vier Dimensionen eine massive Zerstörung vorliegt.

Vgl.: https://hiik.de/hiik/methodik


Die … Intensität muss unter Betrachtung der zentralen Indikatoren Todesopfer und Flüchtlinge hoch- bzw. heruntergestuft werden:

 

Hochstufung von 3 auf 4, wenn in dem betrachteten Konflikt im ganzen Jahr im gesamten Konfliktgebiet mehr als 360 Todesopfer (18 mal 20) oder mehr als 18.000 Flüchtlinge (18 mal 1.000) aufgetreten sind.

 

Hochstufung von 4 auf 5, wenn in dem betrachteten Konflikt im ganzen Jahr im gesamten Konfliktgebiet mehr als 1.080 Todesopfer (18 mal 60) oder mehr als 360.000 Flüchtlinge (18 mal 20.000) aufgetreten sind.

 

Herabstufung von 4 auf 3, wenn in dem betrachteten Konflikt im ganzen Jahr im gesamten Konfliktgebiet weniger als 120 Todesopfer (6 mal 20) und weniger als 6.000 Flüchtlinge (6 mal 1.000) aufgetreten sind.


[1] Disput: Die Positionsdifferenzen werden nur artikuliert bzw. ausgesprochen, es gibt aber kein etabliertes bzw. geregeltes Verfahren zur Beilegung des Konflikts. Gewalt [also die physische Zerstörung von Personen oder Sachen] wird nicht eingesetzt oder angedroht.  

 

[2] Gewalt wird angedroht, und gegen Sachen evtl. sogar eingesetzt.

Es ist dem Gewaltanwender aber nicht gleichgültig, ob Personen zu Schaden kommen: Gewalt gegen Personen wird nicht billigend in Kauf genommen.  

 

Wird in Kauf genommen, dass Personen geschädigt werden können, liegt ein gewaltsamer Konflikt der Intensitätsstufen 3, 4 oder 5 vor

 

[3] Eine gewaltsame Krise liegt dann vor wenn die physische Verletzung von Personen billigend in Kauf genommen wird – Gewalt wird nur sporadisch eingesetzt. Die eingesetzten Mittel und Folgen aber gering sind

 

[4] Ein politischer Konflikt wird als begrenzter Krieg eingestuft, wenn Gewalt auf ausgeprägte Weise angewandt wird. Die eingesetzten Mittel und Folgen sind dabei in ihrem Zusammenspiel erheblich.

 

[5] Ein politischer Konflikt wird als Krieg eingestuft, wenn Gewalt in massivem Ausmaß angewandt wird. Die eingesetzten Mittel und Folgen müssen dabei in ihrem Zusammenspiel als umfassend bezeichnet werden.





Alte Unterrichtsmitschrift vom 15.11.2016 (Sozialkunde Lk 13)




Bürgerkrieg in Syrien

Out of date clock icon.svg Dieser Artikel beschreibt ein aktuelles Ereignis. Informationen können sich deshalb rasch ändern.

Der Bürgerkrieg in Syrien ist ein Krieg mit vielen beteiligten Gruppen und internationalen Eingriffen. Gründe dafür sind gegensätzliche Interessen religiöser, ethnischer, wirtschaftlicher, regionalpolitischer und geopolitischer Natur. Truppen der Regierung von Präsident Baschar al-Assad stehen Kämpfern vieler gegensätzlicher Kriegsparteien gegenüber. Auslöser des Bürgerkriegs war ein friedlicher Protest im Zuge des Arabischen Frühlings Anfang 2011, der zum bewaffneten Konflikt eskalierte. Eine wachsende Einflussnahme von Interessengruppen aus dem Ausland gewann mit der anhaltenden Auseinandersetzung an Bedeutung. Neben dem Zustrom von Geld und Waffen kämpften auch immer mehr ausländische Freiwillige und Söldner in Syrien. Die ursprüngliche Motivation der Opposition, die Demokratisierung Syriens zu erreichen, spielte seitdem nur noch eine geringe Rolle. Stattdessen trat der Kampf verschiedener Organisationen aus religiösen und ethnischen Gründen in den Vordergrund.[1]

Im vierten Kriegsjahr zerfiel der Bürgerkrieg im Innern Syriens zunehmend in vereinzelte Konfliktherde. Die direkte Beteiligung der syrischen Bündnispartner Iran mit seiner Hisbollah-Miliz und Russland mit seinem Militäreinsatz und die Bildung einer internationalen Anti-IS-Koalition unter Führung der Vereinigten Staaten gegen den terroristischen sogenannten „Islamischen Staat“ (IS) machte aus dem ursprünglichen Bürgerkrieg gegen die Assad-Regierung zunächst einen regionalen Stellvertreterkrieg zwischen dem schiitischen Iran auf der einen und dem sunnitischen Saudi-Arabien[2] mit seinen Verbündeten, der Türkei und Katar[3] auf der anderen Seite. Durch die Beteiligung der USA und Russlands entstand zudem ein überregionaler Konflikt zwischen den beiden Großmächten mit geostrategischen Implikationen.[4][5][6] Durch die Luftangriffe der Türkei auf kurdische Ziele im Irak und in Syrien weitete sich der regionale Konflikt weiter aus.[7][8]

Die Verwicklung mehrerer fremder Mächte auf verschiedenen Seiten im Bürgerkrieg gilt als der Faktor, der eine Beendigung des Krieges am deutlichsten erschwert. Diese Staaten sorgen von außen dafür, dass der Nachschub an Munition, Waffen und Kämpfern für keine der beteiligten Gruppen in Syrien zu Ende geht.[9]

Seit Beginn des Krieges wurden 400.000 Menschen getötet, schätzte im April 2016 der Sondergesandte der Vereinten Nationen für Syrien, Staffan de Mistura.[10] Rund 11,6 Millionen Syrer sind auf der Flucht: Mindestens vier Millionen Syrer flohen aus ihrem Land und 7,6 Millionen sind innerhalb Syriens auf der Flucht.[11] Die UN bezeichnete die durch den Bürgerkrieg ausgelöste Flüchtlingskrise als die schlimmste seit dem Völkermord in Ruanda in den 1990er-Jahren.[12]

Seite „Bürgerkrieg in Syrien“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 14. November 2016, 10:52 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien&oldid=159679217 (Abgerufen: 14. November 2016, 17:00 UTC)


Internationale Konflikte strukturiert analysieren

http://www.ccbuchner.de/musterseiten/detail/m73002_8.pdf


Rbb mediathek 

Der Krieg in Syrien

Mi 21.09.16 00:00 | 04:28 min | Fritz

Nach den letzten Eskalationen erklärt unser Syrien-Korrespondent Björn Blaschke, wie gerade die Lage im Land ist.

http://media-stream-pmd.rbb-online.de/content/2725e846-717c-45a4-a774-70bab0b7d7df_4862ffc9-76e3-404a-815d-a39073496587.mp3