Sozistunde 13201 Was schreiben die russischen Zeitungen über den Krieg in der Ukraine?




















Zeitungen in Russland - eine kommentierte Linkliste

Rossijskaja Gaseta - Russische Zeitung   https://rg.ru/

Die gedruckte Auflage der Rossijskaja Gaseta liegt bei 170.000 Exemplaren. Sie hat ca. 1,2 Mio. Leser, das entspricht knapp 2% der russischen Bevölkerung. Die Zeitung zählt vor allem Führungs- und Fachkräfte zu ihren Lesern. Das unter staatlicher Führung stehende Blatt ist bekannt dafür, die offizielle Position der Regierung wiederzugeben. 

 

Komsomol'skaya Pravda https://www.kp.ru/

Die Print-Ausgabe der heutigen „Komsomolskaja Prawda“ erscheint in mehreren regionalen Ausgaben. Die Moskauer Ausgabe hat dabei eine Auflage von über 160.000 Exemplaren, während die regionalen Ausgaben knapp 650.000 Exemplare erreichen.

Damit ist die Komsomolskaja Prawda der auflagenstärkste Tageszeitungs-Titel in der Russischen Föderation. Die Zeitung gilt als staatsnah und ist zum Teil in Besitz des Ölkonzerns YESN.

 

Argunemnty i fakti – Argumente und Fakten (Аргументы и Факты)  https://aif.ru/

Argumenty i Fakty, abgekürzt AIF ist die meistgelesene russische Wochenzeitung.

Sie erscheint mit einer Auflage von fast 3 Mio. Exemplaren sowohl in einer überregionalen Ausgabe als auch in regionalen Varianten. Nach Angaben der Zeitung wird sie von ca. 7,54 Mio. Menschen wöchentlich gelesen. Eigentümer der Zeitung ist die Promswjasbank, eine russische, staatsnahe Bank.

 

Nezavismija Gazeta – Unabhängige Zeitung  (Независимая газета) https://www.ng.ru/

Die gedruckte Auflage der Nezavismija Gazeta beträgt 57.000 Exemplare. Die Zeitung befindet sich in privatem Besitz. Chefredakteur und Herausgeber ist allerdings der ehemalige Regierungsberater Konstantin Remtschukow.

 

Dni.ru (www.dni.ru) ist eine einflussreiche russische Online-Zeitung

 

Pravda  (Правда)  https://www.pravda.ru/

Die von Lenin aus dem Exil gegründete Tageszeitung „Prawda“ stehen ideologisch der Kommunistischen Partei der Russischen Föderation nahe. Die Prawda (russisch Правда, „Wahrheit“) ist eine der ältesten noch existierenden russischen Tageszeitungen.

 

Utro.ru – https://utro.ru/

Nachrichten aus Russland und der Welt 

 

Literaturnaya gazeta (lgz.ru) https://lgz.ru/

Die Literaturnaja Gaseta (russisch Литературная газета „Literaturzeitung“) ist eine auf kulturelle Themen spezialisierte russische Wochenzeitung. Sie besteht mit Unterbrechungen seit 1830 und gehört damit zu den ältesten ihrer Art auf dem russischen Pressemarkt.

 

Russki Westnik - Russischer Bote  (Русский вестник) http://www.rv.ru/

Seit 1991 erscheint in Moskau wieder eine Zeitschrift mit dem Namen „Russischer Bote“. Sie erscheint wöchentlich und steht unter dem Motto „Wer den Zaren und Russland liebt, der liebt auch Gott“

 

Sawtra bzw. Zavtra – Morgen  (Завтра) https://zavtra.ru/

Sawtra ist eine russische Zeitschrift, die nationalistische mit kommunistischen Inhalten verbindet. [Nationalismus und Sozialismus verbinden???]

 

Moskovsky Komsomolets (Московский комсомолец) https://www.mk.ru/

Moskowski Komsomolez („Moskauer Komsomolez“) ist eine populäre russische Tageszeitung von boulevardartigem Zuschnitt. Sie erreicht nach eigenen Angaben eine Auflage von bis zu 750.000 Exemplaren und ist damit die zweitgrößte Zeitung Russlands.

 

Kommersant (Коммерсантъ) https://www.kommersant.ru/

Kommersant (wörtlich „Geschäftsmann“) ist eine russische Tageszeitung, die dem Oligarchen Alischer Usmanow gehört. Die tägliche Auflage liegt bei ca. 80.000.

Der bekannte Kommersant-Journalist Oleg Kaschin wurde am 6. November 2010 vor seiner Wohnung in Moskau von Unbekannten zusammengeschlagen und schwer verletzt. Kaschin hatte sich immer wieder kritisch mit Demokratiemängeln in Russland auseinandergesetzt.

Im Mai 2019 wurden die beiden prominenten Journalisten Maksim Iwanow und Iwan Safronow entlassen, nachdem sie einen Artikel über die mögliche Ablöse der Föderationsratsvorsitzenden Walentina Matwijenko geschrieben hatten. Daraufhin kündigten elf Journalisten aus Protest, Einhundert Mitarbeiter des Verlages unterschrieben eine Mitteilung, wonach politische Berichterstattung für unbestimmte Zeit nicht mehr möglich sei. Sie schrieben im Bezug auf die Freiheit des Wortes: "Wir sind sicher, dass unser Land eine bessere Zukunft verdient."

 

Obshchaya Gazeta  https://og.ru/

Seit dem 19.09.2022 unter: https://obshchayagazeta.eu/

Eine bekannte ehemalige Mitarbeiterin der Obshchaya Gazeta war die russisch-amerikanische Reporterin /Anna Politkowskaja. Politkowskaja arbeitete im Jahre 1993 für die Obshchaya Gazeta, später dann für die Mitarbeiterin der Nowaja Gaseta. Politkowskaja wurde bekannt durch Reportagen über den Krieg in Tschetschenien. Großes internationales Aufsehen erregte ihre Ermordung im Oktober 2006 im Treppenhaus vor ihrer Wohnung in Moskau.

 

Nowaja Gazeta – Neue Zeitung (Новая газета) https://novayagazeta.ru/

Die Nowaja Gazeta ist eine russische, dreimal wöchentlich erscheinende Zeitung, die in Moskau verlegt wird. Sie gilt als eines der wenigen verbliebenen unabhängigen Medien in Russland. Fünf Journalisten der Nowaja Gaseta wurden seit ihrem Bestehen bis 2021 ermordet, andere aufgrund ihrer Arbeit verletzt. Der Gründer der Zeitung Dmitri Muratow erhielt für seine unabhängige Berichterstattung den Friedensnobelpreis 2021


Durch ein am 4. März 2022 in Kraft getretenes Gesetz gegen 'Falschaussagen über das russische Militär' ist die Pressefreiheit noch stärker eingeschränkt als zuvor. Das neue Gesetz stellt 'Falschaussagen über das russische Militär' unter Strafe und droht  Haftstrafen von bis zu 15 Jahren an. Aus Protest gegen dieses Gesetz fand man in der Print-Ausgabe der Nowaja vom 11.02.2022 eine nahezu leeren Doppelseite 2 und 3.   

Am 12. März 2015 sagte Chefredakteur Muratow in einem Interview, dass die Einstellung der Papierausgabe nach dem 9. Mai wahrscheinlich ist, da der Hauptaktionär seine Zahlungen eingestellt hat und es praktisch keine Anzeigenkunden gebe.

Am 28.März 2022 teilte die Redaktion der "Nowaja" mit, dass sie ihre Arbeit unterbricht.


Novaya Gazeta Europe https://novayagazeta.eu/

Unterdessen gibt es seit April 2022 außerhalb Russlands mit der Novaya Gazeta Europe eine von der im Inland befindlichen Redaktion unabhängige Neugründung, für die sowohl bisherige, nun im Exil lebende Novaya-Autoren als auch neue Autoren schreiben. Chefredakteur ist der frühere Leiter des Novaya-Politikressorts Kirill Martynow. 



In Russland selbst ist es gefährlich geworden, kritisch zu berichten, erst recht über Themen, die mit dem Krieg zusammenhängen, wenn man im Land bleibt.

Vgl.: Journalismus in Russland: Ich merkte, wie ich es mit der Angst zu tun bekam | ZEIT ONLINE vom 18.09.2022

Einige wenige Lokalmedien zeigen die Schicksale der Familien auf, deren Söhne im Krieg kämpfen, oder berichten über inoffizielle Beerdigungen dieser jungen Männer. Ein besonders mutiges Beispiel ist Ludi Baikala, eine Lokalzeitung aus der Baikalregion. Die hier liegende Republik Burjatien ist eine der ärmsten Regionen Russlands. Hier konnte die russische Armee viele junge Männer rekrutieren, bezahlt in den Kampf zu ziehen.


 

Meduza https://meduza.io/

Meduza ist eine russische zweisprachige Internetzeitung mit Sitz in Riga, Lettland.

Meduza wurde im Oktober 2014 von der ehemaligen Chefredakteurin von Lenta.ru, Galina Timtschenko, als Exilmedium gegründet und berichtet in russischer und englischer Sprache.

Nachdem das russische Justizministerium Meduza Ende April 2021 in das Register „ausländischer Agenten“ eintrug, muss die Webseite seither jeden publizierten Inhalt mit dem Warnhinweis versehen, dass Meduza „die Funktion eines ausländischen Agenten ausübt“; die Werbekunden werden dadurch abgeschreckt und das Nachrichtenportal verliert seine Einnahmen. Die Eingruppierung als „Ausländischer Agent“ gilt unter russischen Oppositionellen inzwischen als Qualitätssiegel. Meduza trägt diesen Titel nicht ohne Stolz.


fontanka.ru - Nachrichten von St. Petersburg https://www.fontanka.ru/

Fontanka.ru ist eine unabhängige Petersburger Online-Zeitung. Gegründet 1999 wurde sie schnell zu einem wichtigen regionalen Medium, auf dem sich die Petersburger über die Geschehnisse in der Stadt informieren können. Fontanka.ru deckt verschiedene Themen aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Kultur und Sport ab. Als separate Ressorts sind auf der Website des Mediums auch solche Themen zu finden wie Kommunalwirtschaft, Immobilien, Tourismus, Technologien, Lifestyle und andere. 


republic.ru https://republic.ru/

republic.ru ist eine russische Online-Publikation. Es ist Teil der gleichen Medienholding, zu der auch der TV-Sender Doschd. (Дождь) und die Zeitschrift "Groß(e) Stadt" (Большой город) gehört. Bis November 2016 hieß die Seite „Slon“ (Slon Magazine).

Im Juni 2021 wurde Dmitry Kolezev Chefredakteur der Publikation

Am 15. Oktober 2021 hat das Justizministerium Russlands die Publikation in das Register der Medienunternehmen - "ausländische Agenten" - aufgenommen. Dmitry Kolezev, sagte dazu, dass die Publikation keine ausländische Finanzierung hat, da sie nur auf Spenden von Lesern existiert, und nannte diese Maßnahme "Verfolgung".

Am 3. März 2022 verließ Kolezev Russland mit der Begründung, dass "der Staat Menschen wie mich als 'unerwünscht' betrachtet."

Nach der Verabschiedung des Gesetzes über "Fälschungen" über das russische Militär am 4. März kündigte die Publikation unter dem Druck der Zensur die Entfernung bestimmter Materialien über die russische Invasion in der Ukraine an und lehnte auch die Berichterstattung über die Ereignisse ab. Am 6. März blockierte Roskomnadzor die Website der Publikation.

Vgl:: Republic (издание) — Википедия (wikipedia.org)