Sozistunde 13200 Vorgeschichte des Krieges n der Ukraine



Bilder aus dem  privaten Fotoalbum von Herrn Griesar (Jahr 2006)













Kiew baut Denkmal für russisch-ukrainische Freundschaft ab | AFP

https://www.youtube.com/watch?v=Re9lCQxMo18



Proteste in Kiew 2004



Die Ukraine war Teil der ehemaligen UdSSR, hat also eine sowjetische Vergangenheit - wie die oben stehen Bilder es zeigen.

1. In der Flagge der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR) sind Hammer und Sichel zu erkennen.

Die Farbe des "linken" Kommunismus ist rot. Die Sowjetunion verstand sich (wie auch die DDR) als "Arbeiter und Bauernstaat".  

2. Überall in der ehemaligen Sowjetunion findet man Denkmäler, den Sieg der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg feiern. Die Russen nennen den Zweiten Weltkrieg den "Großen Vaterländischen Krieg".

In vielen Städten der ehemaligen UdSSR findet sich ein "Ewiges Feuer", das zum Gedenken der Kriegstoten dauerhaft brennt . Zu russischen Hochzeiten gehört auch heute (2024) noch dazu: Ein Foto des Brautpaars vor dem "ewigen Feuer"!       

In vielen  größeren Städten, die mal zur Sowjetunion gehörten, findet Denkmäler mit alten sowjetischen Panzern aus dem II. Weltkrieg.

Eine der Hauptsehenswürdigkeiten in den ukrainischen Stadt Odessa ist die Treppe am Hafen.

Die Treppe ist nicht schön, sie wurde aber den Film "Panzerkreuzer Potjemkin" weltbekannt.

Panzerkreuzer Potemkin  weltbekannt.

Panzerkreuzer Potemkin ( ein Stummfilm des Regisseurs Sergei Eisenstein) aus dem Jahr 1925. 

war ein Propagandafilm. Er geht aber in Form und Inhalt über simple Propaganda weit hinaus und wurde mehrfach als einer der einflussreichsten und besten Filme aller Zeiten ausgezeichnet.



Die Ukraine war Teil der ehemaligen Sowjetunion (UdSSR), hat also eine sowjetische Vergangenheit 

Aber die  Ukraine hat sich seit 1991 von ihrer sowjetischen Vergangenheit gelöst.

Es gab die pro-westliche "Orangene Revolution" des Jahres  2004. Dabei kam zu wochenlangen Protesten auf dem Hauptplatz in Kiew, dem Maidan.

Zur Vorgeschichte der "Orangenen Revolution": 

Bei den Präsidentschaftswahlen 2004  hatte der prowestliche Kandidat Wiktor Juschtschenko (seine Parteifarbe war orange) gegen den prorussischen Kandidaten Wiktor Janukowytsch verloren. 

Juschtschenko stand für eine Orientierung der Ukraine zum Westen hin, er wollte, dass die Ukraine der Europäischen Union und der NATO beitritt.  Der Sieg des prorussischen Kandidaten Wiktor Janukowytsch war aber umstritten. Denn sein Gegner Juschtschenko konnte am Wahlkampf des Jahres 2004 vier Wochen lang nicht teilnehmen, weil er an den Folgen einer Vergiftung (deren Ursachen nie geklärt wurden) litt.    .

Zudem galt: Internationale Wahlbeobachter zweifelten den demokratischen Ablauf der Wahlen an und sprachen von Wahlfälschungen.

Es kam zu wochenlangen Protesten auf dem Hauptplatz in Kiew, dem Maidan. Am Ende beschloss das ukrainische Parlament, die Wahlen zu wiederholen.

Bei den Neuwahlen ging der "Pro-Westler" Juschtschenko als Sieger hervor.

Aus der Sicht Putins war die "Orangene Revolution" nicht rechtmäßig, da das ukrainische Parlament laut ukrainischer Verfassung nicht das Recht hatte, eine Wahlwiederholung zu verlangen.

Auch verbreitet Putin die  Meinung, die Unterstützer der Organgenen Revolution seien vom US-amerikanischen Geheimdienst CIA finanziert worden. In der Tat sprechen einige Indizien dafür, dass der amerikanische  Geheimdienst CIA die "Orangene Revolution" finanziell unterstützt  hat.



MrWissen2go Geschichte: Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter.

https://www.youtube.com/watch?v=CWhoALa6bTU

 

Der immer wieder so bezeichnete russisch-ukrainische Konflikt bestimmt momentan die Schlagzeilen. Die heutigen Akteure mögen ihre eigenen Motivationen haben, die Wurzeln des ganzen Konflikts reichen aber bis tief in die Geschichte der beiden Länder hinein. Und gerade die Ukraine hat eine bewegte Geschichte, in der es immer wieder um Identität um Einfluss, Zugehörigkeit oder Unabhängigkeit und die Auseinandersetzung zwischen Ost und West geht.

Eine Geschichte, die weit mehr bereithält als Konflikte und Kriege und die uns bei einem genaueren Blick hilft, die Hintergründe der aktuellen Auseinandersetzung zu verstehen

Und deshalb schauen wir uns das jetzt einmal genauer an:

 

Direkt zu Beginn: Die Geschichte eines Landes ist immer lang und komplex. Um so schwieriger ist es, diese zusammenzufassen in einem Video - man könnte auch 10 oder 100 Videos machen. Bitte habt Verständnis dafür wenn wir einiges vereinfachen und immer wieder springen!

[Die Ukraine ist ein Grenzland]

Der ukrainische Staat, wie wir ihn heute kennen ist erst 31 Jahre alt. Er beruft sich aber auf eine tausendjährige Geschichte. Die Herrschaft über das Gebiet in den heutigen Landesgrenzen der Ukraine wechselt dabei mehrfach. Einzelne Regionen gehören im Laufe der Zeit zu mehr als 14 verschiedenen Staaten: Mal gehören Teile der Ukraine zum Beispiel zum Königreich Polen-Litauen, mal zum zaristischen Russland oder zu Österreich, später auch zur Sowjetunion.

Erst seit dem 19. Jahrhundert setzt sich die Bezeichnung „Ukraine“ durch, und das bedeutet Grenzland - am Rand. Nicht ohne Grund, denn die angrenzenden Mächte betrachten die Ukraine meist nicht als eigenständiges Land, sondern als Teil ihres eigenen Staates. Mal in rein geografischer Hinsicht und mal auch aus politischem Kalkül.

Beim Stichwort „politischem Kalkül“ sind wir auch ganz schnell bei einem Namen, der regelmäßig im Zusammenhang mit dem Konflikt in der Ukraine fällt,  nämlich: Vladimir Putin. Wenn ihr noch einmal mehr über das Leben und den Werdegang des russischen Präsidenten erfahren wollt, dann empfehle ich euch sehr, oben auf das „I“ zu klicken. Da findet ihr ein Video von uns zu ihm und zu seiner persönlichen Lebensgeschichte.

 

[Die Kiewer Rus – Der Ursprung der Ukraine oder die Wiege Russlands?]

2016 lässt Putin im Zentrum Moskaus gleich an der Kremlmauer eine imposante Statue errichten. Ein 16 Meter hohes Denkmal für Wladimir den Großen. Wladimir der Erste ist ein Großfürst des Mittelalters. In seiner Ansprache zur Einweihung sagt der russische Präsident Putin, der im Fürsten Wladimir ja bekanntlich einen Namensvetter hat: „Fürst Wladimir hat den Weg gebahnt zu einem starken zentralisierten russischen Staat. Ein Denkmal für den Urvater des russischen Staates!“ So weit so gut, aber war da nicht noch was?

Naja, Wladimir der Große gilt auch als Gründungsvater für die Ukrainer. Und genau hier offenbart sich ein Konflikt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen:

Im 8. Jahrhundert kommen Händler aus Skandinavien [Wikinger] in das Gebiet der heutigen Ukraine. Gemeinsam mit slawischen Stämmen gründen sie zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer einen großen ostslawischen Staat: Die Kiewer Rus. 988 lässt sich einer der Kiewer Fürsten - nämlich besagter Wladimir I. - taufen und die Kiewer Rus christianisieren. Übrigens - weniger aus religiösen Gründen als aus strategischen: Er will die Schwester des byzantinischen Kaisers heiraten - und das geht eben nur mit dieser Taufe. Wladimir und seine Nachfolger bereiten der Kiewer Rus eine Blütezeit: Mit etwa 40.000 Einwohnern zählt Kiew, die spätere ukrainische Hauptstadt, im 11. Jahrhundert zu den größten Städten Europas.

Übrigens: Die heutige Währung der Ukraine, d[ie] „Hrywnja“ hat ihren Namen von der Geldeinheit der Kiewer Rus. Und auf dem 1 „Hrywnja“-Schein  findet ihr: Wladimirs Porträt.

 

Im 12. Jahrhundert zerfällt das Reich [KIewer Rus] in viele kleine Fürstentümer, bevor die Mongolen dem Großreich mit ihrer Invasion dann im 13. Jahrhundert endgültig den Garaus machen. Aus einem dieser Fürstentümer - der ehemaligen Kiewer  Rus - entsteht später das Fürstentum Moskau, aus dem später Russland wird.

Die Kiewer Rus wird daher eben auch als „Die Wiege Russlands“ gesehen. Heute streiten ukrainische und russische Historiker, wer die „echten Erben“ der Kiewer Rus sind. Historisch gesehen können die Staaten Russland, Ukraine und übrigens auch Weißrussland (dies noch am Rande) als Nachfolgestaaten der Kiewer Rus gelten.

Aber in dem Streit geht es gar nicht so sehr um Wissenschaft, sondern vielmehr um Politik - wie so oft! Und da  prallen zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander:  Erstens: Sind die Ukrainer ein eigenständiges Volk? Die Ukrainer bejahen das natürlich! Oder zweitens: Sind die Ukrainer Teil eines großen russischen Volkes? Das ist auch die Interpretation Putins, wenn er von einem starken zentralisierten russischen Staat spricht. Aber es ist nicht seine Erfindung:

[Die Ukraine im Zarenreich]

Die Ansicht, die Ukrainer seien Teil des russischen Volkes, wurzelt im Russland der Zaren.

Das ist eine Zeit, die wir uns jetzt mal ein kleines bisschen genauer anschauen:

Nach dem Ende des Kiewer Reichs wird ein Großteil des heutigen ukrainischen Territoriums Teil des Königreichs Polens. Gegen diese polnische Herrschaft kämpfen die so genannten Kosaken. Das sind schlagkräftige Reiterverbände - so mutig, dass es heute in die Nationalhymne der Ukraine heißt: „Leib und Seele geben wir für unsere Freiheit hin, und wir werden zeigen, dass wir vom Stand der Kosaken sind!“

Den Kosaken gelingt es im 17. Jahrhundert, ein autonomes Staatswesen zu etablieren das sogenannte „Hetmanat“, das  einige Jahrzehnte existiert. Aber noch im selben Jahrhundert (1654) unterstellen sich die Kosaken der russischen Zarenherrschaft - zunächst mit weitgehender Autonomie. Aber je mächtiger das russische Reich wird, desto geringer werden die Freiheiten für die Völker auf dem Gebiet der heutigen Ukraine. Die Folge: Im 19. Jahrhundert entsteht eine erste Ukrainische Nationalbewegung. Und die Reaktion von  Zar Alexander der Zweite lässt nicht lange auf sich warten: Er verbietet Publikationen in ukrainischer Sprache, sie gilt in seinem Reich sowieso nur als Dialekt ukrainischer Bauern. Auch das Wort Ukraine wird untersagt und stattdessen das Wort „Kleinrussland“ verwendet.

Gleichzeitig vergrößert Russland sein Territorium um die kaum besiedelte Südukraine und nennt das Gebiet am Schwarzen Meer „Neurussland“. Hier siedeln überwiegend Russen an, aber auch Deutsche, Rumänen und andere Ausländer versuchen ihr Glück.

1869 landet der britische Unternehmer John James Hughes am Nordufer des Asowschen Meeres das liegt zwischen Russland und der heutigen Ukraine direkt neben dem Schwarzen Meer. Hughes möchte in den Steppengebiet Abbaugebiete für Steinkohle erschließen. Vom Zaren ausgestattet mit Nutzungsrechten erwirbt er Land irgendwo im Nirgendwo. Zwei Jahre später nimmt sein erster Hochofen den Betrieb auf und um das Werk von Hughes entsteht die Arbeitersiedlung Jusowka. Die Stadt wächst, heißt später Stalino und seit den 1960er Jahren Donezk. Generell ist die gesamte Region reich an Steinkohle und Eisenerzvorkommen. Der Donbass, benannt nach dem Zufluss des Don zum Asowschen Meer wird zum Industriezentrum des Zarenreiches und später auch der Sowjetunion. Neben Kleinrussland und Neurussland gibt es aber auch Regionen in der heutigen Ukraine, die außerhalb des Russischen Reichs liegen: Galizien, Nordbukowina und Transkarpatien. Diese Gebiete fallen im 18. Jahrhundert an die Habsburger Monarchie. Auch zur Geschichte dieses Vielvölkerstaats haben wir schon einmal ein Video gemacht,  das haben wir natürlich oben auf dem „i“ verlinkt. 

 

Anders als das Zarenreich erkennt die Habsburger Monarchie die Ukraine als autonome Ethnie an. Sie werden „Ruthenen“ genannt. Aber wirklich unabhängig, das werden die Ukrainer erst nach der russischen Revolution 1917 und dem Ende des Ersten Weltkriegs.

Und soviel schon mal als kleiner Spoiler: Ihre Unabhängigkeit ist nur von kurzer Dauer. Die Ukrainische Volksrepublik wird 1917 gegründet und noch im gleichen Jahr wählen die Ukrainer zum ersten Mal die Zentralna Rada - das ukrainische Parlament. Der junge Staat ist aber im Inneren tief gespalten  und hat vor allem starke Nachbarn: Im Westen bedienen sich Polen, Rumänien und die Tschechoslowakei, im Osten die Rote Armee am ukrainischen Territorium. 1922 wird die Ukraine (nach kurzer Unabhängigkeit als „Ukrainische Sozialistische Sowjet Republik“ - kurz [U]SSR - Teil der Sowjetunion.

 

[Die Ukraine – zwischen stalinstischer Massenaushungerung und Hitlers Völkermord] 

Es folgen zwei der grausamsten Ereignisse der ukrainischen Geschichte: Der Holodomor, was so viel heißt wie „Massenmord durch Hunger“, eine verheerende Hungersnot (1932-33). Nach neueren Schätzungen kommen damals etwa 4 Millionen Menschen ums Leben. Historiker berichten, dass die Verzweiflung so groß war, dass es zu Kannibalismus gekommen sein soll. Die Ursachen der Hungersnot sehen viele vor allem in der sowjetischen Politik. Stalin hatte die Landwirtschaft zwangskollektiviert. Wohlhabende Bauern enteignet und als „innere Feinde“ zu Tausenden in Arbeitslager deportieren oder ermorden lassen. Die Produktivität der Landwirtschaft leidet enorm unter den Zwangsnahmen, auch weil viele Bauern ihre Tiere lieber schlachten, als sie dem Staat zu überlassen; oder: sich weigern sich schlicht, fremdes Land im Kollektiv zu bewirtschaften. Der Holodomor und die stalinistischen Verbrechen belasten die ukrainisch-russischen Beziehungen noch immer. Die Ukraine wollen ihn als Völkermord anerkennen lassen. Das ist ein ganz wichtiges Thema für sie in ihrer Geschichte.

Das zweite Ereignis ist der Zweite Weltkrieg. In diesem von Deutschland ausgehenden Vernichtungskrieg ist die Ukraine einer der Hauptschauplätze. 5 Jahre lang (von 1939 bis 1944) wüten hier die Truppen der Wehrmacht und der SS. Zu den Opferzahlen gibt es verschiedene Angaben: Der ukrainische Botschafter in Deutschland spricht im Mai 2020 von mindestens 8 Millionen ukrainischen Kriegsopfern, darunter mehr als 5 Millionen Zivilisten, Frauen und Kinder. Darin eingeschlossen auch 1,6 Millionen ukrainische Juden, die von den Nationalsozialisten im Holocaust ermordet wurden. Weitere 2,4 Millionen Frauen und Männer wurden als so genannte „Ostarbeiter“ aus der besetzten Ukraine zur Zwangsarbeit verschleppt und 400.000 Ukrainer in deutschen Konzentrationslagern inhaftiert. Dabei gerät das Leid der Ukrainer bei der allgemeinen Erinnerungen an den Nationalsozialismus immer etwas in Vergessenheit muss man sagen, denn oft wird nur von den Opfern der ehemaligen Sowjetunion gesprochen.

 

Das ist zwar historisch betrachtet auch nicht falsch, es ist aber ein weiteres Beispiel dafür, dass die Ukraine auch heute noch um die Wahrnehmung und Anerkennung ihrer nationalen Identität ringt. Übrigens auch im eigenen Land, denn auch hier [in der Ukraine] überlagert die konfliktreiche Geschichte der Stalin Ära und der Sowjetunion oft die kollektive Erinnerung als eigenständiges Land.

 

[Die Ukraine nach 1945]

Nach 1945 bleibt die Ukraine ein Teil der Sowjetunion, von der sie dann 1954 ein verhängnisvolles Geschenk erhält. Zum 300- jährigen Jubiläum der russisch-ukrainischen Einheit (ihr wisst noch: das Bündnis zwischen den Kosaken und dem Zaren) schenkte der sowjetische Parteichef Nikita Chruschtschow der Ukraine die Halbinsel Krim - die übrigens nicht immer russisch war, sondern das erst mit der Besetzung durch die Truppen des Zaren im 18. Jahrhundert. Vorher war die Krim lange ein Vasallenstaat des Osmanischen Reichs. Chruschtschow misst dem Geschenk damals ohnehin eine rein symbolische Bedeutung bei, schließlich ist ja alles eine Sowjetunion - und die soll ewig weiterleben!

 

[1991 bis 2004: Die Ukraine wird unabhängig, gerät in die Hände von „Oligarchen“ und verfolgt eine „multivektorale Politik“, also den Spagat zwischen Ost und West.]

Aber 1991 zerfällt die Sowjetunion (= UDSSR = die Union der sozialistischen Sowjetrepubliken) und die Ukraine ist eine dieser ehemaligen Republiken.

Am 24. August 1991 erklärt die Ukraine ihre Unabhängigkeit und den Austritt aus der Sowjetunion.

Am 1. Dezember 1991 stimmen in einem Referendum 90% der Bevölkerung dafür - übrigens auch die mehrheitlich russischsprachigen Menschen im Osten der Ukraine (Donbass) und auf der Krim votieren für die Ukraine.

Drei Jahre später [1994] wird das "Budapester Memorandum" unterzeichnet mit denen die Ukraine ihr gesamtes Atomwaffenarsenal (immerhin das drittgrößte der Welt) an Russland abgibt.

Im Gegenzug dafür versichern ihr nicht nur Russland, sondern auch die USA und Großbritannien die Souveränität der eigenen Grenzen.

 

Aber das Land kommt nicht zur Ruhe. Der junge Staat hat wie viele ehemalige Sowjetstaaten mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen und auch mit Korruption.

Aus diesem teilweise chaotischen Umbruch stehen einige wenige aber dafür umso einflussreiche Oligarchen als Gewinner hervor. Rinart Achmetow ist einer davon. Der Oligarch hat heute (wisst ihr vielleicht) seinen eigenen Fußballclub (Schachtar Donezk) und gilt als reichster Mann der Ukraine. Damals - nach dem Zerfall der Sowjetunion - kann er sich ungehindert große Teile der ostukrainischen Stahl und Kohleindustrie sichern und baut sich damit ein riesiges Firmengeflecht auf. Noch schwieriger als der Übergang in die freie Marktwirtschaft gestaltet sich für die Ukraine aber die Suche nach der eigenen Identität. Die Regionen haben unterschiedliche historische Erfahrungen. Im Westen fühlen  sich viele Menschen ukrainisch und orientieren sich eher Richtung Europa. Im Osten und auf der Krim gibt es eine weit verbreitete Verbundenheit zu Russland. Deshalb richtet die Ukraine ihre Außenpolitik meist in beide Richtungen aus und verfolgt eine sogenannte „multivektorale Politik“, das ist ein ständiger Spagat zwischen Ost und West.

 

[2004: Der Spagat geht nicht gut: Umstrittene Präsidentschaftswahlen zwischen dem pro-russischen Viktor Janukotisch und dem pro-westlichen Viktor Jutsdchenko und die pro-westliche „Orangene Revolution“ auf dem Maidan]

Und man muss sagen: Das geht nicht lange gut, denn sowohl der Westen (damit ist Europa gemeint aber auch die USA) als auch Russland sehen in der Ukraine einen strategisch wichtigen Verbündeten und sie wollen entsprechenden Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Ausrichtung des Landes nehmen. 2004 offenbart sich das Machtgerangel um die Ukraine in den dortigen Präsidentschaftswahlen. Zwei Kandidaten - übrigens beide mit Vornamen Viktor - stehen sich gegenüber:

Wiktor Juschtschenko tritt für eine Orientierung zum Westen ein, Wiktor Janukowytsch erhält Unterstützung von Russland.

Der prorussische Kandidat Janukowytsch wird zum Sieger erklärt. Es ist ein umstrittenes Ergebnis. Auch internationale Wahlbeobachter zweifeln am demokratischen Ablauf an, Es kommt zu wochenlangen Protesten auf dem Hauptplatz in Kiew, dem Maidan. Die Menschen tragen orangefarbene Kleider, Fahnen und Schals, das ist die Farbe von Wiktor Juschtschenkos Wahlbündnis.

[Auf Wiktor Juschtschenko wurde kurz vor den Wahlen  

Sie fordern Neuwahlen, sind unzufrieden mit der wirtschaftlichen Lage des Landes und kritisieren den zunehmenden Einfluss von Russland. Diese Massenbewegung geht als „orangene Revolution“ in die Geschichte ein. Aber bald zeigt sich, dass es gar keine Revolution in dem Sinne ist. wie sie sich die Protestierenden ursprünglich gewünscht haben: Zwar enthebt das ukrainische Parlament Janukowytsch in einer umstrittenen Sitzung vom Amt .

[Putin bewertet dies als  illegalen Staatstreich  und als Bruch der Verfassung. Putin glaubt, die Orangene Revolution sei vom US-amerikanischen Gehimdienst organisiert] 

Und nach Neuwahlen kommt Juschtschenko an die Macht. Und so kann der [pro-westliche] Pro-Westler Potitiker Juschtschenko für die nächsten Jahre regieren, aber eine grundlegende Umwälzung [Entmachtung der Oligarchen, Bekämpfung der Korruption und Armut] findet nicht statt.

 

[2010 bis 2013: Die Zerrissenheit zwischen Ost und West bleibt: 2010 wird Janukowytsch erneut ins Präsidentenamt gewählt]

[Gut] 5 Jahre später [2010] wählen deshalb viele Ukrainer Wiktor Janukowytsch ins Präsidentenamt, den einzigen Konkurrenten von Juschtschenko. [Wikipedia: Bei der Neuwahl des Staatspräsidenten Anfang 2010 setzte sich Wiktor Janukowytsch in der Stichwahl am 7. Februar 2010 mit 48,8 Prozent der Stimmen gegen Julija Tymoschenko durch. Der bisherige Amtsinhaber Wiktor Juschtschenko war bereits im ersten Wahlgang ausgeschieden] Was bleibt ist die Zerrissenheit zwischen Ost und West.

 

[Euro-Maidan 2013/14]

Über Jahre hinweg ziehen sich Verhandlungen mit der EU über ein Assoziierungsabkommen (also ein Abkommen über eine engere Zusammenarbeit) hin. Aber das Abkommen scheitert schließlich 2013 - quasi in letzter Minute [am Widerstand von Wiktor Janukowytsch].

In Kiew gibt es daraufhin Proteste. Als ein Protestlager durch Sicherheitskräfte brutal aufgelöst wird, bringt es das Fass zum Überlaufen. Es entsteht eine Massenbewegung, der so genannte „Euromaidan“ zum Teil friedlich, zum Teil befinden sich aber auch gewaltbereite ukrainische Nationalisten unter den Demonstranten.

Bis Februar 2014 werden mehr als 100 Demonstrierende getötet, es kommt zu Kämpfen auf beiden Seiten, auch Scharfschützen der Regierung sollen eine Rolle gespielt haben. Das ukrainische Volk will nach den unruhigen Jahren wohl vor allem Sicherheit und Wohlstand. Eine Mehrheit der Ukrainer befürwortet aus diesem Grund eine Hinwendung zur EU und seit 2014 auch zur Nato.

 

[2014: Besetzung der Krim und Beginn des Brügerkriegs im Donbas]

Daneben wollen aber auch ausländische Player Einfluss auf die Situation nehmen und sie zu ihrem Vorteil verändern. Mit ganz unterschiedlichen Mitteln: Durch Geld, durch die Verbreitung ihrer Sichtweisen und nicht zuletzt militärischen Strategien, wie wir es jetzt beim russischen Vorgehen sehen: Russland macht schließlich ernst:

Russische Soldaten marschieren im März 2014 auf der Krim ein. Nach einem Referendum, das international kaum anerkannt wird, wird die Krim der Russischen Föderation angeschlossen.

Während das weitgehend unblutig passiert, kommt das im Osten des Landes im Donbass zum Krieg. Zwischen ukrainischen Soldaten und Kämpfern („Separitisten“), die von Russland unterstützt werden.


 

Ich weiß, dass ist alles sehr schnell zusammengefasst und man könnte immer noch viel mehr dazu sagen. Ich habe dazu schon mal ein Video gemacht, ihr findet es oben auf dem „I“ auf dem Kanal „Mr. Wissen to go“, da könnt ihr euch das noch mal ein bisschen genauer anschauen. (vgl.: Der Ukraine-Konflikt erklärt - YouTube unter der URL: https://www.youtube.com/watch?v=TlX3fWKKMpQ)

 

[2021: Besetzung der Krim und Beginn des Brügerkriegs im Donbas]

Heute (also viele Jahre und einige gescheiterte Waffenruhen später) ist der Konflikt noch immer nicht gelöst. Ganz im Gegenteil: er scheint sich sogar aktuell zuzuspitzen. Momentan schieben sich die Konfliktparteien gegenseitig die Schuld zu: Russland und die prorussischen Ukrainer sagen, es sei der Westen, der die Lage eskalieren lasse. Russland fühle sich bedroht, wenn die Ukraine in die EU oder die Nato aufgenommen wird. und ihren Einflussbereich nach Osten, also quasi direkt bis an die russische Haustür ausdehnt.

Dabei muss man sagen ist es momentan gar nicht so, dass die Ukraine kurz vor einem Beitritt zur NATO steht. Zum einen herrscht darüber innerhalb der Allianz gar kein Konsens und außerdem hat die Ukraine seit 2014 ungelöste Territorialkonflikte die einen Beitritt auf absehbare Zeit unmöglich machen.

Die proeuropäischen Menschen in der Ukraine, die USA aber auch Staaten der EU sind da anderer Meinung; Sie sagen Russland wolle seine Macht ausbauen und zu den Zeiten des großen russischen Reiches zurück.

Welche Szenarien sich aus dieser Pattsituation ergeben, darüber entscheidet nicht die Geschichte, sondern die Zukunft. Und daher endet hier auch dieses Video.

 

 

Aber mich interessiert, wie ihr die Situation in der Ukraine momentan einschätzt: Was glaubt ihr, wie wird es weitergehen die Rolle spielt die Geschichte dabei? Lasst uns gerne diskutieren in den Kommentaren, aber bitte bleibt sachlich, denn gerade bei diesem Thema ist Sachlichkeit wirklich wichti