Frau, Leben, Freiheit - Eine iranische Revolution | Doku HD | ARTE
Frau, Leben, Freiheit - Eine iranische Revolution | Doku HD | ARTE
https://www.youtube.com/watch?v=7baS5vmvDDA
Sprecherin: Sind Sie bereit fürs Interview? Hört Sie uns? Ok gut. Ist sie einverstanden wenn wir sie Mina nennen?
Mina: Ja.
Sprecherin: Dann können wir anfangen! Meine eine erste Frage ist, warum sie ihre Identität verbirgt?
Mina: Ich kann mein Gesicht nicht zeigen! Die Situation macht es unmöglich. Wenn man mich erkennen würde, müsste ich einen hohen Preis dafür zahlen. Und ich würde meine Familie in Gefahr bringen!
Mann: Ich lebe im Iran. Hier kann man nicht einfach über Politik und den Staatsapparat sprechen. Denn, wenn das jemandem nicht gefällt, dann kann man große Probleme kriegen. Deshalb verberge ich mein Gesicht und meine Identität.
Sprecherin: Doch mundtot lassen sie sich von der iranischen Diktatur nicht machen. Selbst das Gefängnis bringt sie nicht zum Schweigen. Weil sie für Menschenrechte eintritt, sitzt Narges Mohammadi in Haft. Es ist eher aber gelungen uns diesen Brief zukommen zu lassen:
Narges Mohammadi: Ich beantworte diese Fragen um 10:00 Uhr abends in Zelle 4 des Frauentraktes im Evin-Gefängnis. Ich habe immer in einem Land gelebt, dessen Machthaber religiös, autoritär und frauenfeindlich waren. Gegen alle drei Aspekte habe ich angekämpft.
Als ich von Mashas [Aminis] Tötung erfahren habe, war meine erste Reaktion: Wut!
Mich hat das so wütend gemacht, dass ich - wäre ich nicht im Gefängnis gewesen - mit Sicherheit auf die Straße gegangen wäre. Niemand sollte angesichts solcher Grausamkeiten schweigen!
Sprecher: Frauen konfrontieren die Staatsmacht, die (davon sind sie überzeugt) für den Tod der 22-jährigen [Mahsa Amini] verantwortlich ist.
Sprecherin: Das iranische Regime lässt keine freie Presse zu. Und so setzt sich sein eigenes Volk dem Risiko aus, selbst solche Videos zu drehen und sie weltweit zu verbreiten. Ihr Aufschrei kann uns nicht unberührt lassen.
„Gazeleh“ (Exil-Studentin): Als ich von Mashas Tod erfuhr, kam es mir vor, als hätte ich ein Mitglied meiner eigenen Familie verloren. Denn Masha [Aminis] war eine junge kurdische Frau wie ich. Was wäre passiert, wenn ich das gewesen wäre? Wenn meiner Familie das widerfahren wäre? Die Stimmung war auf dem Tiefpunkt, bis dann die Proteste anfingen und die Leute begannen sich zu erheben. In dieser schlimmen Situation (mit Mashas Tod und allem) haben die Proteste uns im Herzen bestärkt und uns Hoffnung gegeben. Sie waren ein Lichtblick; die Möglichkeit, Mashas Tod zum Gegenstand der Revolution zu machen.
Protestantinnen rufen: Nieder mit dem Diktator!
Sprecherin: Mit spontanen Protesten setzen sich Schülerinnen über jahrzehntelange Verbote hinweg. Zum ersten Mal führen Frauen den Widerstand an.
Protestantinnen rufen: Frauen, Leben, Freiheit! Ich töte den, der meine Schwester tötete.
Mina – irgendwo im Iran: Das Wichtigste bei den Protesten war, dass die Frauen ihre Kopftücher abnahmen. Vielleicht waren es nicht alle, aber der größte Teil. Und auch ich selbst. Denn wenn ich mitmache, dann ohne Kopftuch!
Protestantinnen rufen: Freiheit, Freiheit, Freiheit!
Mina: Das Kopftuch abzunehmen, kann ein Protest sein, der sich nicht unbedingt gegen die Religion richten muss, sondern gegen die religiösen Führer. Ich habe viele Frauen aus traditionellen Familien gesehen, die bei den Protesten gegen die religiösen Machthaber ihren Tschadors und Kopftücher abgelegt haben, obwohl sie selbst religiös sind.
Als fleißiger Zuseher und Zuhörer der öffentlich rechtlichen Medien (ARD, ZDF, Arte und Deutschlandfunk) möchte ich auch auf folgende Weblinks aufmerksam machen:
Kurz und Heute - Deutschlandfunk Nova · Friedensnobelpreis - Ehrung bedeutet auch Schutz für Narges Mohammadi · Podcast in der ARD Audiothek
Deutschlandfunk aktuell · Friedensnobelpreis – Narges Mohammadi – Kämpferin gegen die Unterdrückung im Iran · Podcast in der ARD Audiothek
"Mohamadi hat viel für Ihren Kampf in Kauf genommen" (deutschlandfunkkultur.de)
Gilda Sahebi: Deutschland unterstützt faktisch das Regime im Iran (deutschlandfunkkultur.de)
Iran - Vor dem Todestag von Jina Mahsa Amini