Sozistunde 13206 - Prolog zum Krieg in der Ukraine - Ein Denkmal für Valdimir den Großen in Moskau


Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter 

https://youtu.be/CWhoALa6bTU?t=95


Der Ukraine-Konflikt: Die Geschichte dahinter

https://youtu.be/CWhoALa6bTU?t=95

2016 lässt Putin im Zentrum Moskaus gleich an der Kremlmauer eine imposante Statue errichten. Ein 16 Meter hohes Denkmal für Wladimir den Großen. Wladimir der Erste ist ein Großfürst des Mittelalters. In seiner Ansprache zur Einweihung sagt der russische Präsident Putin, der im Fürsten Wladimir ja bekanntlich einen Namensvetter hat: „Fürst Wladimir hat den Weg gebahnt zu einem starken zentralisierten russischen Staat. Ein Denkmal für den Urvater des russischen Staates!“ So weit so gut, aber war da nicht noch was?

Naja, Wladimir der Große gilt auch als Gründungsvater für die Ukrainer. Und genau hier offenbart sich ein Konflikt, dessen Wurzeln bis ins Mittelalter zurückreichen:

Im 8. Jahrhundert kommen Händler aus Skandinavien [Wikinger] in das Gebiet der heutigen Ukraine. Gemeinsam mit slawischen Stämmen gründen sie zwischen Ostsee und dem Schwarzen Meer einen großen ostslawischen Staat: Die Kiewer Rus.

988 n. Chr. lässt sich einer der Kiewer Fürsten - nämlich besagter Wladimir I. - taufen und die Kiewer Rus christianisieren. Übrigens - weniger aus religiösen Gründen als aus strategischen: Er will die Schwester des byzantinischen Kaisers heiraten - und das geht eben nur mit dieser Taufe. Wladimir und seine Nachfolger bereiten der Kiewer Rus eine Blütezeit: Mit etwa 40.000 Einwohnern zählt Kiew, die spätere ukrainische Hauptstadt, im 11. Jahrhundert zu den größten Städten Europas.

Übrigens: Die heutige Währung der Ukraine, d[ie] „Hrywnja“ hat ihren Namen von der Geldeinheit der Kiewer Rus. Und auf dem 1 „Hrywnja“-Schein findet ihr: Wladimirs Porträt.

 

Im 12. Jahrhundert zerfällt das Reich [KIewer Rus] in viele kleine Fürstentümer, bevor die Mongolen dem Großreich mit ihrer Invasion dann im 13. Jahrhundert endgültig den Garaus machen. Aus einem dieser Fürstentümer - der ehemaligen Kiewer  Rus - entsteht später das Fürstentum Moskau, aus dem später Russland wird.

Die Kiewer Rus wird daher eben auch als „Die Wiege Russlands“ gesehen. Heute streiten ukrainische und russische Historiker, wer die „echten Erben“ der Kiewer Rus sind. Historisch gesehen können die Staaten Russland, Ukraine und übrigens auch Weißrussland (dies noch am Rande) als Nachfolgestaaten der Kiewer Rus gelten.

 

Aber in dem Streit geht es gar nicht so sehr um Wissenschaft, sondern vielmehr um Politik - wie so oft! Und da prallen zwei unterschiedliche Auffassungen aufeinander:  Erstens: Sind die Ukrainer ein eigenständiges Volk? Die Ukrainer bejahen das natürlich! Oder zweitens: Sind die Ukrainer Teil eines großen russischen Volkes? Das ist auch die Interpretation Putins, wenn er von einem starken zentralisierten russischen Staat spricht.



Sendeminute: 0:03 – Das Denkmal für Valdimir I. in Moskau 



Wladimir I. oder Wladimir der Große oder Wladimir der Heilige (* um 960 bei Pskow; † 15. Juli 1015 in Berestowo bei Kiew), war von 978/980 bis 1015 Großfürst von Kiew. Er gilt als der bedeutendste Fürst der Kiewer Rus, der unter anderem die Christianisierung der Rus initiierte. Wladimir wird in der Russisch-Orthodoxen Kirche als apostelgleicher Heiliger verehrt.

 

Das wichtigste Ereignis der Regierungszeit Wladimirs war die Christianisierung der Kiewer Rus im Jahre 988 anlässlich seiner Vermählung mit Prinzessin Anna von Byzanz, Tochter des byzantinischen Kaisers Romanos II.               

Dafür erhielt er den Beinamen „der Heilige“ und wurde nach seinem Tod in den Stand eines Heiligen der orthodoxen Kirche erhoben.

Vor seiner Taufe beschreibt ihn die Heiligenlegende als Wüstling mit sieben Hauptfrauen und 800 Mätressen. Er ließ überall Götzenbilder aufstellen und war ein eifriger Anhänger des slawischen Heidentums. Zum christlichen Glauben brachte ihn der Überlieferung zufolge die Vernunft. Angeblich ließ er sich von allen Religionen Gelehrte schicken und wählte die beste aus. (Entgegnung an den moslemischen Gesandten: „Der Rus ist des Trunkes Freund, wir können ohne das nicht sein“.)

Tatsächlich war Wladimirs Taufe aber ein diplomatischer Schachzug: Ziel war die Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus.

Kaiser Basileios II. benötigte Hilfe gegen die Bulgaren, die gemeinsamen Feinde Wladimirs und des oströmischen Kaisers. Wladimir schickte ein Heer von 6000 Rus nach Konstantinopel.

Schließlich willigte der Kaiser ein: Wenn sich Wladimir taufen ließe, so würde Basileios II. ihm für die militärische Unterstützung seine Schwester Anna zur Frau geben. So geschah es, und Wladimir I. bekam als erster europäischer Herrscher eine „Purpurgeborene“ (vgl. Wikipedia) zur Frau. 

Seine Taufe … wurde in Kiew als großer Akt zelebriert. Nach dem Niederreißen der heidnischen Götterbilder fand eine Massentaufe im Dnepr statt. Offenen Widerstand gegen die Christianisierung scheint es nicht gegeben zu haben, obgleich sich der alte Glauben vor allem in ländlichen Gebieten lange halten konnte. 



Sendeminute: 0:13 – Ehrengäste    

Auf dem Bild zu sehen (und nach einigen Minuten Google-Bilder-Suche zu identifizieren) sind:   

- Alexander Moissejewitsch Boroda, der Präsident der Föderation der jüdischen Gemeinden Russlands  

- Ismail Berdijew, der führende islamischer Geistlicher im Nordkaukasus.

- Talgat Tadzhuddin, Vorsitzender der zentralen geistigen Direktion der Muslime Russlands und Groß-Mufti von Russland

- Nikolai Doluda, Hauptmann („Ataman“) der Allrussischen Kosakengesellschaft



Sendeminute: 0:28 – Ein Blick in die die Zuschauer

Ein weltlicher, ein russisch-orthodoxer (russisches Kreuz auf der Mütze) und ein buddhistischer Zuschauer stehen nebeneinander.       



Sendeminute: 0:28 – Die Hauptredner Putin und Kyrill der Erste, daneben der zwischenzeitliche russische Übergangspräsident Medwedew 




Natalya Solschenizyna, die Witwe von Nobelpreisträger Alexander  Solschenizyn

wurde 1970 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Sein literarisches Hauptwerk

Der Archipel Gulag beschreibt (aus eigener Erfahrung) detailliert die Verbrechen des stalinistischen Regimes der Sowjetunion bei der Verbannung und systematischen Ermordung von Millionen Menschen im Gulag.




International - Eine Statue für den russischen Machtanspruch in der Region - News - SRF

https://www.srf.ch/news/international/international-eine-statue-fuer-den-russischen-machtanspruch-in-der-region

16 Meter hoch und 25 Tonnen schwer: Heute weihte Russland eine Statue des Grossfürsten Wladimir ein. Präsident Putin konnte sich einen Seitenhieb in Richtung Ukraine nicht verkneifen.

 

Russlands Präsident Wladimir Putin hat zum Feiertag der nationalen Einheit ein Denkmal für den mittelalterlichen Grossfürsten Wladimir am Moskauer Kreml eingeweiht. An der Feier nahm auch der russische Patriarch Kirill teil.

Dessen Entscheidung für die Orthodoxie sei zur «gemeinsamen geistigen Quelle der Völker Russlands, Weissrusslands und der Ukraine» geworden, sagte Putin am Freitag. Aus dem Geist der Einheit heraus sollten die Russen auch gegenwärtigen Herausforderungen und Bedrohungen begegnen, sagte er.

Andere Töne schlägt der Schweizer Historiker Andreas Kappeler an: Das Denkmal an sich sei eine Provokation des russischen Präsidenten: «Wladimir Putin will uns sagen, dass Russland die führende Macht in Osteuropa ist und die Ukraine eigentlich zu Russland gehört.»

Öl ins Feuer

Denn auch die Ukraine beanstande den Grossfürsten als Gründer ihrer eigenständigen Nation und Geschichte. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew steht bereits seit langem eine Statue des slawischen Prinzen. Gerade im Streit um die Zugehörigkeit der Krim zu Russland oder der Ukraine giesst der russische Präsident so noch mehr Öl ins Feuer.

Unter Grossfürst Wladimir war von 988 an das ostslawische Reich Kiewer Rus christianisiert worden, ein mittelalterliches Grossreich auf dem Gebiet der heutigen Staaten Russlands, Weissrusslands und der Ukraine.

 Russland feiert heute seinen Nationalfeiertag. Dieser erinnert an die Vertreibung polnischer Besatzer aus Moskau 1612. Im heutigen Russland ersetzt er den sowjetischen Jahrestag der Grossen Sozialisten Oktoberrevolution am 7. November. Bei einer Kundgebung kremltreuer Organisationen nahmen nach Polizeiangaben im Zentrum von Moskau etwa 85'000 Menschen teil.






Eine-Hrywnja-Schein

Auf der Vorderseite des Geldscheines ist der Großfürst von KiewWladimir I. der Große (ukrainisch Володимир Великий, * 960, † 1015), abgebildet. Großfürst Wladimir I., illegitimer Sohn des Großfürsten Swjatoslaw I. aus dem Geschlecht von Rurikiden und der fürstlichen Dienerin Maluscha, regierte zwischen 980 und 1015 das Reich von Kiew. Unter seinem Regiment kam es zu gewaltiger Ausdehnung des Reichs und 988 zur Christianisierung der Rus. Dem letzteren Ereignis verdankt er seinen Beinamen „der Heilige“ oder „der Apostelngleiche“. Damit knüpft die Ukraine historisch an die staatliche Tradition der Kiewer Rus, deren Erbe nun jetzt drei ostslawische Völker – RussenUkrainer und Belarussen – teilen.


 

Denkmal zwischen 1890 und 1905
Vor russischem Beschuss geschütztes Denkmal, Juli 2022

Das Denkmal für Wladimir den Heiligen (ukrainisch Па́м'ятник Володи́миру Вели́кому Pamjatnyk Wolodymyru Welykomu) gilt als das älteste Skulptur-Denkmal in der ukrainischen Hauptstadt Kiew und ist ein Wahrzeichen der Stadt.