Holodomor

Kiew 2006 (Herr Griesar)



Videotipp: "Holodomor": Als Stalin Millionen Ukrainer verhungern ließ - YouTube

https://www.youtube.com/watch?v=PfJSQSdUYZs


Holodomor - Was man über die Ukraine wissen sollte

https://www.youtube.com/watch?v=FXw8mhDAqOk&t=0s

Holdomor:

Der Begriff Holodomor steht für eine Hungersnot in der Sowjetunion in den 1930er Jahren in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik. Dieser Hungersnot fielen schätzungsweise drei bis sieben Millionen Menschen zum Opfer. Die Ukraine bemüht sich seit der Unabhängigkeit 1991 um eine internationale Anerkennung des Holodomors als Völkermord. 

Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in der UdSSR

Die Kommunisten in der UdSSR legten seit ihrer Machtübernahme den Schwerpunkt ihrer Politik auf eine Industrialisierung des Landes - zu Lasten der Bauern.

Im Jahr 1921 hatte (der Staatsgründer der UdSSR) Lenin das Ziel vorgegeben:

„Der Bauer muss ein wenig Hunger leiden, um dadurch die Fabriken und die Städte vor dem Verhungern zu bewahren!“

Man dachte, man müsse kleine Bauernhöfe (die sich im Privatbesitz befinden) zu staatlichen Großbetrieben zusammenlegen, um so mehr landwirtschaftliche Produkte erzeugen zu können. Diese sollten auf den dem Weltmarkt verkauft werden, um so die nötigen Maschinen für die  Industrialisierung des Landes kaufen zu können. Dies war ganz im Sinne der kommunistischen Ideologie.

 

Die Bauern (insbesondere die „Kulaken = Großbauern“) weigerten sich aber, ihre Höfe freiwillig abzugeben, da dies ja eine Enteignung darstellte.

 

Seit 1929 ging man unter Stalin in der gesamten UdSSR zur Zwangskollektivierung der Landwirtschaft über. Die Bauern wurden gezwungen, ihre Höfe aufzugeben und sich landwirtschaftlichen Großbetrieben („Kolchosen“) anzuschließen.

Dies ging nicht ohne den Widerstand: Viele Bauern schlachteten ihr Vieh, um es der Enteignung zu entziehen, einige zerstörten auch ihre landwirtschaftliche Ausrüstung.

Anders als von den Kommunisten erwartet, erwirtschaften die neuen staatlichen Kolchosen einen niedrigeren Hektarertrag als die Einzelbauern, die auf ihren eigenen Gewinn bedacht waren.

Die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft führte so zu einer Verringerung der Anbaufläche und einer Schrumpfung des Viehbestandes.

 

Stalin (der Nachfolger Lenins) verfolgte mit dem Holodomor auch das politische Ziel, den ukrainischen Freiheitswillen zu unterdrücken und die sowjetische Herrschaft in der Ukraine zu festigen. Die Kommunisten waren bereits zuvor radikal gegen die ukrainische Intelligenzija und den ukrainischen Klerus vorgegangen. Nun wandte man sich auch gegen die Bauernschaft, die sich  der Kollektivierung widersetzte. Die gesamte ukrainische Kultur sollte ausgemerzt werden, so dass nur noch eine sowjetische Kultur übrig bliebe.

 

Der Holodomor begann mit zwei Missernten in den Jahren 1931 und 1932. Trotz des Hungers der Landbevölkerung erhöhte die kommunistische Partei die Abgabenquote der Bauern auf 44 Prozent. Während im Jahr 1931 noch 7,2 Millionen Tonnen Getreide in der Ukraine requiriert wurden, sank dieser Wert trotzdem auf 4,3 Millionen Tonnen im Jahr 1932.

Das Getreide wurde größtenteils auf dem Weltmarkt verkauft. Die Einnahmen wurden zur Industrialisierung der sowjetischen Wirtschaft und zu Rüstungszwecken genutzt.

In der Sowjetunion wurde die Hungerkatastrophe lange Zeit vollständig verschwiegen.  Die Menschen untereinander sprachen, aus Angst vor der kommunistischen Staatsmacht nicht über die Ereignisse.

Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelte sich der Umgang mit der Erinnerung an den Holodomor für die Ukraine zu einer Kernfrage nationaler Identität.

Prowestliche Politiker wie Wiktor Juschtschenko machten das Thema so zu einer  wichtigen Aufgaben.

Prorussische Politiker wie Wiktor Janukowytsch hielten eine intensive historische Untersuchung und Bewertung für unerwünscht. 

 

Die Regierung Russlands lehnt die Bezeichnung Genozid für den Holodomor weiterhin ab. Dem Hunger in der Sowjetunion von 1932 bis 1933 seien nicht nur Angehörige des ukrainischen Volkes zum Opfer gefallen, sondern auch Russen und Angehörige zahlreicher weiterer Ethien.

 

Unter Präsident Wiktor Juschtschenko bemühte sich die ukrainische Regierung darum, dass der Holodomor weltweit als Genozid am ukrainischen Volk anerkannt wird. Neben der Ukraine haben Australien, Belgien, Bulgarien, Deutschland, Ecuador, Estland, Frankreich, Georgien, Kanada, Island, Kolumbien, Lettland, Litauen, Mexiko, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Tschechien, Ungarn, der Vatikan und Kroatien den Holodomor offiziell als Völkermord anerkannt.

Eine 2018 einstimmig angenommene Erklärung 435 des US-Senats (ohne Gesetzeskraft) anerkennt das Urteil der einschlägigen Senatskommission von 1988, wonach es sich um einen von Stalin gegen das ukrainische Volk begangenen Genozid gehandelt habe.

 Vgl: Holodomor – Wikipedia


Bundestag ordnet Holodomor als Völkermord ein (youtube.com)

https://www.youtube.com/watch?v=CZjv3oEz-EM&t=1s