Don Weidel kämpft gegen Windmühlen

Klaus Stuttmann | Karikaturen vom 12.01-2025

 

„Don Weidel und Sancho Chrupalla“


 

AfD-Parteitag: Alice Weidel zur Nominierung als Kanzlerkandidatin.

Ab Sendseminute 10:00 Alice Weidel über das „Ende der Energiewende“

https://youtu.be/soVCAtU4iNY?t=599

 

Weidel-Forderung: Windräder wieder abbauen? - Die Folgen - ZDFheute

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/weidel-afd-windraeder-reinhardswald-windkraft-kritik-100.html

 

Forderung von Alice Weidel:Windräder wieder abbauen? Das sind die Folgen

Dass die AfD kein Fan von Windkraftanlagen ist, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch schlagen Aussagen der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel gerade Wellen. Auf dem Parteitag in Riesa hatte sie am Wochenende gefordert:

„Und ich kann ihnen sagen, wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder. Nieder mit diesen Windmühlen der Schande.“

Alice Weidel, AfD-Kanzlerkandidatin

 

Fordert Weidel damit eine komplette Abkehr von der Windenergie in Deutschland? Sie machte 2024 ein Drittel der Stromerzeugung aus und war damit die wichtigste Stromquelle.

 

Welche Windräder meint Weidel?

Nach heftiger Kritik wollte Weidel ihre Forderung nur auf den Reinhardswald in Hessen bezogen wissen, wo aktuell 18 neue Windräder gebaut werden. "Schauen Sie ins CDU-regierte Hessen, wo der wunderschöne Reinhardswald mit Baumbeständen von über 200 Jahren einfach abgeholzt wird. Ein wunderschöner alter Wald für Windkraftwerke", sagte Weidel im ZDF heute journal am Sonntag.

 

heute journal vom 12.01.2025 Weidel im Interview, BSW-Parteitag, Nordkoreanische Soldaten in Ukraine

https://youtu.be/4RHWEFhdQ0Y?t=309(ab Sendeminute 6)

 

Dem Sender ntv sagte sie am Samstag: "Wenn wir in der Regierungsverantwortung sind, dann wird dort jede Windkraftanlage einer Prüfung unterzogen, welche ist effizient, welche ist nicht effizient." Dem Zeit-Journalisten Tilmann Steffen antwortete Weidel hingegen auf X ohne örtliche Einschränkung: "Ich sage es in fast jeder Rede, dass wir diese Dinger endlich niederreißen sollten. Weg damit!"

Und auch von AfD-Thüringen-Chef Björn Höcke kam auf dem Parteitag Unterstützung für eine umfassende Kehrtwende:

"Alice hat es in ihrer Rede wunderbar zum Ausdruck gebracht: Wenn wir die Regierungsverantwortung in Deutschland haben, dann werden wir die Windindustrieanlagen in Deutschland zurückbauen und zwar rechtsstaatskonform, aber komplett."

 

In dem in Riesa beschlossenen AfD-Leitantrag für die Bundestagswahl heißt es:

Windenergieanlagen stellen grundsätzlich eine Gefährdung für Pflanzen und Tiere sowie eine Beeinträchtigung der Gesundheit und der Lebensqualität der Menschen dar. (…) Deshalb lehnen wir den weiteren Ausbau der Windenergie ab.

Leitantrag für das AfD-Wahlprogramm

Die AfD-Forderungen reichen also deutlich über den Reinhardswald hinaus.

 

Welche Folgen hätte ein Rückbau der Windkraft?

Die Windenergiebranche reagierte am Montag entrüstet auf Weidels Forderungen. Sie seien "irrational", so Wolfram Axthelm, Geschäftsführer des Bundesverbands Windenergie, zu ZDFheute.

„Der verhetzende Angriff auf die Nutzung der Windenergie ist inhaltsleer, gefährdet Wertschöpfung und Beschäftigung und schadet dem Wirtschaftsstandort Deutschland.“

Wolfram Axthelm, Bundesverband Windenergie

 

Würde Deutschland tatsächlich aus der Windkraft aussteigen, käme das für Verbraucher sehr teuer.

Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School in Berlin, sagt ZDFheute: "Den Ausbau der Windenergie zu stoppen oder gar bestehende Anlagen zurückzubauen, würde sofort den Strompreis für private Haushalte und Unternehmen in die Höhe treiben."

Stromimporte nach Deutschland würden in Folge steigen und -exporte zurückgehen.

 

 

Auch rechtlich wäre so ein staatlich vorgeschriebener Rückbau problematisch: "Windräder gehören ja jemanden und sind mit staatlichen Genehmigungen errichtet", so Hirth.

Wer fordert, Bestandsanlagen zurückzubauen, fordert nichts anderes als staatliche Enteignung von privatem Eigentum.“

Lion Hirth, Hertie School

 

Auch der Bundesverband Windenergie warnt: "Die Forderung von Frau Weidel käme einer Enteignung gleich."

 

 

Wie teuer wäre der Rückbau der Windkraftanlagen?

Ein Zwangsrückbau hätte teure Entschädigungszahlungen aus Steuergeldern zur Folge - an die Betreiber der Anlagen, aber auch an die Verpächter des Grund, auf dem die Anlagen errichtet wurden. Pachteinnahmen sind inzwischen eine wichtige Einnahmequelle für Landwirte und Forstbesitzer. Ein Ausstieg aus der Windkraft dürfte auch darum auf Widerstand stoßen.

Die Höhe solcher Entschädigungszahlungen könne nicht abgeschätzt werden, teilt der Bundesverband Windenergie ZDFheute mit. Die Entschädigung von Kraftwerksbetreibern beim Atomausstieg etwa kostete den Staat Milliardensummen. Eine Berechnung durch den europäischen Verband WindEurope für ZDFheute ergibt Kosten von grob geschätzten 6 Milliarden Euro allein für die Stilllegung der rund 30.000 Windkraftanlagen in Deutschland. Das aber sei, so die Experten, bloß ein kleiner Teil der zu erwartenden Kosten: für Entsorgung, die Zahlung von Entschädigungen an die Betreiber und die Beschaffung von Ersatz müsse man mit weit höheren Kosten rechnen. 

Eine Kehrtwende weg von vielen, dezentralen Windkraftanlagen und zurück zu zentralen Kraftwerken hätte auch mit Blick auf das deutsche Stromnetz Konsequenzen. Etwa die milliardenschweren Investitionen in Stromtrassen quer durch die Bundesrepublik wären zumindest teilweise verschwendet. Ganz abgesehen von den Auswirkungen auf Deutschlands CO2-Bilanz, je nach angestrebter Alternativlösung.

 

Was spricht gegen Windräder im Reinhardswald?

Der Bau neuer Windkraftanlagen im Reinhardswald im Landkreis Kassel ist wie vergleichbare Projekte andernorts umstritten. Es gibt etwa eine Bürgerinitiative, die sich dagegen stark macht. Seit Jahren kursieren im Netz virale Nachrichten mit teils übertriebenen Angaben zu den erwarteten Umweltschäden durch den Bau.

Das zuständige Regierungspräsidium Kassel teilte dem Recherchenetzwerk "Correctiv" 2024 mit, dass für die Windräder 8,2 Hektar Wald und für Zufahrtsstraßen 4,9 Hektar Wald dauerhaft gerodet würden. Insgesamt seien rund 30 Hektar durch Maßnahmen betroffen, verglichen mit einer Gesamtfläche des Reinhardswaldes von 20.000 Hektar. Besonders alte Waldflächen seien ausgeschlossen worden.

 

 

Dass Weidel eine "Effizienzanalyse" von Windkraftanlagen fordert, um zu überprüfen, ob ein Standort wie im Reinhardswald überhaupt sinnvoll sei, birgt die Gefahr einer Nebelkerze mit hohem bürokratischem Aufwand, aber ohne positive Wirkung: "Windturbinen werden ja von privaten Investoren geplant, gebaut und betrieben. Die bauen natürlich nur an Standorten, die sich lohnen", betont Hirth [Professor für Energiepolitik an der Hertie School in Berlin]

Er sagt: "Das Strommarktdesign und Fördersystem sind darauf ausgerichtet, hier stets effiziente Anreize zu setzen."

Weidel-Forderung: Windräder wieder abbauen? - Die Folgen - ZDFheute

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/deutschland/weidel-afd-windraeder-reinhardswald-windkraft-kritik-100.html

 

 

Im Check: Sind Windräder gefährlich? - ZDFheute

https://www.zdf.de/nachrichten/video/windkraft-gefahr-unfraschall-windrad-backgroundcheck-faktencheck-100.html