Sozistunde 12205a - Richtungen im Wahlkampf und in der Politik - Vertiefungsstunde nur für Experten - Historische Entstehung des Gegensatzes zwischen "links" un


Video: Links rechts Gegensatz in der Politik   Teil 1   Historische Einführung und Sitzordnung in Parlament - Sozistunde 12205a

https://youtu.be/yE59IdOCkdo




Hilfreiche Links zum Thema: 

Sk 12204 Farben im Wahlkampf und in der Politik -Unterrichtsmaterial
PDF: https://drive.google.com/open?id=1WaOwHdH_Tq4FNyRmPKYYI4mgtvQPSd0H
PPT: https://drive.google.com/open?id=1cCz0moTfZsUUUqWr0HUUFWHjd9DJT_55

Sk 12205 Richtungen im Wahlkampf und in der Politik - Unterrichtsmaterial
PDF: https://drive.google.com/open?id=1LDrcv3ypd787r7oZxQ37zdVRs9jggI2e
PPT: https://drive.google.com/open?id=1dpaHtUd7oB2qbcJRNbIpJy2yUbqdY5_2

Sk 12205 Rechts und im Wahlkampf und in links in der Politik  - Begleittext zum Video
https://drive.google.com/open?id=1BnJpMrjqULkN-N5wfKLY11vfdb00WM8e


"Komm aus Deiner linken Ecke"
Wahlplakat der CDU zur Bundestagswahl am 3. Oktober 1976Deutsche Digitale Bibliothek/Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/SC7GSK2EVTOY3LV4UQINPBJKTUFFAR3E













Links-rechts-Gegensatz in der Politik
Teil 1: Historische Entstehung des Links-Rechts-Gegensatzes und die Sitzordnung in demokratischen Parlamenten
Die CDU rief im Bundestagswahlkampf 1976 mit einem Plakat den Wähler dazu auf: „Komm aus deiner linken Ecke“ und im Wahlkampf 2017 hatten Anhänger der Grünen unter Plakaten der „Alternative für Deutschland“ ein kleines Schild mit der Aufforderung: „Gegen Rechts! GRÜN wählen“ angebracht. Und um diesen Gegensatz zwischen Rechts und Links in der Politik soll es in der heutigen Stunde gehen. Dabei wird - in diesem ersten Teil - die historische Entstehung des Links-Rechts-Gegensatzes und die Sitzordnung  in demokratischen Parlamenten erklärt:
Wo fangen wir an? Nun - die Geburtsstunde der modernen parlamentarischen Demokratie in Europa lag – in England und in Frankreich. Und Frankreich war das Land, indem sich die Unterscheidung zwischen linken und rechten Parteien - nach der Französischen Revolution von 1789  – herausbildete:
Schon in der Französischen Nationalversammlung, die 1789 mit dem Ziel antrat, Frankreich eine neue Verfassung geben, existierten unterschiedliche politische Meinungen: Auf der linken Seite sammelten sich Vertreter wie die Jakobiner, die streng republikanisch gesinnt waren und die Monarchie abschaffen wollten, während die rechte Seite eine zurückhaltende, der Monarchie freundliche gesinnte Vorstellungen vertrat.
Und so beanspruchte auch in der nachrevolutionären französischen Abgeordnetenkammer 1814 der Adel, der Forderungen nach einer absoluten Monarchie unterstützte, den Ehrenplatz zur Rechten des Präsidenten, während die Vertreter des „Dritten Standes“ – das waren vor allem die Bürger - zu seiner Linken saßen.
Auch in der französischen Abgeordnetenkammer nach der so genannten Julirevolution von 1830 stand die Rechte für den Erhalt der Monarchie. Die auf Abschaffung der Monarchie bedachte Linke spaltete sich in liberale Demokraten und Frühe Sozialisten, die weiter links saßen. Von Frankreich aus breitete sich diese Links-rechts-Unterscheidung in ganz Europa aus und kam so auch nach Deutschland:

Hier konstituierte sich 1848 das erste demokratische gewählte deutsche Parlament – das Frankfurter Paulskirchenparlament - nach diesem Muster - und auch heute noch orientieren sich die Sitzordnungen vieler demokratischer Parlamente an dieser traditionellen, in Frankreich entstandenen Links-rechts-Klassifizierung.
Betrachten wir als Beispiele das Berliner Abgeordnetenhauses. Hier saßen im Jahr 2016 - vom Rednerpult aus betrachtet - die in der Tradition des Sozialismus stehenden Linken ganz links – wo auch sonst? Dann folgen von links nach rechts: Grüne, SPD, CDU, FDP  und ganz rechts die AFD.
Vergleicht man dies mit der Sitzverteilung des Landtags von Rheinland-Pfalz, so stellt man fest, dass im Jahr 2016 „Die Linken“ im Mainzer Landtag gar nicht vertreten waren – sie waren bei den Landtagswahlen an der 5%-Hürde gescheitert, und anders als im Berliner Abgeordnetenhaus sitzen im Mainzer Landtag die Grünen rechts von der SPD und die FDP weiter in der Mitte, links von der CDU.
Werfen wir noch einen Blick auf die Sitzordnung des Deutschen Bundestages: Diese wird vom Ältestenrat (einem Gremium, in dem nicht unbedingt die ältesten, aber besonders erfahrene Abgeordnete sitzen, festgelegt. Im 17. Deutschen Bundestag der Jahre 2009 bis 2013 saßen die Parteien - von links nach rechts betrachtet - in der Reihenfolge: „Die Linke“, SPD, Grüne, CDU/CSU, FDP - weiter rechts stehende Parteien waren bei den Bundestagswahlen 2009 an der 5 %-Hürde gescheitert.
Warum sitzt die FDP im Bundestag rechts der CDU/CSU? Nun sie wurde 1949 – im ersten Deutschen Bundestag dorthin platziert, da sie damals allgemein programmatisch als rechtsliberal galt. Später dann (auch in den Zeiten einer sozialliberalen Koalition) wollte weder die Union noch die FDP tauschen!

Und warum sitzen die Grünen im Bundestag rechts der SPD, obwohl sie in ihrer Anfangszeit programmatisch als deutlich „linker“ galten? Nun, 1983, beim erstmaligen Einzug der Grünen in den  Bundestag, bestand die SPD noch darauf, dass links von ihr keine Fraktion sitzen dürfe. In den Jahren 1989/90 kam es dann zum Zusammenbruch der ehemaligen DDR und die staatstragende „Sozialistische Einheitspartei Deutschlands“ (SED) löste sich auf. Aus der SED ging die PDS (die „Partei des Demokratischen Sozialismus“) hervor, welche wiederum eine Vorgängerpartei der heutigen „Linken“ ist.  Bei den Bundestagswahlen 1990 schaffte die PDS den Einzug in den Deutschen Bundestag. Nun bestand die SPD nicht weiter auf ihrem Platz links außen, und so sitzen nun – nomen est omen – „Die Linken“ ganz links im Bundestag. Wofür stehen die Begriffe „Links“ und „Rechts“ nun heute inhaltlich?  Um den alten Gegensatz rechten Monarchisten und linken Liberalen und Sozialisten, die republikanisch denken  kann es in den heutigen Tagen wohl kaum mehr gehen. Nun die Frage „Was ist links –was ist rechts?“ soll in einer weiteren Stunde beantwortet werden.