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Richtungen der Politik – „links“ und „rechts“
Politische Einstellungen werden häufig vereinfachend als „links“ oder als „rechts bezeichnet.
Die klassische Unterscheidung in „links“ und „rechts“ beruht auf Entwicklungen, die sich bis zur Französischen Revolution zurückverfolgen lassen. Nach dem Sturz von Napoleon Bonaparte (1769–1821) im Jahre 1814 bildete sich in der französischen Deputiertenkammer die klassische Unterscheidung in „links“ und „rechts“, indem der Adel den Ehrenplatz zur Rechten des Präsidenten beanspruchte, während die Vertreter des dritten Standes zu seiner Linken saßen. Aus dieser – anfänglich nur protokollarisch bedingten – Sitzordnung heraus entstand die Bezeichnung politischer Parteien.
Der Gegensatz links-rechts steht im allgemeinen Verständnis stellvertretend für die folgenden Gegensätze:
1. Egalitär - Elitär
2. Progressiv – Konservativ
3. International - National
Der Gegensatz „Egalitär – Elitär“
a) links = egalitär
Ausgehend vom Gleichheitspostulat (Egalité) der französischen Revolution sind egalitäre
politische Ansätze zentral für das Selbstverständnis der „Linken“. Diese richtete sich gegen Benachteiligungen bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Dies betraf zunächst die materiell schlechter gestellten Schichten (im 19. Jahrhundert vor allem die Arbeiterklasse), wurde später aber auch auf religiöse oder ethnische Minderheiten, z. B. Frauen, ältere Menschen, Behinderte, Homosexuelle und andere Bevölkerungsgruppen angewandt.
b) rechts = elitär
Die „Rechte“ rechtfertigt die Notwendigkeit einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Ungleichheit. Die Gründe dafür werden entweder in der Natur des Menschen (Begabung, Befähigung) gesehen oder die Ungleichheit wird auf gesellschaftliche Nützlichkeitserwägungen (Leistungsanreiz) zurückgeführt. In diesem Zusammenhang wird die Herausbildung von Eliten befürwortet, aus denen sich das Führungspersonal gesellschaftlich bedeutsamer (politischer, kultureller, wissenschaftlicher und wirtschaftlicher) Einrichtungen rekrutiert.
Der Gegensatz „Progressiv – Konservativ“
a) links = fortschrittlich
In der Anfangszeit der westlichen Demokratien, insbesondere im 19. Jahrhundert, bemühten sich die Linken vor allem um die Verbesserung der Lebensbedingungen der unteren Schichten, insbesondere der Arbeiter, um die Durchsetzung der Menschenrechte und damit um eine kontinuierliche Erneuerung der Gesellschaft. Die Linke propagierte dies als gesellschaftlichen Fortschritt (Progressivität).
c) rechts = konservativ
Die Rechten traten hingegen für die Wahrung des Status quo in Bezug auf politische und ökonomische Verhältnisse ein und verwiesen auf „hergebrachte“ gesellschaftliche Normen, wodurch sie auch die Bezeichnung „konservativ“ („bewahrend“) erwarben.
Der Gegensatz "Internationalistisch – Nationalistisch"
a) links = internationalistisch
Der egalitären Grundidee entsprechend verfolgte die Linke lange Zeit einen internationalistischen Ansatz, begriff sich als weltweite Bewegung und organisierte sich international.
Allerdings wird heute im Zusammenhang einer globalisierungskritischen Vorstellungswelt wird von Teilen der „Linken“ die Souveränität der Nationalstaaten als Voraussetzung für die Absicherungen sozialer Errungenschaften angesehen und gegen eine Internationalität des Kapitalismus gedanklich in Stellung gebracht.
b) rechts = nationalistisch
Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts verfolgte das rechte Lager eine nationalistische Politik und vertritt eine entsprechende Ideologie noch heute. Zugleich versteht sich das „bürgerliche Lager“ in Westeuropa – inklusive der Liberalen – aber als treibende Kraft der wirtschaftlichen Globalisierung und verweist auf seinen Beitrag zur europäischen Einigung.
Die Verwendung der Begriffe links und rechts wird kontrovers diskutiert.
In dem Maße, in dem sich die Parteien in den letzten Jahrzehnten zu Volksparteien entwickelten, erscheint vielen Autoren das klassische Rechts-Links-Schema zweifelhaft geworden; die Verwendung der Begriffe „links“ und „rechts“ wird - z. B. auf der Wikipedia-Diskussionsseite zum Begriff „Politisches Spektrum“ - kontrovers diskutiert.
Ungeachtet aller Kritik ist die Verwendung der Begriffe „links“ und „rechts“ im schulischen Politikunterricht erlaubt und sinnvoll.
Folgende Gründe sprechen dafür:
1. Die Verwendung der Begriffe „links“ und „rechts“ knüpft an die politische Realität an.
Die Bezeichnungen werden von den Medien sondern auch den meisten politischen Parteien angewandt. Die Sitzordnung der Fraktionen im Plenum des Deutschen Bundestages orientiert sich am klassischen Links-Rechts-Schema.
2. Das Links-Rechts-Schema kann als propädeutisches Orientierungsraster helfen, die komplexe politische Realität zu verstehen.
Der größte fachdidaktische Fehler ist eine langatmige, ineffiziente Stoffvermittlung.
Die frühzeitige Verwendung des vorab vorgestellten Links-Rechts-Schemas erlaubt es Schülerinnen und Schülern, einen verständlichen Einblick in die unterschiedlichen Richtungen des politischen Denkens zu gewinnen.
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